Geigenbauer Hans Hofer in seiner Werkstatt in Bern / Bild: Bettina Haldemann-Bürgi (bhl)
Konolfingen: Hans Hofer ist Geigenbauer. Mit zwei Berufskollegen hat er ein Cello von Guadagnini nachgebaut. Nächste Woche werden die drei Instrumente gemeinsam erklingen.
«Ich liebe das feine Handwerk, die Arbeit mit Musik und Klang und den Kontakt mit den Menschen», erklärt Hans Hofer, der über Umwege Geigenbauer geworden ist. Zuerst lernte der Emmentaler Landwirt, dann liess er sich zum Lehrer ausbilden. Beide Berufe haben ihn geprägt.
Als ehemaliger Landwirt fühlt sich Hans Hofer mit der Landschaft des Emmentals und vor allem mit dem Wald sehr vertraut. «Einer meiner ersten Handlungen als selbstständiger Geigenbauer war der Kauf einer Rottanne von der Blasenfluh (1115 Meter über Meer, höchster Punkt der Gemeinde Signau). Das Holz erwies sich als ausgezeichnetes Klangholz», erzählt Hans Hofer. Als Lehrer hatte er einen guten Draht zu den Menschen. Das kommt ihm als Geigenbauer zu Gute. Zu seinen Kunden gehören nicht nur Schülerinnen und Schüler der Musikschule, sondern auch Amateure und Berufsmusikerinnen. Hans Hofer wohnt mit seiner Familie in Konolfingen und pendelt jeden Tag nach Bern, wo er selbstständig eine eigene Werkstatt führt.
Cello von grossem Geigenbauer
Eines Tages trat eine Familie mit einem Guadagnini-Cello in sein Geschäft. Sie wüssten nicht, was mit dem Instrument anstellen, erklärten sie. Hans Hofer konnte ihnen weiterhelfen und durfte als Dank das Instrument aus dem Jahre 1749 für drei Monate behalten. Giovanni Battista Guadagnini (1711-1786) war der letzte grosse Geigenbauer nach Stradivari und Guarneri. Seine Instrumente sind berühmt wegen ihres flachen Modells und tragenden Tons. Vieles am über 250-jährigen Instrument war original geblieben und stellte für den Geigenbauer eine grosse Inspiration dar. Was kann ich ablesen? Was kann ich ins Heute übertragen? Hans Hofer holte zwei Berufskollegen mit ins Boot. Gemeinsam untersuchten sie das Instrument, nahmen Mass, erstellten Skizzen, studierten den Lack. Dann beschlossen sie, aufgrund der gesammelten Daten drei neue Celli aus demselben Holz und mit denselben Massen zu bauen.
«Heute ist vorgeschrieben, wie lang der Hals bei einer Geige sein muss. Früher gab es viel weniger Normen und die Geigenbauer hatten viel grössere Freiheiten», erklärt der Geigenbauer. Als es darum ging, Solisten zu finden, welche bereit waren, die drei Celli öffentlich zu spielen, kontaktierte Hans Hofer den Berner Cellisten Matthias Schranz. Dieser machte sich auf die Suche nach Werken, welche die Instrumente zur Geltung bringen. Cello-Duos von Reinhold Glières (1875-1956) beispielsweise, die in verschiedenen Besetzungen gespielt werden, oder sphärische Klänge von Babak Golestani (*1981) für drei Celli und Kontrabass.
Alles gleich – ausser der Ton
Für die Tonqualität des Instruments ist die Qualität des Fichtenholzes von grösster Bedeutung. Die drei Celli, die in Langnau zum ersten Mal gemeinsam gespielt werden, sind nicht aus einheimischem Holz gebaut. Das Ahornholz (für Boden und Zargen) stammt aus dem Balkan, die Fichte (für die Decke) aus Italien. Bleibt die Frage nach dem Klang. Tönen die drei Celli nun alle gleich oder doch anders? «Sie klingen sehr verschieden», verrät Hans Hofer, «ähnlich wie bei einem Gemälde schwingt in jedem Instrument die Persönlichkeit des Geigenbauers mit. Wenn ich mein Instrument höre, ist es so, als würde ich in den Spiegel schauen.»