Die Feuerwehr Konolfingen zählt nach den Abgängen noch 60 Leute. Die kantonalen Vorgaben sind damit erfüllt. / Bild: Markus Zahno (maz)
Konolfingen: An der Gemeindeversammlung mussten die Behörden harsche Kritik einstecken, weil 27 Leute aus der Feuerwehr ausgetreten sind. Versöhnung ist nach wie vor nicht in Sicht.
Irgendwann steht ein Bürger auf. «Das Ganze endet langsam in einer Schlammschlacht», sagt er und fordert in einem Ordnungsantrag die sofortige Beendigung der Diskussion. Die Mehrheit der gut 100 Leute, die im Saal sitzen, sieht das ebenso und stimmt dem Antrag zu.
Über eine Stunde lang hat die Gemeindeversammlung zuvor über die Feuerwehr Konolfingen («Konofire») diskutiert. Diverse Bürgerinnen und Bürger sowie Feuerwehrmänner äusserten teils heftige Kritik an Gemeindepräsident Heinz Suter und den Konolfinger Behörden. Diese seien schuld an der Rücktrittswelle in der Feuerwehr. Es werde schlecht, beziehungsweise falsch informiert, Feuerwehrleute würden übergangen oder respektlos behandelt. Zudem äusserten mehrere Konolfinger die Befürchtung, dass nach der Kündigungswelle im Ernstfall zu wenige Feuerwehrleute vorhanden wären. «Ich mache mir echte Sorgen», sagte ein Bürger.
Bedingungen erfüllt
Letztes Jahr reichte der Konolfinger Zivilschutzkommandant seinen Rücktritt ein. Auch der Feuerwehrkommandant kündigte an, aufzuhören. In der Folge legte die Gemeinde die beiden Bereiche zusammen und stellte mit Andreas Fähndrich einen gemeinsamen Kommandanten an. Dieser habe sich der Truppe nicht vorgestellt, sei an Übungen nicht präsent gewesen, kritisierten Feuerwehrleute. Sie fühlten sich nicht ernst genommen. Schliesslich reichten 27 aus Protest ihre Kündigung ein. Trotzdem sei Konofire nach wie vor einsatzfähig, erklärte Heinz Suter an der Gemeindeversammlung. Der ebenfalls anwesende kantonale Feuerwehrinspektor Peter Frick bestätigte dies. Die Feuerwehr habe einen Bestand von 60 Leuten, zehn mehr als von der Gebäudeversicherung gefordert. 26 Konolfinger Feuerwehrleute können im Atemschutz eingesetzt werden; dort ist der Richtwert (30) nicht erfüllt. Entsprechend hat Konolfingen die Auflage, in diesem Bereich zusätzliche Leute auszubilden.
Zudem hat sich die Gemeinde laut Suter mit der Nestlé-Betriebsfeuerwehr auf eine Zusammenarbeit ge-
einigt. Montags bis freitags würde Nestlé Konofire im Ernstfall mit einer Handvoll Leuten unterstützen.
Know-how verloren
Den Behörden gelang es aber nicht, die Bedenken zu zerstreuen. Im Gegenteil. «In mir drin brennt es», erklärte ein junger Mann, der weiterhin in der Feuerwehr tätig ist. «Ich will helfen, engagiere mich für die Sicherheit der Bevölkerung. Aber so viele Kollegen sind gegangen – das ist sehr schwierig für uns», sagte er mit bebender Stimme. Auch ein anderer Bürger mahnte die Behörden, «nicht ständig auf denen herumzuhacken, die sich in der Feuerwehr engagieren».
Immer wieder brandete nach solchen Aussagen Applaus auf. Es gab aber auch ironisches Gelächter, zum Beispiel, als Gemeinderätin Therese Schürch erklärte, «dass es am Anfang sicher nicht gut gelaufen ist». Oder als Gemeindepräsident Heinz Suter zu Protokoll gab: «Ja, durch die Kündigungen geht Know-how verloren. Aber es ist auch eine Chance für Jüngere, welche die Lücken füllen.»
So war am Schluss denn niemand glücklich. Und wohl mancher im Saal ahnte: Die Diskussionen um Konofire werden nach der «Chropfläärete» an der Gemeindeversammlung nicht verstummen. Davon zeugt auch das emotionale Gespräch, das sich ein zurücktretender Feuerwehrmann nach der Versammlung mit Heinz Suter lieferte und bei dem er die Kritikpunkte abermals wiederholte.
Budget genehmigt
Ach ja, an der Konolfinger Gemeindeversammlung wurde auch noch über anderes gesprochen. Unter anderem sagten die Bürgerinnen und Bürger Ja zum Budget 2022. Dieses sieht ein Minus von 154´000 Franken vor. Die Steueranlage bleibt bei 1,59 Einheiten, ab 2025 sei wegen anstehender Investitionen aber eine Erhöhung auf 1,69 Einheiten denkbar, erklärte Gemeinderätin Barbara Aeschlimann.