Das Pächterpaar Carolina Rüegg und Luzi Tischhauser beim Salwideli. Hinten eingerüstet der neue Anbau. / Bild: Markus Zahno (maz)
Sörenberg: Das Salwideli ist sogar in Zürich bekannt. Nun erhält das Berggasthaus ein neues Pächterpaar und ein neues Erscheinungsbild. Wir haben die Baustelle besucht.
Die Sonne strahlt. Sie hat der dicken Schneedecke, die hier noch vor kurzem lag, arg zugesetzt. Statt in dicken Pullovern laufen die Ausflüglerinnen und Ausflügler nun in T-Shirts herum. Durch die Sonnenbrille geniessen sie die wunderbare Aussicht auf das Brienzer Rothorn und die Schrattenfluh. Sie unternehmen einen Spaziergang, und ein paar Unentwegte haben noch einmal die Langlauf-Skis angeschnallt.
Auf dem Parkplatz neben dem Berggasthaus Salwideli hoch über Sörenberg warten Carolina Rüegg und ihr Ehemann Luzi Tischhauser. Sie sind die neuen Pächter des Gasthauses. Im kommenden Dezember werden sie den Betrieb wieder eröffnen. Bis dahin ist er geschlossen, wird für sieben Millionen Franken um- und ausgebaut. Kernstück ist ein moderner, gegen oben schmaler werdender Anbau aus Holz. Er steht bereits, ist aber noch eingerüstet.
«Kommen Sie», sagt Carolina Rüegg, während Luzi Tischhauser die Eingangstüre ins Salwideli aufschliesst. Über ein Dutzend Handwerker sind im Innern am Arbeiten. Schreiner, Elektriker, Sanitär-Installateure, Männer, die Isolationsplatten verlegen. Aus dem Baustellenradio tönt Popmusik, es wird getackert, gehämmert und gebohrt.
Neues Erscheinungsbild
Das Pächterpaar steht im Erdgeschoss des neuen Anbaus. «Das wird die Hotelhalle», erklärt Carolina Rüegg. Dann geht sie zügigen Schrittes die Treppe hoch. Im ersten, zweiten und dritten Stock entstehen Hotelzimmer. Der Innenausbau ist in vollem Gange: unverputzte Gipsplatten an den Wänden, an den Decken und auf dem Betonboden sind blaue Elektrorohre verlegt. «Vorsicht, Stolpergefahr!», warnt Rüegg.
Insgesamt 14 neue Hotelzimmer wird der Anbau beherbergen. Besonders grosszügig ist die Suite im dritten Stock. «Hier», erklärt Luzi Tischhauser, während er mitten im Raum steht, «kommt eine grosse, freistehende Badewanne hin.» Dann schreitet er zum Fenster: «Und schauen Sie sich einmal diese Aussicht an!» Tatsächlich hat man von der Suite aus einen Blick auf die Schrattenfluh, der seinesgleichen sucht.
Jedes Stockwerk des Neubaus ist mit dem Altbau verbunden. In diesem befinden sich die Mehrbettenzimmer, die aufgefrischt werden, in den Grundrissen aber erhalten bleiben. Hier hat es zum Teil noch Etagen-WCs und -Duschen. Hunderte Ferienlager haben im Salwideli bereits stattgefunden – und werden auch künftig stattfinden. Der Lagerbereich wird nach dem Umbau rund 60 Betten umfassen, der Hotelbereich rund 25 Zimmer. Das Restaurant wird etwas vergrössert, die Gastroküche bleibt bestehen.
Neues Pächterpaar
Nach dem Rundgang setzen sich Rüegg und Tischhauser draussen auf eine Sitzbank. Sie blinzeln in die Sonne und erzählen, wie sie zum Engagement kamen. Carolina Rüegg arbeitet seit 13 Jahren als Tourismusdirektorin in Sörenberg. Immer wieder habe sie in dieser Funktion mit der Messerli Stiftung zu tun gehabt, der Besitzerin des Salwidelis. Rüegg streckte auch die Fühler nach neuen Pächtern für das Berggasthaus aus. Doch ohne Erfolg. «Irgendwann fragten mich die Verantwortlichen, ob nicht ich Pächterin werden möchte», sagt die 57-Jährige. Je länger sie es sich überlegte, umso faszinierter war sie von der Idee. Und weil Luzi Tischhauser Gastro-Erfahrung hat, sagten die beiden schliesslich zu.
Bis im Frühling arbeitet Carolina Rüegg noch als Tourismusdirektorin, dann wird sie aufhören und sich dem Aufbau des Betriebs im Salwideli widmen. Der Abschied vom Tourismusbüro werde ihr schwer fallen. «Das war mein Daheim», sagt sie. Doch sie freut sich auch auf ihre künftige Rolle als Salwideli-Gastgeberin. Ihr Mann wird ebenfalls im Betrieb mithelfen. Zusätzlich wird der 74-Jährige seine Firma Easy-Home weiterführen, die in Sörenberg leerstehende Ferienwohnungen vermietet.
Laut Tischhauser und Rüegg soll das Salwideli ein Gasthaus sein, das zur Region passt. «Unsere Zielgruppe sind Menschen, die gerne Zeit in der Natur verbringen.» Wandererinnen, Langläufer, Leute, die biken oder Schneeschuhtouren unternehmen. Das Einzugsgebiet ist gross: «Wir stellen immer wieder fest, dass man das Salwideli zum Beispiel auch in Zürich kennt», sagt Carolina Rüegg. So liegen für Dezember denn auch schon erste Buchungen vor. Ein Hochzeitsfest ist ebenfalls bereits gebucht. Für Mai 2024.