Die Spieler von Volley Oberdiessbach haben diese Saison oft Grund zu jubeln. / Bild: Stephan Schori (ssr)
Volleyball: Die Herren von Volley Oberdiessbach führen die 1.-Liga-Tabelle klar an. Spielertrainer Jeremy Tomasetti erklärt, wieso es gut läuft und der Aufstieg trotzdem kein Thema ist.
12 Siege nach den ersten 12 Spielen. So lautete die makellose Bilanz der 1.-Liga-Herrenmannschaft von Volley Oberdiessbach im alten Jahr. «Wir haben ein super Team. Egal welche Spieler auf dem Feld standen, es lief immer gut», berichtet Spielertrainer Jeremy Tomasetti. Die ersten beiden Partien im neuen Jahr gingen zwar knapp verloren, trotzdem steht Oberdiessbach nach dem 3:0-Heimsieg (25:21, 25:17, 25:20) vom Wochenende gegen Gelterkinden mit Abstand auf Rang 1.
Talentiertes und breites Team
Hat die Mannschaft mit dieser starken Zwischenbilanz gerechnet? «Nein, überhaupt nicht», sagt Jeremy Tomasetti. «Wir sind ohne irgendwelche Erwartungen in die Saison gestartet.» Dies deshalb, weil Oberdiessbach und Uni Bern nach der letzten Saison entschieden, das gemeinsame NLB-Team aufzulösen und sich freiwillig in die 1. Liga zurückzuziehen. Das neu zusammengesetzte Team besteht nun aus Spielern aus der NLB sowie dem 2. Liga-Team von Oberdiessbach. Da es schwierig war, einen Trainer zu finden, erklärte sich Tomasetti als ältester und erfahrenster Spieler kurzerhand bereit, das Amt zusätzlich zu übernehmen.
Und diese neue Konstellation scheint zu funktionieren. «Wir wussten, dass wir ein talentiertes Team mit guten Spielern haben», sagt Tomasetti. Als weiterer Erfolgsfaktor sieht er die gute Stimmung im Team. Dazu trägt bei, dass jeder Spieler viel Einsatzzeit erhält: «Wir wechseln viel durch und haben keine feste ‹Stamm-Sechs›. Wenn einer einen schlechten Tag hat, ist ein anderer zur Stelle», erklärt Trainer Tomasetti.
Auch bei den Frauen läuft es gut
Nicht nur bei den Herren läuft es aktuell gut, auch die Frauen von Volley Oberdiessbach sind in Form. Am Wochenende bezwangen sie die Leaderinnen von Franches-Montagnes zuhause mit 3:1. Damit stehen die Oberdiessbacherinnen in der 1. Liga aktuell auf Rang 2. Auch dort hilft Jeremy Tomasetti als Trainer mit. «Das ist eher zufällig zustande gekommen», berichtet er. «Eigentlich wurde meine Frau, die schon lange im Verein ist, für den Posten angefragt.» Sie sei zu diesem Zeitpunkt aber schwanger gewesen und habe das Amt nicht übernehmen können. «Sie kam dann mit der Idee, dass ich es stattdessen machen kann», erklärt Tomasetti weiter, «so führte eines zum anderen.»
Ist das denn zeitlich überhaupt umsetzbar? «Ja», meint der Coach. «Ich werde vom langjährigen Trainer Beat Bichsel super unterstützt.» Dieser leite jenen Teil des Frauen-Trainings, bei dem Tomasetti nicht dabei ist. Zudem coacht er das Team, wenn Frauen und Männer an unterschiedlichen Orten spielen. Wann immer möglich, finden die Spiele der beiden Teams aber unmittelbar nacheinander statt.
Vier Sprachen nahezu perfekt
Der mittlerweile 30-jährige Jeremy Tomasetti bringt einen riesigen Erfahrungsschatz mit. Er stammt aus einer Volleyballfamilie und kommt entsprechend früh zum Sport. Im Tessin geboren und aufgewachsen, lernt er in seiner Kindheit amerikanische Profi-Spieler kennen – diese wohnen bei Tomasettis im Gästezimmer. Bereits mit 15 Jahren debütiert er für Lugano in der NLA. Mit 16 wird er zu Lausanne transferiert, wo er vier Saisons spielt. Danach kommt er über die Stationen Lutry-Lavaux, Genf und nochmal Lausanne in die Deutschschweiz. Dort spielt er für Jona, Bern, Luzern und schliesslich Schönenwerd jeweils ein Jahr in der NLA, ehe er 2020 zu Oberdiessbach wechselt.
Dank seinen vielen Stationen spricht Tomasetti fliessend, um nicht zu sagen perfekt, Französisch, Italienisch, Englisch und Deutsch. Über viele Jahre betreibt er riesigen Aufwand, trainiert täglich mindestens einmal und arbeitet daneben in verschiedenen Berufen. «Ich habe das sehr gerne getan, aber seit ich bei Oberdiessbach bin, steht die Familie mehr im Vordergrund», erklärt er. Der Aufwand sei zwar nach wie vor da, jedoch wesentlich geringer. Und ganz ohne Volleyball gehts bei Jeremy Tomasetti sowieso nicht.
Aufstieg zweimal kein Thema
Wenn man in der 1. Liga so gut spielt, stellt sich gezwungenermassen die Frage nach dem Aufstieg in die NLB. Das komme aber weder für das Männer- noch das Frauenteam infrage, meint Tomasetti. Aus denselben Gründen, aus denen man freiwillig abgestiegen sei. «Der finanzielle Aufwand ist höher, man hat extrem lange Auswärtsfahrten, Trainer sind schwer zu finden und man müsste mehr trainieren.»
Trotzdem sind Tomasetti und seine beiden Teams ambitioniert. «Wir wollen so viele Spiele wie möglich gewinnen.» Und einer wie er sieht auch immer Verbesserungspotenzial: «Mit den Herren müssen wir noch konstanter werden. Und bei den Frauen hoffe ich vor allem, dass wir weniger Verletzungspech haben.» Dafür wird weiter wöchentlich im Kraftbereich gearbeitet. Und damit es auch sportlich so gut weitergeht. Weitergehen soll es auch für Jeremy Tomasetti: Im familiären Umfeld von Volley Oberdiessbach fühlt er sich wohl und bleibt gerne weiterhin – als Spieler und als Trainer.