Das Altersturnen hält die Frauen jung – bereits seit 50 Jahren

Das Altersturnen hält die Frauen  jung – bereits seit 50 Jahren
Nach einer Turnstunde und der dazugehörenden Kaffeerunde fühlen sich die Seniorinnen jeweils wieder fit. / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Eggiwil: Die Altersturngruppe Eggiwil schaut auf fünf Jahrzehnte aktives Turnen zurück. Sie waren die ersten im oberen Emmental mit diesem Angebot. Am Montag wurde gefeiert.

Den Anstoss, in Eggiwil eine Altersturngruppe ins Leben zu rufen, kam vom damaligen Pfarrer Paul Berger. «Er war in der Eggiwiler Bevölkerung sehr gut verankert», sagt Rosmarie Schweizer, ehemalige Lehrerin in Eggiwil. Er habe in der Gemeinde öfters alleinlebende Witwen besucht und dabei das Bedürfnis nach gemeinsamen Aktivitäten der älteren Frauen erkannt. Noch fehlte es aber an geeigneten Räumlichkeiten. Der Pfarrer gab nicht auf und fand schliesslich Gehör bei den Besitzern des Gasthofs Hirschen, Heidbühl.

Rosmarie Schweizer erinnert sich, wie im kleinen Saal die Tische auf die Seite geschoben, die Stühle zusammengestellt und so ein Turnraum geschaffen wurde. Obschon von einigen Personen im Dorf belächelt, konnten die ersten Turneinheiten im Dezember 1972 mit sechs Seniorinnen stattfinden. Männer seien auch angefragt worden zum Mitmachen; doch bis jetzt sei keiner daran interessiert gewesen.


Von Anfang an dabei

«Mir hat es die Ärmel gewaltig reingezogen, volle 28 Jahre lang leitete ich in der Folge das Turnen», gibt Rosmarie Schweizer zu Protokoll. Sie seien die ersten im Oberemmental gewesen, die für die älteren Frauen ein organisiertes Turnen angeboten hätten. Auch ein Reisli sei ab und zu auf dem Programm gestanden. Der erste Ausflug ins Schloss Oberhofen, mit Privatautos durchgeführt, sei immer noch in bester Erinnerung.

Im Hinblick auf den Bau der neuen Turnhalle fand 1975 ein grosses Dorffest statt. Die Frauengruppe legte sich intensiv in die Zügel und sammelte mit einem Verkaufsstand Geld. So konnte die Gruppe nach Eröffnung der Turnhalle ab 1979 ihre wöchentlichen Montags-Aktivitäten dorthin  verlegen. Sowohl die Gemeinde wie die Kirchgemeinde zeigten und zeigen sich positiv zur Altersgruppe und stellen die Räume zu optimalen Konditionen zur Verfügung. «Das Interesse ist über die Jahrtausendwende intensiv bis auf über 30 teilnehmende Frauen gestiegen, sodass wir zwei Gruppen bildeten», erklärt Marianne Schneider, die bereits über 40 Jahre die Montagslektionen leitet. Vier Leiterinnen stellen sich aktuell zur Verfügung.


Guter Zusammenhalt

«Bevor ich in eine Alterswohnung gezogen bin, hat mich jeweils die Tochter ins Turnen gefahren», sagt Edith Hirsbrunner anlässlich einer Turnstunde. Dabei hätten sie jeweils auch Nachbarsleute von Neuenschwand mitgenommen. Interessierte von andern «Högern» wie vom Kapf und vom Siechen würden ebenfalls teilnehmen. «Nach einer Stunde sind wir jeweils wieder fit», sagt eine weitere  Turnerin schelmisch.

Doch es geht nicht bloss um die physische Vitalität, auch der anschliessende Kaffeehöck trägt zum geselligen Nachmittag und zur Gesundheit bei. Um die Unkosten inklusive der gemütlichen Kaffeerunden abzudecken, berappt jede Teilnehmerin pro Einheit einen Fünfliber. Dieser finanzielle Einsatz ist es mir mehr als wert», meint eine Teilnehmerin.


Die Pandemie hinterliess ihre Spuren

Vor der Pandemie waren zwei Gruppen aktiv. Aus Altersgründen und als Folge der Pandemie ist die Anzahl der teilnehmenden Frauen geschrumpft. «Nun haben wir die beiden Gruppen halt wieder ‹fusioniert›», berichtet eine der Leiterinnen.

Der 50. Geburtstag der Altersturnstunde war den Seniorinnen eine Feier wert. «Am Jubiläumsnachmittag von letzten Montag im Kirchgemeindesaal haben über über 40 Frauen teilgenommen – ehemalige und aktive Turnerinnen», sagt Marianne Schneider erfreut.

15.12.2022 :: Pedro Neuenschwander (pnz)