«Magic» ist nicht nur die Natur

«Magic» ist nicht nur die Natur
Auf der Marbachegg sollen dank des Magic Pass vermehrt Gäste aus der Westschweiz die Sommerangebote nutzen. / Bild: Beat Brechbühl
Marbach/Bumbach: Neu ist der Magic Pass auch für die Sportbahnen Marbachegg und die Skilifte Bumbach gültig. Das Ziel: ein breiteres Angebot und finanzielle Sicherheit.

Die Zahlen sind eindrücklich: 165´000 Personen haben in der Saison 2022/23 einen Magic Pass gelöst. In den Sommermonaten wurde die Karte 355´500 Mal benutzt und im Winter wurden 1,85 Millionen Skitage verbucht. Gültig ist der Magic Pass in 69 Skigebieten sowie 31 Sommerdestinationen in den Kantonen Bern, Wallis, Freiburg, Waadt und Neuenburg. Erstmals ist mit den Sportbahnen Marbachegg auch der Kanton Luzern vertreten. Ebenfalls neu dabei sind die Skilifte Bumbach Schangnau. 

«Der Magic Pass hat eine riesige Fangemeinde und wir hoffen, dass wir neue Kundinnen und Kunden gewinnen können», sagt Martin Knüsel, Geschäftsführer und  Verwaltungsratspräsident der Sportbahnen Marbachegg AG. Dies vor allem im Sommer, dann könne die Marbachegg mit den Wanderwegen und Bikepisten punkten und Gäste etwa aus der Westschweiz ins Entlebuch locken. «Davon profitieren nicht nur die Sportbahnen, sondern auch Läden und die Gastronomie in Marbach und darüber hinaus», betont Knüsel. Er habe das Angebot vorgängig intensiv und kritisch geprüft, indem er verschiedene Destinationen verglichen habe. Was er sah, hat ihn überzeugt. Jene Gebiete mit Magic Pass hätten die Kundenfrequenz mehr steigern können als andere. Im Winter biete das neue Abo Schneesicherheit – nicht unerheblich für das Skigebiet auf 800 bis knapp 1500 Meter über Meer. Irgendwo könne man bestimmt Ski fahren, so Knüsel. Zahlreiche beteiligte Skigebiete befinden sich auf über 2000 Meter über Meer, so etwa die Lauchernalp, Saas Fee oder Glaciers 3000. «Und manchmal hat es sogar in Bumbach mehr Schnee als bei uns.»


Marbacher Saisonkarte wird ersetzt

Die Reaktionen auf das neue Angebot seien vorwiegend positiv ausgefallen, sagt der Geschäftsführer. Einige Leute bedauerten jedoch, dass die Marbacher Saisonkarte eingestellt werde. «Es ergibt keinen Sinn, noch mehr Abonnemente anzubieten, zumal der Preis ähnlich, der Nutzen des Magic Pass aber ungleich grösser ist», begründet Knüsel die Angebotsbereinigung. Das stimmt allerdings nur, wenn dieser früh gekauft wird, denn der Preis erhöht sich kontinuierlich von 399 Franken auf das Maximum von 899 Franken für eine erwachsene Person. Aktuell ist die Karte für 429 Franken zu haben. Der Preis für die Marbacher Saisonkarte betrug im Vorverkauf 486, später 540 Franken. «Weil der Magic Pass jeweils ab dem
1. Mai bis zum 30. April gültig ist, kaufen ihn fast alle Leute früh, um ihn optimal nutzen zu können», weiss Martin Knüsel. Einzig für Familien werde es etwas teurer. Beibehalten werde die Entlebucher Saisonkarte. Dies vor allem, weil Sörenberg beim Magic Pass nicht mitmache (siehe Kasten). Verkauft wird die neue Saisonkarte nicht bei den einzelnen Bahnen, sondern nur online auf der Webseite von Magic Pass.


