Der Kanton braucht Asylunterkünfte: Das Forum hat Platz und braucht Geld

Der Kanton braucht Asylunterkünfte:  Das Forum hat Platz und braucht Geld
In den Zimmern, wo bislang Sportler logierten, werden in den nächsten Jahren Asylsuchende leben. / Bild: zvg
Sumiswald: Das Forum soll zum Teil als Integrationszentrum für Asylsuchende genutzt werden. Damit werden nötige Plätze geschaffen und das Forum verdient trotz der Schliessung Geld.

Es sei derzeit einfach die beste Lösung für das Forum Sumiswald, meint  Gemeindepräsident Fritz Kohler knapp. Wegen steigender Energiekosten musste das Forum das Hallenbad schliessen (die «Wochen-Zeitung» berichtete). Per Ende Jahr folgen die Hotellerie und das Restaurant.


Stilllegen oder zwischennutzen?

Die Leitung der Forum Sumiswald AG stand vor der Entscheidung: entweder grosse Teile stilllegen oder eine Zwischenlösung suchen. «Die Regierungsstatthalterin Claudia Rindlisbacher brachte die Idee ins Rollen», berichtet Hans Grunder, Verwaltungsratspräsident der Forum Sumiswald AG. Im Emmental mangle es an Unterbringungsplätzen für Asylsuchende und das Forum würde sich dafür eignen. «Dann ging es schnell», berichtet Grunder weiter. «Am Morgen erhielt ich einen Anruf seitens des Kantons, am Abend wurden die Räume bereits besichtigt.» Innert einer Woche war das Projekt aufgegleist. Die ersten Asylsuchenden aber werden frühestens im Februar dort einziehen, wie die kantonale Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) mitteilt. Die Höhe des Mietzinses wird nicht kommuniziert.

Die Gemeinde ist nicht direkt involviert, mit einem Anteil von 35 Prozent ist sie aber die grösste Aktionärin der Forum Sumiswald AG. Sie unterstützte das Sportzentrum mit jährlich 150´000 Franken und gewährte vor zwei Jahren ein Darlehen in der Höhe von 850´000 Franken, um den Betrieb vor dem Ruin zu retten. «Das Unternehmen kann das Darlehen nur zurückzahlen, wenn Einnahmen reinkommen. Es ist eine Zwangslage», hält Gemeindepräsident Fritz Kohler fest. Auch um die Planung des künftigen Betriebs angehen zu können brauche es Geld, fügt Kohler an und betont. «Ich möchte, dass das Forum wieder für Sport genutzt wird. Wir brauchen diese Institution in unserer Region. Ich hoffe, dass es weitergeht.»

Um das Forum Sumiswald, in dem beispielsweise auch viele auswärtige Schulen ihren Schwimmunterricht absolviert haben, breiter abzustützen, wurden die Gemeinden der Region angefragt, ob sie bereit wären, einen Beitrag an die Planungskosten zu sprechen – bis Ende Jahr werden die Antworten erwartet. «Bisher ist der Rücklauf noch nicht so berauschend», sagt Fritz Kohler.


In Huttwil funktionierts

Während drei Jahren sollen die Unterkunftsräume und das Restaurant nun als Kollektivunterkunft für maximal 250 Menschen genutzt werden. In der Sporthalle werden weiterhin Klubs trainieren, auch bleibt das Self-Fit weiterhin offen. «Erfahrungen in anderen Anlagen, zum Beispiel dem Campus in Huttwil, zeigen, dass die Kombination eines öffentlichen Betriebs und einer Flüchtlingsunterkunft gut funktionieren kann», schreibt die GSI.

Fritz Kohler hat Verständnis, das manche Leute Bedenken hätten, wenn im Forum ein Asylzentrum eingerichtet wird. Die Gemeinde habe die Betreiberin, die ORS AG, sensibilisiert. Ein weiteres Thema ist die Schule: Schliesslich werden voraussichtlich auch Kinder untergebracht werden. Diese werden, sobald sie dem Unterricht folgen können, in die Regelklassen integriert. Auch hier strebt Fritz Kohler eine regionale Lösung an und hofft, dass auch die Schulen der umliegenden Gemeinden Schülerinnen und Schüler übernehmen werden.

Schafhausen: «Wir haben praktisch keine Reklamationen»

Seit acht Jahren wird das einstige Schulhaus in Schafhausen, Gemeinde Hasle, als Kollektivunterkunft für Asylsuchende genutzt. Diese bietet 150 Personen Platz, aktuell leben dort 92 Menschen.


Raymond Weber, wie schätzen Sie als Gemeindepräsident den Betrieb der Kollektivunterkunft ein?

Es läuft gut. Wir haben praktisch keine Reklamationen. Vertreter der Gemeinde und der Anwohnerschaft treffen sich regelmässig mit der ORS-Service AG, welche die Unterkunft betreibt. Bei diesen Treffen werden aktuelle Themen angesprochen, aber wie gesagt: Viel gibt es nicht zu diskutieren.


Das ist eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der Widerstand 2014 sehr heftig war.

Unser Beispiel zeigt, dass sich die Befürchtungen, welche wohl bei allen neuen Asylunterkünften aufkommen, nicht bewahrheiten.


Die aktuelle Nutzung sollte nur eine Zwischenlösung für das Schulhaus Schafhausen sein. Warum wurde keine endgültige Lösung gefunden?

Die Parzelle konnte im Rahmen der Ortsplanungsrevision nicht in die Wohnzone umgezont werden. Das ist ein Grund. Der zweite ist sicher, dass die Miete für unsere Gemeinde eine wichtige Einnahmequelle ist.


Zahlt der Kanton Bern pro Jahr nach wie vor um 200´000 Franken?

Ja, der Betrag ist in dieser Grössenordnung und damit für unserer Gemeinde nicht unerheblich.


Und wenn die Gemeinde das einstige Schulhaus dereinst anders nutzen oder es verkaufen will?

Dann können wir als Gemeinde den Mietvertrag kündigen. Die Kündigungsfrist beträgt ein Jahr, für beide Seiten. Vorerst läuft es so weiter wie bis anhin.


Eignet sich das Forum Sumiswald ebenfalls als Unterkunft?

Ich denke schon. Die Lage ist ja ähnlich wie bei uns in Schafhausen. Etwas abseits vom Dorf und an den ÖV angeschlossen. Wichtig ist sicher, dass man aktiv mitgestaltet und den Dialog sucht.

17.11.2022 :: Bruno Zürcher (zue)