Langnau: Unter dem Motto «Wiehnachte im Ämmitau» las Hans Schmidiger berndeutsche Weihnachtsgeschichten. Eine Überraschung bot zudem der Kurzfilm «Der Samichlaus».
Hans Schmidiger aus Oberburg ist ein bekannter Autor berndeutscher Geschichten. Seine Büchlein enthalten Kurzgeschichten aus dem Emmental, die für Heiterkeit sorgen, aber doch ihren tiefen Sinn haben. Als geborener Oberemmentaler hat Schmidiger die Geschichten in träfem Oberemmentaler Dialekt verfasst.
Hans Schmidiger begrüsste die Anwesenden am Leseabend in der Regionalbibliothek Langnau mit dem Goethe-Wort «Wer den Dichter will verstehen, muss in Dichters Lande gehen». Es gehe an diesem Abend um Weihnachtsgeschichten und somit auch um Glauben, um Religion und um die Institution Kirche im Emmental. «Das sy heikli Theme u berüehre ds Innerschte vom Mönsch», fügte er an. Wenn man vom Emmental rede, habe man manchmal den Eindruck, in den Chrächen und auf den Högern werde «nume gchrüpplet, gchrampfet, grob gredt u gfluechet». Wer aber in Dichters Land gehe, merke, dass da feinfühlige, künstlerisch und musisch begabte Leute lebten. Seit Jahrhunderten werde hier viel musiziert. Früher sei es die Hanottere gewesen, die vorwiegend von Frauen gespielt worden sei. Die Familie Herrmann von Langnau habe dann das Langnauer Örgeli erfunden. Schmidiger griff dabei zu seinem Örgeli und stimmte die Besucher mit einer musikalischen Kostprobe auf die Weihnachtsgeschichten ein.
In der Geschichte «Was isch Wiehnachte» blickte der Erzähler zurück und liess aufleben, wie eine Lehrerin die Erstklässler zum Güezele einlud. Sie durften sogar Teig «schnouse» und von den Güezi probieren. Zudem half sie den Buben und Mädchen, eigene Sächeli mit den Güezi schön einzupacken, um den Eltern Freude zu bereiten. «U genau das isch Wiehnachte», betonte Schmidiger.
Die Geschichte vom Samichlaus
Im Büchlein «Dä cheibe Gwunger» hat Hans Schmidiger im Dezember 2005 erstmals die Geschichte vom Samichlaus unter die Leute gebracht. Seither wurde die Auflage mehrmals erneuert. «Im Ämmitau wyt näbenusse stöh zwü Taunerhüsli. Zwüsch-
inne isch es chlys Wäudli.» So beginnt die Geschichte. Spasseshalber reden die Leute von Obwalden und Nidwalden. Im Häuschen zu Obwalden wohnt eine Familie mit vier Kindern und in Nidwalden hat sich ein Einsiedler eingenistet. Hansli, der mittlere Bub vom Nachbarhaus, ist sein Freund. Oft gibt er ihm einen grossen «Ankebock mit Hungg druffe». Diese tiefgründige und warmherzige Geschichte durften die Besucher in der Bibliothek als Film erleben. Jakob Hofstetter hat ihn aufgenommen. Janis Mosimann spielte den Hansli. Die Herrmann AG, die mit der Bibliothek zur Lesung einlud, hat ihn realisiert.
Oh du fröhliche – oder doch nicht?
Die dritte Geschichte, die Schmidiger vorlas, hiess «Oh du fröhliche». Ursprünglich wollte er ausser dem Samichlaus nichts Weihnächtliches schreiben. Auf Drängen der Leserschaft habe er im Büchlein «Dank heigisch» dann etwas über die Advents- und Weihnachtszeit geschrieben. «I bi ga lose u frage, was me im Ämmitau so über d Wiehnachte däicht u siit. We das, wo dir jtz ghöret, es Gymeli zum Nachedäiche aaregt, hätt di Vorläsig dr Zwäck erfüut.» In «Oh du fröhliche» geht es nicht immer heilig zu. Trübe Erinnerungen belasten Lina, die an Weihnachten allein in ihrer Stube sitzt. Sie erschrickt, als ihre Nachbarn, mit denen sie jahrelang zerstritten ist, sie einladen. «Unger das, wo passiert isch, wii mer jtz e Strich zieh u nümm dervo rede.» Mit der Melodie von «Oh du fröhliche» liess Schmidiger den Abend ausklingen. Die Kollekte kam dem Gotthelfverein zugute.