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Berufsschulen: KV bleibt in Langnau

Berufsschulen: KV bleibt in Langnau
Das Berufsschulhaus in Langnau wird auch künftig vom Bildungszentrum Emme genutzt. / Bild: zvg
Kanton Bern/Emmental: Die Befürchtung, dass mit der Reform der Berufsfachschulen das Emmental geschwächt wird, bewahrheitet sich nicht. Einige offene Fragen gibt es aber noch.

Das Projekt Berufsfachschulen 2020 hat zum Ziel, «die Lehrberufe optimal auf die Schulstandorte zu verteilen und dabei die rasche Entwicklung in den Berufsfeldern sowie die demografischen Trends zu berücksichtigen», umschreibt die kantonale Bildungs- und Kulturdirektion die Reform, die ab dem Schuljahr 2023/24 greifen soll. Im Emmental sorgte man sich, dass das Bildungszentrum Emme (BZ Emme) mit den Standorten Burgdorf und Langnau geschwächt werden könnte. Im Grossen Gemeinderat von Langnau kam das Thema Berufsfachschule mehrfach aufs Tapet. Besonders gross war die Befürchtung, dass die Abteilung Kaufleute ganz nach Burgdorf verlegt werden könnte. Letzten Sommer bestätigte das BZ Emme dies noch in einer Stellungnahme zu einer Interpellation. 

Diese Gefahr ist nun, zumindest vorläufig, abgewendet. Aufgrund der Rückmeldungen in der Konsultation verzichtet der Kanton auf einige der vorgeschlagenen Änderungen (siehe Kasten). 


Noch folgt die KV-Reform

Zufrieden mit dem Ergebnis zeigt sich Thomas Wullimann, Direktor des BZ Emme. «Es ist zwar noch nicht bei allen Berufen klar, wie die Reform umgesetzt wird, doch grundsätzlich wird die Region Emmental-Oberaargau gestärkt.» So bleibe die KV-Klasse –anders als befürchtet – in Langnau bestehen. Einzig die Leitung des Bereichs Detailhandel/KV liege neu bei der Berufsfachschule Langenthal, erklärt Wullimann. Das sei eine rein organisatorische Änderung (Kasten). 

Allerdings: Ganz aus dem Schneider ist die KV-Klasse in Langnau womöglich noch nicht. Einerseits brauche es genug Lernende, gibt der Direktor des BZ Emme zu bedenken. Andererseits stehe die Reform der KV-Ausbildung an. Ab 2023/24 werde es nicht mehr Fächer geben, sondern Handlungskompetenzbereiche, aus denen die Lernenden auswählen könnten. Im ersten und zweiten Lehrjahr stünden zwei Optionen zur Wahl, im dritten Lehrjahr deren vier. «Ob und wie wir das mit nur einer Klasse umsetzen können, ist noch nicht klar.» 


Detailhandel bleibt in Burgdorf

Klar ist indes, dass der Bereich Detailhandel in Burgdorf bleibt. Ursprünglich sah der Kanton vor, diesen ganz nach Langenthal zu verlegen. Auch die Restaurantfachleute bleiben in Burgdorf und wechseln nicht an die GIBB in die Stadt Bern. Das BZ Emme kann nicht nur alle Berufe beziehungsweise Klassen halten, sondern gewinnt sogar neue dazu. «Wir können zwei Maurer-Klassen sowie eine für Baupraktikerinnen von der GIBB übernehmen», sagt Thomas Wullimann. Auch bei den Montage-Elektrikern werde künftig eine zusätzliche Klasse geführt. 

Bei den Schreinern müssten noch weitere Gespräche geführt werden. Möglicherweise könne Langnau hier Klassen von Langenthal übernehmen, so Wullimann. Der Schreinermeisterverband plane zudem, ein Zentrum zu bauen, um die überbetrieblichen Kurse (ÜK) künftig zentral durchzuführen. Heute werden diese an den Berufsfachschulen angeboten. Noch sei nicht klar, was dies für Auswirkungen haben werde. 

Ebenfalls noch nicht das letzte Wort gesprochen sei beim Beruf Fachmann/Fachfrau Betriebsunterhalt. Diese Lernenden gehen heute alle in Thun zur Schule. Der Beruf erfreue sich steigender Beliebtheit. «Wir hätten im Emmental und Oberaargau genug Lernende, um selber zwei Klassen zu führen», erklärt der Direktor.  

Mit Sicherheit sagen könne er, dass das Schulgebäude des BZ Emme in Langnau auch weiterhin genutzt werde und voll ausgelastet sei und bleiben werde, sagt Thomas Wullimann. Auch diesbezüglich kamen in der Politik Zweifel auf.  

«Ja», «ja, aber» und einige kritische Reaktionen

176 Stellungnahmen sind zum Projekt Berufsfachschulen 2020 (BFS 2020) beim kantonalen Mittelschul- und Berufsbildungsamt eingegangen. «Die übergeordneten Projektziele sind grundsätzlich auf grosse Zustimmung gestossen, die Bereitschaft zu Kompromissen ist vorhanden», bilanziert Amtsvorsteherin Barbara Gisi. Es seien aber auch viele Rückmeldungen im Stil von «ja, aber» eingegangen. Und weil natürlich alle lieber mehr Berufe erhalten statt abgeben, sei auch Kritik angebracht worden. 

«Aus der Region Emmental gab es einige Rückmeldungen, die Klassen für Detailhandel müssten in Burgdorf bleiben und die einzige KV-Klasse müsse in Langnau weitergeführt
werden», führt Barbara Gisi aus.
Die Berufsbildung sei eine partnerschaftliche Aufgabe und die Rückmeldungen würden ernst genommen. Deshalb sehe der Kanton von gewissen geplanten Änderungen ab. Die Umsetzung erfolge ab Schuljahr 2023/2024.


Neue Form der Zusammenarbeit

Am Bildungszentrum Emme ändere sich aktuell nicht viel (siehe Hauptartikel). Einzig gehe die organisatorische und fachliche Leitung des Detailhandels und der kaufmännischen Berufe an die Berufsfachschule Langenthal über, erklärt die Amtsvorsteherin. Es handle sich um eine neue Form der Zusammenarbeit zweier Berufsfachschulen. Auf diese Weise könne eine grössere Fachschaft gebildet werden. «Die Pensen können konstanter geplant und Pensionierungen oder Wechsel besser getragen werden.» Berufsentwicklungen würden gemeinsam verantwortet. Insgesamt werde die Position des Bereichs KV/Detailhandel in der Region gestärkt, auch weil er eine grössere Einheit bilde, so Gisi. 


Das Ziel der Reform

Ziel des Projekts BFS 2020 ist es, dass die Berner Berufsfachschulen «pädagogisch und fachlich gut positioniert die grossen Herausforderungen der Zukunft meistern können». Als Beispiele nennt Barbara Gisi die fortschreitende Digitalisierung, die sich wandelnden Anforderungen an das Lernen und die demografische Entwicklung. Dazu sollen die Berufe optimal auf die Regionen verteilt und die Kooperation unter den Schulen gefördert werden. Der vorhandene Schulraum soll optimal ausgelastet werden. Nicht zuletzt gehe es darum, Kosten einzusparen, «damit die in den nächsten Jahren zu erwartenden Mehrkosten durch die wachsende Zahl der Lernenden mindestens teilweise kompensiert werden kann», hält die Amtsvorsteherin fest.

10.02.2022 :: Silvia Wullschläger (sws)