Oberburg: Der akribisch recherchierte Roman «Bis er gesteht» von Bestseller-Autorin Christine Brand ist die literarische Nacherzählung eines wahren Verbrechens.
Nach dem Krimi «Der Bruder», der im April dieses Jahres auf Platz eins der Schweizer Bestsellerliste landete und sich immer noch in den Top 15 hält, hat Christine Brand bereits einen neuen Roman herausgebracht. Die Autorin ist in Oberburg aufgewachsen und arbeitete bis Ende 2017 als Redaktorin bei der NZZ am Sonntag. Lange Jahre hat sie als Gerichts- und Kriminalreporterin gearbeitet. Ihr erstes Buch erschien 2008. «Bis er gesteht» ist ihr achter Krimi und ihr elftes Buch. Seit 2017 ist sie freischaffende Schriftstellerin und meist unterwegs; sie hat die Insel Sansibar zu ihrer zweiten Heimat gemacht.
Ein wahres Verbrechen
In ihrem neusten Buch zeichnet Christine Brand einen doppelten Kindermord nach, über den sie als NZZ-Journalistin berichtet hatte. Zur gewählten Art ihres Romans schreibt sie: «Ich habe den Fall in einer Form niedergeschrieben, die wohl dem Kammerspiel am nächsten kommt.» Sie verzichtet bewusst auf eine Parallelgeschichte, auf Nebenschauplätze und auf eigene Überlegungen und Gedanken. Sie schildert den Fall ausschliesslich anhand der Aussagen der Hauptpersonen, den Angeklagten, dem Verteidiger, den Experten, den Nachbarn, den Liebhabern. Diese Aussagen formuliert sie frei, sie basieren aber auf den Aufzeichnungen und Protokollen und stehen stets in Bezug zu den realen Geschehnissen in der Weihnachtsnacht 2007. Der Roman besteht einzig aus Dialogen – die Einvernahme der Beschuldigten durch die Ermittlerin – und Monologen – den Aussagen der Zeugen und Sachverständigen.
Wer ist der Täter?
Von der ersten bis zur letzten Seite stellt sich dem Leser die Frage: Warum mussten die beiden Kinder sterben und wer hat sie umgebracht? Und immer wieder wird ihm bewusst, dass die Aussagen der Beschuldigten und die Erkenntnisse der Forensiker nicht der Fantasie der Autorin entstammen, sondern dem wahren Leben entnommen sind. Und dieses Wissen lässt einen erschaudern; macht bewusst, zu was Menschen fähig sind. Es macht aber auch bewusst, mit welch schwierigen Situationen Polizei und Staatsanwaltschaft, Psychiater, Anwälte und Gerichtsreporter konfrontiert sein können. Es zeigt auf, wie akribisch Ermittler und Sachverständige nach Hinweisen, nach Beweggründen, nach der Wahrheit suchen. Und in diesem Bewusstsein ist das Buch eben nicht nur ein Roman, sondern auch ein Lehrbuch für Ermittler und Anwälte. Auf jeden Fall bedingt die Lektüre starke Nerven und ab und zu eine erholsame Lesepause.