Auch in Kenia ist der Verein aus der Schweiz aktiv – und die Kinder mit grossem Eifer bei der Sache. / Bild: zvg
Unihockey: Die Lebensqualität von jungen Menschen verbessern, Werte weitergeben und durch Sport einen nachhaltigen Unterschied machen – das will der Verein Floorball-4-all.
Unihockey ist in der Schweiz gut etabliert und beliebt. Nicht aber auf Haiti, in Tansania oder in Brasilien, wo die meisten Leute noch nie etwas von dieser Sportart gehört haben. Der gemeinnützige Verein Unihockey für Strassenkinder, auch Floorball-4-all genannt, bringt Unihockey in die ganze Welt zu Kindern, welche in Heimen, Waisenhäusern und auf der Strasse leben. Regelmässig reisen Unihockeyspieler und -spielerinnen aus der Schweiz ehrenamtlich zu verschiedenen Projektorten in diesen Gegenden. Dort bilden die Freiwilligen einheimische Jugendarbeiter zu Unihockeytrainern aus. Nach der Ausbildung geben die Coaches das Gelernte während regelmässigen Trainings an Strassenkinder weiter. Zudem versorgt Floorball-4-all die Standorte nach und nach mit Sportausrüstung. Viele Schweizer Unihockeyklubs unterstützen den Verein mit Material und spenden beispielsweise ihre alten Stöcke oder Trikots.
Dankbarkeit und Freude
Unihockey findet regen Anklang. Der Hasle-Rüegsauer Beat Krähenbühl, Mitarbeiter im Verein und für Projekte zuständig, sagt: «Die Kinder sind extrem dankbar.» In der Schweiz hätten Kinder oftmals die Qual der Wahl, was ihre Freizeitbeschäftigung anbelangt. «Dort, wo unsere Organisation aktiv ist, sind die Möglichkeiten für sie jedoch oftmals begrenzt. Packen wir dann die Bälle und farbigen Stöcke aus, ist die Neugierde riesig und sie wollen diese unbekannte Sportart sofort ausprobieren. Ihnen wird damit Freude und Hoffnung geschenkt», erklärt Krähenbühl weiter. Zudem würden die Unihockeytrainings den Kindern eine gewisse Struktur im Alltag geben. «Sie kommen dabei auf andere Gedanken, haben Spass und können Beziehungen aufbauen. Mancherorts haben sie zu Fuss über eine Stunde, um ins Training zu gehen. Ein solches zu verpassen, wäre für sie schlimm.»
Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit
Von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Reise ins Land vergehen meistens mehrere Jahre. Nach dem Besuch vor Ort sollen die Einheimischen möglichst schnell die volle Verantwortung für die Unihockeyprojekte übernehmen. Es soll keine Abhängigkeit zur Schweiz entstehen. Simon Kurt, der Assistenztrainer bei Skorpion Emmental ist, sagt: «Einer der wichtigsten Grundsteine ist, dass vor Ort Leute sind, welche die Arbeit wirklich längerfristig fortführen wollen. Sie sollen eigenständig arbeiten und das Projekt am Leben erhalten.» Zudem wolle der Verein in einem Land mehrere Orte abdecken und den Sport an Jugendarbeitende in verschiedenen Ortschaften bringen. «Der Aufwand wäre zu gross, wegen einem einzigen Projekt in ein Land zu reisen», erklärt Kurt.
Offen für alle
Der Hauptfokus des Vereins liegt auf Kindern und Jugendlichen. Wie es der internationale Name Floorball-4-all sagt, werden aber auch andere Leute angesprochen. Beat Krähenbühl sagt: «Wir haben auch schon Projekte für Gehörlose und Beeinträchtigte lanciert.» Simon Kurt ergänzt: «Zudem gibt es ein Projekt in einem brasilianischen Gefängnis. Am Anfang hatten die Insassen keine Ahnung, was mit diesen Stöcken anzufangen ist. Aber in der Woche darauf wollten sie unbedingt wieder am Training teilnehmen. Solche Momente motivieren uns, weiterzumachen.»
Doch warum gerade Unihockey? Gemäss Kurt ist Unihockey eine «unverbrauchte» Sportart. «Spielt man in Brasilien beispielsweise Fussball, ist sofort die Assoziation da, dass man als guter Spieler ins Ausland gehen und Geld verdienen kann. Solche Assoziationen gibt es in diesen Ländern beim Unihockey nicht.»
Momentan laufen über zwei Dutzend Projekte auf vier Kontinenten. Gerade im eurasischen Raum und in Südamerika sind viele Projekte bereits etabliert und brauchen weniger Unterstützung. Daher stehen Süd- und Ostafrika in nächster Zeit mehr im Fokus. Im Februar reist ein Team zum zweiten Mal nach Südafrika. Im Sommer geht eine Gruppe erneut nach Uganda und von dort aus erstmals nach Burundi und Tansania.
Auf Unterstützung angewiesen
In der Schweizer Unihockeyszene ist der Verein Unihockey für Strassenkinder vielerorts bekannt. Botschafter, wie beispielsweise Janis Lauber, der bei den Unihockey Tigers spielt, repräsentieren den Verein nach aussen. Nebst dem Sportmaterial darf Floorball-4-all auf Einnahmen durch Spenden, Sponsoren und Erlöse eines jährlichen Benefizturniers zählen. Zudem kann Unihockey für Strassenkinder auch durch einen Einsatz vor Ort unterstützt werden. «Viele melden sich freiwillig für ein Projekt – meistens gelangen sie durch Mundpropaganda zu uns», sagen Kurt und Krähenbühl.