In Bumbach ist man froh um Sockelbeitrag

Dass sich auch die Sportbahnen Marbach-
egg für den Magic Pass entschieden haben, freut Hans Feuz, Betriebsleiter der Skilifte Bumbach Schangnau. «So haben wir ein Sommerangebot ganz in der Nähe, das mit derselben Karte genutzt werden kann.» Und wenn die Leute nicht jedes Mal für die Bahn bezahlen müssten, würden sie an ­einem schönen Nachmittag auch mal nur für ein Kafi auf die Marbachegg fahren. Für den eigenen Betrieb sieht Feuz vor allem finanzielle Vorteile. Die Partnerbetriebe werden am Umsatz des Magic Pass beteiligt – dieser lag in der vergangenen Saison bei 63,5 Millionen Franken. Eine erste Tranche werde bereits im Juni ausbezahlt, so Feuz. Wie hoch er ist, lässt er offen. «Auf jeden Fall können wir damit schon mal die Lifte vorbereiten und einrichten sowie Versicherungen und Bewilligungen bezahlen. Vor allem aber haben wir diesen Betrag auf sicher, egal ob wir Schnee haben oder nicht.» Da der neue Pass für Kinder etwas teurer sei als das bisherige Saisonabo, würden sie 50 Franken beisteuern. Nebst dem Sockelbeitrag gebe es je nach Anzahl Ersteintritten später eine zweite Tranche. Insgesamt rechnet der Betriebsleiter mit rund 15 Prozent höheren Einnahmen als mit dem Saisonkartenverkauf.  Wie in Marbach wird es das Saisonabo auch in Bumbach nicht mehr geben, dafür neu einen Sechs-Tages-Pass, der während des ganzen Winters an beliebigen Tagen eingelöst werden kann.

Der Magic Pass ist in Sörenberg keine Option

«Für Sörenberg ist der Magic Pass kein Thema», erklärt Theo Schnider, Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Sörenberg. Das Westschweizermodell könne für sehr kleine Skigebiete durchaus interessant sein. Eine Tiefpreisstrategie sei für viele Destinationen wie Sörenberg jedoch keine Option, weil Dumpingpreise das Risiko bergen würden, die Zahlungsbereitschaft der Gäste zu senken, findet Schnider. Zudem könne es längerfristig zu einer Produktentwertung führen. Wenn Bergbahnen mit zu günstigen Abonnementspreisen Gäste anlocken würden, bestehe die Gefahr, dass die Differenz zwischen den Betriebskosten und den Einnahmen grösser werde. Ein Tag Vollbetrieb koste in Sörenberg rund 85´000 Franken, so Schnider. Das könnten die Bergbahnen im Moment sicher nicht durch eine Tiefpreisstrategie finanzieren. «Für uns ist vielversprechender, auf Qualität zu setzen als auf Dumping und Menge.»


Dynamische Preise sorgten für Emotionen

Doch auch in Sörenberg hat man auf diese Wintersaison hin eine Neuerung eingeführt: das dynamische Preismodell. Je früher man bucht, desto günstiger ist es. Wie fällt die erste Bilanz aus? Die Diskussionen um das neue Preissystem seien teils emotional und zu wenig sachlich geführt worden, stellt Schnider fest. Der Verwaltungsrat analysiere zur Zeit diesen Prozess. Die Erfahrungen der Mitarbeiterinnen und nicht zuletzt auch der Kunden würden in die Analyse einfliessen. «Es ist möglich, dass wir da und dort Anpassungen vornehmen.» Sie würden diese Schritte zu gegebener Zeit kommunizieren.

Es sei ein denkbar schlechter Winter für diese Systemeinführung gewesen, gibt der Verwaltungsratspräsident zu bedenken. «Es war ein Winter, der eigentlich kein Winter war.» Und es sei ihnen nicht optimal gelungen, allen Leuten «die grossen Vorteile des Dynamic Pricing» aufzuzeigen. Hier müssten sie die Kommunikation verstärken. Im
Winter seien top Schneeverhältnisse und schönes Wetter entscheidender als der Preis, obwohl auch dort Grenzen gesetzt seien. «Wintersport ist kein billiger Sport. Darum muss primär der Fokus bei der Qualität liegen», betont Theo Schnider. 

20.04.2023 :: Silvia Wullschläger (sws)