Als Beraterin am Inforama weiss Renate Hurni, dass Frauen in der Landwirtschaft mit vielfältigen Problemen zu kämpfen haben. Am Bäregg-Frauen-Forum zeigte sie auf, wie Ängste entstehen. / Bild: Rebekka Schüpbach (srz)
Bärau: «Befreiter Leben und Ängste überwinden» – am 22. Bäregg-Frauen-Forum wurden Strategien zur Selbsthilfe aufgezeigt und auch Erfahrungen ausgetauscht.
«Angst und Sorgen sind schlechte Ratgeber», sagte Renate Hurni, die erste der beiden Referentinnen an diesem vom Inforama organisierten und von Bettina Müller geleiteten Nachmittag. Als Mutter, Bäuerin sowie Beraterin und Coach beim Inforama kennt Hurni die vielfältigen Probleme, die Frauen in der Landwirtschaft beschäftigen: Arbeitsüberlastung, Angst davor, Rechnungen nicht mehr bezahlen zu können, Konflikte in der Mehr-Generationen-Familie und einiges mehr. «Bei uns steht eine herausfordernde Hofübergabe an», ergänzte eine Bäuerin im Saal. Eine andere Frau plagen angesichts der Weltlage Zukunftsängste.
Angst ist ein Urgefühl
«Gefühle wie Angst entstehen im Kopf», erklärte die Referentin und zeigt auf ein schematisch dargestelltes Nervengeflecht auf der Leinwand. «Über die Nervensysteme verbreiten sie sich in den ganzen Körper und können diesen beeinflussen, indem sie zum Beispiel Magenschmerzen oder Verdauungsbeschwerden verursachen.» Dieses Urgefühl verspüre man oft in bestimmten Momenten, etwa bei Dunkelheit im Wald oder in einer Menschenmenge. Angst könne einen zwar vor Gefahren schützen, im Ex-tremfall aber sogar krank machen.
Mit Sorgen verhalte es sich etwas anders. Sie seien zukunftsgerichtet und man mache sie sich oft selber. «Was nützt es, wenn ich mir Sorgen mache um meine Kinder, die im Ausgang sind?», fragte Hurni rhetorisch. Es ändere nichts an der Situation, und wenn ein Unfall passiere, könne sie sowieso nichts dagegen tun. Aus demselben Grund rät Renate Hurni auch, nicht ständig Nachrichten zu konsumieren. «Wir werden überflutet von Informationen.» Und oft sei kaum zu unterscheiden, was falsch und was richtig sei.
Handeln hilft
Hilfreiche Strategien, um mit Ängsten und Sorgen umzugehen, zeigte die zweite Referentin auf: Christine Burren. Die Könizerin ist ebenfalls Beraterin am Inforama und hat sich auf soziale Themen spezialisiert. Zudem ist sie dreifache Mutter und bewirtschaftet gemeinsam mit ihrem Mann einen Milchwirtschaftsbetrieb.
Wichtig sei ein positives Selbstbild: «Wenn man an eigenen Ängsten und Sorgen arbeitet, ist man zufriedener mit sich.» Dies erreiche man zum Beispiel, indem man negative Gedanken in positive umwandle. Der Satz «Ich schaffe das alles nicht» wird zu «Ich habe heute genügend Energie, um alles, was ich plane, zu erreichen». Am Besten schreibe man sich diese Sätze auf, um sie stets präsent zu haben.
«Handle!», forderte Christine Burren die Zuhörerinnen auf. Wer die Übersicht über die Finanzen verloren habe, könne mit Hilfe eines Beraters Ordnung ins Chaos bringen. Bei Zukunftsängsten helfe es vorzusorgen: «Ich habe einen Notvorrat und Kerzen angeschafft, um eine Stromlücke überbrücken zu können. Diese Sorge konnte ich danach ablegen.»
Waren die Sorgen berechtigt?
Hilfreich könne auch ein Sorgentagebuch sein. Dieses unterteilt man in zwei Spalten: In der ersten wird das Datum und die Sorge eingetragen, in der zweiten kreuzt man an, ob die Befürchtung eingetroffen sei. So könne man sich visuell verdeutlichen, dass die meisten Sorgen überflüssig seien.
Tipps hatte auch das Publikum, in dem ein Mann auszumachen war. Genannt wurde etwa eine Strategie, um das «Gedankenkarussell» vor dem Einschlafen zum Stillstand zu bringen: «Ich stelle mir vor, dass ich über die Landschaft fliege, wie ich es im Europapark erlebt habe», beschrieb eine Frau. Eine andere riet zur Wechselatmung und eine dritte hat sich aufs Kneippen verlegt: «Wenn ich nicht schlafen kann, wate ich eine Weile im Brunnen hin und her. Danach kann ich wunderbar einschlafen.»
«Mir hat es sehr gut gefallen, wie auch beim letzten Mal», meinte mehr als eine der teilnehmenden Frauen auf Nachfrage. Und falls einige der daheim gebliebenen Männer sich darüber wundern, weshalb ihre Frau plötzlich kerzengerade und mit den Händen in die Hüfte gestemmt vor ihnen steht: Keine Angst, es ist nur die «Mut-Haltung» – alles am Forum gelernt.