Neu soll diese Schwelle auf der Höhe der Gärtnerei Marti durch fischgängige Blockriegel ersetzt werden. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Aeschau: Nachdem auch gegen Änderungen im Projekt «Revitalisierung Emme Aeschau» keine Einsprachen eingegangen sind, kann mit den Arbeiten diesen Herbst begonnen werden.
Zurück zu naturnahen Fliessgewässern – das ist das Ziel des kantonalen Revitalisierungsprogramms 2016 bis 2035. Es legt fest, mit welchen baulichen Massnahmen ein Fliessgewässer revitalisiert werden soll. Ob und zu welchem Zeitpunkt Massnahmen ausgeführt werden, liegt letztlich in der Verantwortung der Wasserbauträger.
Die verantwortlichen Wasserbauträger im Projekt «Revitalisierung Emme Aeschau» sind die Schwellenkorporationen Signau und Eggwil. Im Bewusstsein ihrer Verantwortung hatten sie bereits 2014 ihr Projekt gestartet. Aufgrund notwendiger Abklärungen im Zusammenhang mit der Grundwasserfassung und einer notwendigen Projektänderung komme das Projekt nun erst 2022 zur Ausführung, erklärt Thomas Scheuner die Verzögerung. Scheuner ist Projektverantwortlicher des beauftragten Ingenieurbüros Kissling + Zbinden AG aus Bern. Die Arbeiten fänden auf einer Länge vom 1,4 Kilometern statt, zwischen der Gärtnerei Marti und der Wüthrich Holz AG.
Auslöser des Projekts
Die Ufer der Emme im Bereich Aeschau seien stellenweise hart verbaut, zum Beispiel mit Natursteinblöcken, erläutert Scheuner die aktuelle Situation. Vereinzelte Verbauungen seien in einem schlechten Zustand. Zusätzlich bestünden in der Emmesohle fünf Querbauwerke (Schwellen), welche die Fischwanderung behinderten. Aufgrund des breiten Abflussprofils führe die Emme bei Trockenheit kaum mehr Wasser; dieses erwärme sich stark. Darunter leide die Gewässerfauna. Zudem senke sich die Gewässersohle aufgrund eines Geschiebedefizits aus dem Oberlauf ständig ab. Das habe zur Unterspülung von Uferverbauungen geführt.
Die intakten Bauwerke würden mit ökologischen Strukturen ergänzt (zum Beispiel Einbau von Wurzelstöcken als Fischunterstände) und die beschädigten Bauten ingenieurbiologisch saniert. Weiter sollen die bestehenden Querbauwerke fischgängig umgebaut werden. Eine Niederwasserrinne soll den Abfluss auch während Trockenzeiten sicherstellen; und mit fischgängigen Blockriegeln soll der Sohlenerosion entgegengewirkt werden, führt Scheuner weiter aus.
Die Nautilusschwelle
«Speziell im vorliegenden Projekt ist der Einbau eines neuen Riegeltyps, die sogenannte Nautilusschwelle oder Schneckenbuhne. Die Form der Schnecke mit einem sich kontinuierlich verengenden Radius bewirkt, dass sich das Wasser immer schneller nach innen dreht und sich somit einwirbelt. So wird erreicht, dass die Energie in die Gewässermitte beziehungsweise zum Innenufer gelenkt wird»,erklärt Thomas Scheuner. Diese spiralförmige Verbauung kombiniere die Anforderungen an den Hochwasserschutz sowie an die ökologische Aufwertung in innovativer Weise». Auch sei dieser Typ kostengünstiger als konventionelle Lösungen. In der Schweiz gebe es aber noch wenig Erfahrungen damit, insbesondere bei einem so grossen Fluss wie der Emme.
Die Projektänderungen
«Während der Planung haben wir festgestellt, dass die bestehende Schwelle auf Höhe der Gärtnerei Marti in einem baulichen Zustand ist, welcher eine Sanierung und die damit einhergehende Absenkung nicht rechtfertigt», erläutert Scheuner. Daher sei beschlossen worden, diese vollständig zurückzubauen und mit vier fischgängigen Blockriegeln zu ersetzen. Zudem sei in Absprache mit den Grundeigentümern entschieden worden, anstatt einer Böschungserhöhung mit einer Terrainmodellierung den Hochwasserschutz sicherzustellen.
Nachdem keine Einsprachen gegen diese Änderungen eingegangen seien, könne mit den Arbeiten im Oktober begonnen werden. Ziel sei, im Frühjahr 2024 die Bauten Fluss und Fisch übergeben zu können, schliesst Thomas Scheuner.