Alfred Bohren auf dem Pausenplatz der Sek Langnau. Hier wurde er als Giel beim «Chneble» entdeckt. / Bild: Peter Eggimann (ped)
Eishockey: Alfred Bohren ist eine Legende. Ein Leben ohne Eishockey kann sich der 66-jährige Langnauer Meisterstürmer auch im Pensionsalter nicht vorstellen.
Vor dem ersten Heimspiel dieser Saison gegen die ZSC Lions wurde Alfred Bohren für seine grossen Verdienste mit einem Leibchen mit der Rückennummer 21 geehrt. Die 21 bezieht sich nicht auf die Anzahl Jahre, in denen er für «seinen» SCL spielte oder coachte oder sonst etwas tat. Die 21 war seine Rückennummer in der erfolgreichsten Mannschaft der Klubgeschichte. Er ist einer von nur acht Spielern, die zwischen 1975 und 1981 einen Meistertitel, zwei Silber- und drei Bronzemedaillen gewannen. Dem Langnauer «Härzleche Dank, Fredu» hätte sich auch Swiss Ice Hockey anschliessen können: Denn für den Verband «chrampfet» er in verschiedenen Funktionen auch schon seit 35 Jahren.
Von Max Liniger ermuntert
Wo die jahrzehntelange Eishockeyreise durch die Schweiz und die weltbesten Eishockeyländer begann, daran erinnert sich Alfred Bohren noch genau. «Es war auf dem Pausenplatz des Sekundarschulhauses in Langnau. Max Liniger, der langjährige SCL-Sportchef und damalige Seklehrer, hat mich beim ‹Chneble› gesehen und mich ermuntert, zu den Junioren zu kommen. Ich habs getan, und seither bin ich dem Eishockey verfallen.»
Bohren hat bis heute nie vergessen, wo er die ersten Möglichkeiten erhalten hat, seine ungewöhnlich lange Karriere zu beginnen: in Langnau. «Ohne den SCL hätte ich nie erlebt, was ich bisher erleben durfte. Hier habe ich mein Herzblut für den Eishockeysport entdeckt», sagt er. Auch als Trainer, Ausbildner und Projektleiter ist Alfred Bohren das geblieben, was er schon als Flügelstürmer gewesen ist: unbequem, hartnäckig, kämpferisch, ausdauernd. Kein Topskorer, kein Filigrantechniker und auch nicht pfeilschnell. Aber ein wertvoller Mannschaftsspieler und Allrounder. Bohren eckt mit seiner Art auch an und er hat deshalb nicht nur Freunde. Aber, und dies wiederum spricht für ihn, er wird auch immer wieder angefragt, um dies und das im vielseitigen Eishockeygeschäft zu tun. Als Mann für alle Fälle mit überdurchschnittlich viel Erfahrung.
Bohren hat als Junior begonnen, war als Schriftsetzerlehrling beim «Emmentaler Druck» reiner Eishockey-Amateur und er lebte den Übergang zum Halbprofitum. Profi wurde er erst als Coach. 2002/03 sprang er für den entlassenen Wassili Tichonow ein und schaffte den Ligaerhalt in der NLA. Er wurde mit den SCL-Novizen und Elitejunioren Schweizer Meister ebenso wie in der 1. Liga mit Wiki und Huttwil. An der U20-WM 1998 gewann er als Assistent von Bill Gilligan die Bronzemedaille und als Headcoach der U17-Junioren zwei weitere Bronzemedaillen an den Jugend-Olympiaden. Profi ist er immer noch, selbst mit 66 als Eishockey-Pensionär.
An den Weltbesten orientieren
Während seiner langen Eishockeyreise als Trainer und Ausbildner hatte Alfred Bohren mit drei, vier Generationen zu tun. Die jahrelange Zusammenarbeit mit den jungen Spielern und die eigene Lernbegierde verhinderten den Stillstand seiner Entwicklung. Vor allem eines habe er gelernt: «sich an den Weltbesten zu orientieren.» Dies wurde ihm erstmals während der Vorbereitung auf die U20-WM 1997 in Genf klar. «Oben bleiben, nicht absteigen», lautete die Zielsetzung von ihm und von Headcoach Ueli Schwarz. Doch damit waren nicht alle einverstanden, wie sich Alfred Bohren erinnert. «Einer stand auf und sagte: Wir wollen eine Medaille gewinnen.» Nur ein Jahr später war es schon so weit: WM-Bronze an der U20-WM in Helsinki.
Der junge Mann, der damals aufstand, war kein Geringerer als Mark Streit – der Verteidiger, der sich als erster Schweizer Feldspieler in der NHL durchsetzte, der 2011 als erster Schweizer bei den New York Islanders Captain wurde und sechs Jahre später mit Pittsburgh den Stanleycup gewann.