Hans Schmidiger schreibt nicht nur berndeutsche Geschichten, sondern spielt bereits seit 65 Jahren Schwyzerörgeli. / Bild: Gertrud Lehmann (glh)
Eggiwil: Mit einem kunterbunten Nachmittag im Bärensaal stellte Hans Schmidiger sein letztes Buch vor und verabschiedete sich von seinen treuen Leserinnen und Lesern.
Eigentlich wollte sich der beliebte Berndeutsch-Autor Hans Schmidiger aus Oberburg schon einmal – oder eigentlich schon zweimal – verabschieden. Er meinte, mit «Dank heigisch» sei alles gesagt und er könne sich zur Ruhe setzen. Dann kamen ihm 2020 wieder Begebenheiten in die Quere, über die er sich Gedanken machte und die er auch aufschrieb. Es entstand das Buch «Fyrabe», und seine Leserinnen und Leser hatten absolut nichts dagegen.
Was dann mit Corona die letzten beiden Jahre über das Emmental und das ganze Land hereinbrach, konnte einfach nicht unkommentiert bleiben. So ist schliesslich das Buch «Nach em Fyrabe» entstanden, Schmidigers reifstes Werk.
Kunterbunter Nachmittag
Eigentlich wird an einer Buch-Vernissage der Autor vorgestellt, er liest ein paar Abschnitte aus seinem Buch vor und dazwischen spielt jemand ein wenig Musik. Nicht so bei Hans Schmidiger. Der Selfmademan machte alles selbst. Im vollbesetzten Bärensaal griff er zum Örgeli und spielte zusammen mit seinen beiden Kolle-gen Heiri Trachsel und Walter Lüthi ein paar «lüpfige» Stücke, dass es manchen sichtbar in den Beinen juckte.
Dann stülpte er das Mikrofon über und begann zu erzählen. Warum es das Zvieri zum gleichen Preis wie vor 30 Jahren gäbe, und warum die Schwartenwurst nicht vom Sieche-Dänu, sondern aus der «Hipumetzg» stamme. Und von seinen Jubiläen: 75 Jahre Hans Schmidiger, 65 Jahre Schwyzerörgeli, 30 Jahre CD-Taufe am Ort, 25 Jahre Schriftstellerei, 15 Jahre erstes Buch.
Ein Leben voller Überraschungen
Dann kamen Müsterli aus einem langen Leben voller Überraschungen, untermalt mit Dias. Geboren auf einem stotzigen Heimetli weit hinter Schangnau, mit einstündigem Schulweg, bemerkte niemand etwas von Hanses musikalischen und schriftstellerischen Talenten. Auch dass der schmächtige, scheue Bub davon träumte, Polizist zu werden, quittierte sein Lehrer mit Kopfschütteln und Spott. Und doch hat er sich durchgesetzt, ohne Unterstützung alles Ge-wünschte erreicht. 38 Jahre lang war er Polizist, 32 Jahre davon bei der Fahndung. Nur seine vom Göttibatzen erworbene Blockflöte tönt heute noch genauso jämmerlich wie damals, als er im Keller unten üben musste.
Schöne Erinnerungen
«Muugyge» und Schwyzerörgeli hingegen begleiteten ihn ein Leben lang an viele Auftritte mit unterschiedlichen Formationen, von denen die heutigen Begleiter übrig geblieben sind. Das Örgeli, behauptete er, habe ihm zeitlebens den Psychiater ersetzt. Auch seine im Oberemmentaler Dialekt geschriebenen Kurzgeschichten fanden Anklang. Mit seinen Büchern, Hörbüchern und zahllosen Vorlesungen machte er vielen Leuten Freude. Oft liess er die Personen in seinen Geschichten sagen, was er selbst dachte, und sprach damit vielen Leuten aus dem Herzen. An seiner ersten CD- und Buchvernissage «Dä cheibe Gwunger» in der Mehrzweckanlage Oberburg gaben sich übrigens «Oesch´s die Dritten» die Ehre – die drei Jungen noch als Kinder, wie auf den Lichtbildern zu sehen ist.
Bevor man zum Verkauf des neuen Buches schritt, las der Autor noch ein kleines Stück daraus vor. Es handelt von der Corona-Pandemie im Emmental, mit Zeichnungen von Christian Siegenthaler. Mit diesem «allerletzten» Buch «Nach em Fyrabe», wie alle anderen herausgegeben vom Verlag Herrmann in Langnau, will sich Hans Schmidiger ins Rentnerleben zurückziehen und auf öffentliche Auftritte wie Vernissagen, Mundartnachmittage und Folkloredarbietungen verzichten. Der verdiente Ruhestand sei ihm gegönnt.