Im Fordwerk sollen die Frauen von Facharbeiterinnen zu Hilfskräften degradiert werden. Das gôutieren sie nicht. / Bild: Thomas Krähenbühl
Schüpfheim: Das Musical Made in Dagenham spielt 1968 in England. An Aktualität hat die Geschichte nichts eingebüsst. Nun wird sie als Schweizer Premiere in der UBE aufgeführt.
Made in Dagenham ist das 5. Musical-Projekt des Trägervereins Musical plus, welcher jungen Talenten eine Aufführungsplattform bietet. Nach den früheren Broadway-Klassikern geht es diesmal um eine wahre Geschichte, die sich im Jahr 1968 in Dagenham zugetragen hat. Nach über einem Jahr Vorbereitung fand letzten Donnerstag im Moosmättili, Schüpfheim, die Schweizer Premiere statt mit rund 60 jungen Talenten aus der Kantonsschule/Gymnasium plus Schüpfheim und aus der Region Entlebuch.
Fabrikhalle als Kulisse
Eine riesige Fabrikhalle mit dem Firmenlogo Ford bildet die Kulisse für das packende Schauspiel. Die junge Arbeiterin Rita O´Grady kommt müde von der Arbeit nach Hause und bereitet in der Küche das Nachtessen zu. Wie alle Frauen aus dem Ford-Werk trägt sie die Verantwortung für die Familie. Am nächsten Morgen ist sie wieder in der Werkhalle, wo auch ihr Ehemann, Eddie O´Grady, arbeitet. Er montiert mit seinen Arbeitskollegen Autoräder, während die Frauen für die Hälfte des Männerlohnes Polster für die Autositze nähen. «Wir arbeiten für Herrn Ford. Made in Dagenham, wir sind Dagenham», singen sie.
Der Aufstand der Frauen
Als die Frauen durch Gewerkschaftsfunktionär Monty erfahren, dass sie nicht wie erhofft mehr Lohn, sondern weniger erhalten sollen, weil sie neu als Hilfskräfte und nicht mehr als Facharbeiterinnen eingestuft werden, haben sie endgültig genug. Unter der Führung von Rita legen sie gegen ihre Herabstufung eine formelle Beschwerde ein. Doch das Management lässt nicht mit sich reden. Die Frauen beschliessen schliesslich, zu streiken und legen ihre Arbeit nieder. Das ruft die Politik auf den Plan. Premier Harold Wilsons Arbeitsministerin Barbara Castle beabsichtigt, den Streik zu verbieten. Die Frauen lassen sich
das nicht gefallen. In einer lautstarken Demonstration tragen sie ihre Anliegen auf die Strasse.
Die Folgen sind dramatisch. Weil die Polster fehlen, können die Autositze nicht montiert und die Autos nicht ausgeliefert werden. Ford-Manager Mr. Tooley fliegt aus Amerika ein. Es kommt zu Massenentlassungen. Die Frauen werden beschimpft: «Geht doch zu den Sowjets.» Rita kontert: «Ich bin keine Kommunistin und keine Leninistin, ich bin Maschinistin.» Sie bleibt auch standhaft, als ihr Ehemann Eddie sie wegen ihres Engagements verlässt. Auch einen Kompromiss lehnt sie ab.
An der Gewerkschaftsversammlung fordert Rita O´Grady: «Steht alle auf für die Rechte der Frauen!» Mit ihnen singt sie: «Aufstehen, gemeinsam aufstehen!» Wie auf Kommando erhebt sich dabei auch das Publikum zu einer Standing Ovation und klatscht den Abschiedssong «Wir sind Dagenham, Made in Dagenham» begeistert mit.
Made in Dagenham ist in der Biosphäre Entlebuch angekommen. Mit dieser Produktion hat sie sich wohl endgültig als grosse Musicalschmiede «Made in UBE» inszeniert.
Gleiche Forderungen nach 55 Jahren
Nach der Vorstellung hängen in der Halle bei den Eingängen immer noch die Plakate der demonstrierenden Frauen. Ihre Forderungen «gleiche Rechte für alle» und «gleicher Lohn für gleiche Arbeit» sind auch 55 Jahre nach dem Aufstand in Dagenham immer noch hochaktuell.