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Meister der Fabulierkunst

Langnau: An der Online-Lesung von Christoph Simon beteiligte sich auch die Regionalbibliothek Langnau. Das Publikum am Bildschirm lernte «Fäbu» kennen, ein Suboptimist.

Christoph Simons Buch trägt den Titel «Der Suboptimist». Der Begriff existiert gemäss Duden nicht, es ist Simons ureigene Wortschöpfung. Letzten Donnerstag gab der Schriftsteller und Slam Poet vor laufender Kamera einen Einblick in sein neues Werk. «Fäbu ist mein Fahrer», begann Simon. Fäbu sei ein Alt-68er, Generation Hippie, und fahre ihn, Simon, mit seinem alten VW-Bus an jeden Auftritt. Fäbu warte jeweils im Bus, höre Pink Floyd, rauche einen Joint oder hoble sich die Hornhaut von den Fersen. Während den langen Fahrten stellt Simon seinem Fahrer ab und an eine Grundsatzfrage. Dieser fabuliert darauf über das Universum, sein Leben als Basketballer und träumt von einem Tanz mit Michelle Obama. Fäbu hält sich für alt und weise, Simon dagegen für körperlich verspannt und erteilt ihm Anweisungen, wie er die Verkrampfungen lösen könne.


Optimal im suboptimalen Umfeld

Fäbu sei einer der Guten, fasst Simon zusammen, er verliere nie die Nerven und reagiere stets optimal in einem suboptimalen Umfeld. Daher offenbar der Titel des Buches: Fäbu ist ein Suboptimist.

Andrea Grichting, Leiterin der Stadtbibliothek Burgdorf, moderierte den Anlass, der per Video live übertragen wurde. Die Zuschauenden richteten von zu Hause aus per Chat Fragen an Simon, Grichting leitete sie weiter. «Wie und wo kommst du auf deine Ideen?» Er habe keine Ideen, gab Christoph Simon an, er habe nur Probleme und versuche, ihnen auszuweichen, um nicht aus jedem Problem ein Problem zu machen. 

Grichting hakte nach und fragte, ob er diese Doppelbödigkeit daheim ablege. «Verstehen dich deine Kinder immer? Führt das nie zu Missverständnissen?» Statt die Frage zu beantworten, machte Simon vor, wie es bei ihm zu Hause läuft. Er schlüpfte in die Rolle eines Erwachsenen, der ein Kind imitiert, das wiederum einen Erwachsenen nachahmt. Das klingt kompliziert, aber Simon schaffte es sogar in dem Hinterzimmer der Kornhausbibliothek, die Situation vor der Kamera hinreissend zu spielen. Dafür hätte man ihm gerne applaudiert, was leider unmöglich war über den Chat.

Grichting spürte die Distanziertheit ebenso. Sie fragte Simon, ob er sich freue, bald wieder auf der Bühne stehen zu können. «Und wie», sagte er. «Ich habe versucht, auf allen Kanälen präsent zu sein.» Doch selbst eine kleine Darbietung nachts in einem Wald sei besser als das hier.

24.02.2022 :: Gabriel Anwander (agl)