Mit drei PS hat Sommer Reisen begonnen – das war vor 100 Jahren

Mit drei PS hat Sommer Reisen begonnen – das war vor 100 Jahren
Monika und Bernhard Stucki-Rentsch führen das stark gewachsene Reise- und Transportunternehmen seit 2008. / Bild: Max Sterchi (mss)
Grünen: Das Reise- und Transportunternehmen Sommer AG feiert im März sein 100-jähriges Bestehen. Wie aus einer kleinen Pferdefuhrhalterei ein modernes Unternehmen geworden ist.

Auf dem Schreibtisch von Geschäftsführer Bernhard Stucki liegt das Gemeindebuch von Sumiswald. Darin ist die Geschichte der Sommer AG zusammengefasst und mit Bildmaterial illustriert. Es war im Jahr 1923, als Fritz Sommer und seine Frau Marie die Pferdefuhrhalterei ihres Nachbarn Fritz Scheidegger übernahmen. Mit drei Pferden und einigen Wagen transportierte Fritz Sommer Sand und Kies für Baugeschäfte und besorgte tägliche Camionnage-Fahrten vom Bahnhof zum ortsansässigen ­Gewerbe. Trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeit konnten in den 1930er-Jahren zwei Lastwagen und ein Taxiauto angeschafft werden. 1939 wurde der erste Car erstanden, eine Spezialanfertigung, an der sich die Karosserie abheben und durch eine Ladebrücke ersetzen liess. Im Zweiten Weltkrieg stand das Unternehmen allerdings still, Lastwagen und Pferde mussten Aktivdienst leisten.


Der Aufschwung nach dem Krieg

Nach dem Krieg erlebte die Transportbranche einen grossen Aufschwung, Sommers konnten ihr Geschäft erweitern und neue Mitarbeiter einstellen. 1962 hatten die Pferde ausgedient, die Stallungen wurden zu Garagen umgebaut. 1969 übernahm Sohn Hans Sommer den Betrieb, musste das Unternehmen aber 1980 aus gesundheitlichen Gründen verkaufen. Zwei langjährige Chauffeure, Alfred Rentsch und Ernst Trüssel, übernahmen die Firma und bauten im Jahr 1997 am heutigen Standort ein neues Betriebsgebäude. Ein weiterer Eigentümerwechsel fand 2008 statt. Monika Stucki-Rentsch und ihr Ehemann Bernhard Stucki übernahmen den Betrieb und konnten 2017 ein stattliches Carterminal eröffnen. Sie werden heute von über 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützt und unterhalten einen Fuhrpark von zehn modernen Reisecars und 16 Lastwagen.


Breit abgestützte Dienstleistungen

Meeresluft schnuppern, fremde Länder besuchen, exotische Köstlichkeiten probieren, das ist nur ein Teil des Geschäftsfeldes der Sommer AG. «Unser Ziel ist es, mit unserem Angebot ein breites Publikum anzusprechen. Wir bieten nebst Tagesfahrten für Vereine und Reisegesellschaften auch Sportreisen, Shoppingreisen, Veloreisen, Rundreisen und Fahrten an Messen, Konzerte, Musicals oder Shows an», sagt der Geschäftsführer. «Unser eigenes Reisebüro hat für sämtliche Reise-, Ausflugs- oder Ferienbedürfnisse eine Lösung bereit, und zwar im Inland, aber auch in ganz Europa oder sogar in Übersee», schwärmt der Reiseprofi. Dazu bietet das Unternehmen massgeschneiderte Dienstleistungen in den Bereichen Gütertransporte und Werkstatt an.


Auch Krisen durchlebt

Bernhard Stucki weiss, was es heisst, ein Unternehmen durch eine Krise zu steuern; er ist nach wie vor mit der Aufarbeitung der Pandemie beschäftigt. «Während des Lockdowns ist unser Umsatz um 80 Prozent eingebrochen, die Reisecars blieben in der Garage. Während der Transport- und Werkstattbereich recht gut lief, mussten die anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die unterschiedlichsten Arbeiten übernehmen, im Altersheim, in Tankstellenshops und in weiteren Betrieben», berichtet Stucki. Und welches Fazit hat er aus der ­Corona-Zeit gezogen? «Ein Betrieb muss finanziell gut aufgestellt sein, um eine solche Krise bewältigen zu können. Wenn wir vorher nicht jeden Franken in den Betrieb investiert hätten, wäre das Überleben nicht möglich gewesen», stellt er fest.


E-Reisecars noch keine Alternative

«Wir befassen uns seit längerer Zeit mit der künftigen Technik im Car- und Lastwagenbereich», sagt Stucki. «Für Reisecars, die Tagesetappen von mehreren hundert Kilometern zurücklegen müssen, sind Elektromotoren, zumindest derzeit, keine Alternative. Das sind grosse Herausforderungen für die Carunternehmen. Immer mehr Länder wollen den Verbrennungsmotor aus ihren Städten verbannen, schaffen Umweltzonen oder erheben Einfahr- oder Durchfahrtsgebühren», erklärt er. Dadurch seien die Reiseveranstalter vor grosse logistische und organisatorische Aufgaben gestellt. Aber, wie in Krisenzeiten, brauche es Mut, Optimismus, Beweglichkeit und flexible Mitarbeitende, um auch das zweite Jahrhundert erfolgreich in Angriff zu nehmen. Und auf diese Eigenschaften könne er in der Sommer AG zählen, betont Stucki.

Das Jubiläumsfest
16.02.2023 :: Max Sterchi (mss)