Die Läuferinnen des Roll-Artistik-Clubs Langnau warten auf den Heimwettkampf, der in Thun stattfinden wird. / Bild: zvg
Rollartistik: Zum ersten Mal in seiner 20-jährigen Geschichte organisiert der Roll-Artistik-Club Langnau gemeinsam mit dem schweizerischen Verband den nationalen Kürwettkampf.
Zum Zeitpunkt des Interviews weilte sie in Triest, wo vergangenes Wochenende das Halbfinale der World-Cup-Serie im Rollkunstlauf stattfand. Hanna Richter ist die einzige Trainerin des Roll-Artistik-Clubs Langnau (RACL). Mit von der Partie in Italien ihr Schützling Nicole Day, eine von insgesamt sechs Teilnehmenden aus der Schweiz.
Am kommenden Wochenende steht bereits der nächste, ein sehr spezieller Wettkampf, vor der Tür. «Zum ersten Mal in der 20-jährigen Geschichte unseres Clubs werden wir Gastgeber eines Rollkunstlauf-Wettkampfs sein», freut sich Richter. Allerdings findet dieser nationale Kürwettkampf mangels geeigneter Wettkampfstätte nicht in Langnau, sondern in Thun statt. Denn leider sei die Turnhalle in Bärau, wo auch trainiert werde, viel zu klein für solche Anlässe. Aber, schiebt Richter nach, die Läuferinnen meisterten diese Herausforderung – die Umstellung von der kleinen auf eine grosse Halle – stets hervorragend. Von den insgesamt 130 Teilnehmenden werde der RACL mit 14 Sportlerinnen an den Start gehen. Männliche Aktive gebe es zurzeit keine im Club.
Kleine Schwester des Eiskunstlaufs
Rollkunstlauf sei, sagt Hanna Richter, quasi die Sommerversion des Eiskunstlaufs, dessen kleine Schwester. Es würden die gleichen Sprünge und Pirouetten gezeigt, auch das Wettkampfformat sei dasselbe. Wie beim Eiskunstlauf zähle auch hier nicht nur die sportlich messbare Leistung. Ebenso wichtig seien die mentale Stärke, das Gefühl für Rhythmus und Ästhetik, im Kontext der musikalischen Begleitung.
Ihr Sport werde, da es sich nicht um eine olympische Disziplin handle, nicht gross gefördert. Gleichwohl stellt Richter einen Trend nach oben fest; Interesse und Niveau hätten in den letzten Jahren zugenommen, sodass zahlreiche Clubs aktuell keine neuen Aktiven mehr aufnehmen könnten. Auch der RACL sei aufgrund mangelnder Trainingsmöglichkeiten am Limit. Sie hoffe, dass sich die Situation in der Zukunft verbessere, so Richter. Während Südeuropa und Südamerika die Hochburgen dieses Sports darstellten, bliebe er hierzulande nach wie vor eine Randsportart.
Mit fünf Jahren angefangen
Nicole Day, die einzige Läuferin des RACL in Triest, steht schon seit Kindesbeinen auf den Rollschuhen. Sie habe dank ihrer Schwester bereits im Alter von fünf Jahren begonnen, erzählt Day. Anfangs habe sie parallel auch Eiskunstlauf betrieben, den Fokus dann sukzessive auf die Rollschuhe gelegt. Man könne in diesem Sport, so Day, bereits in jungen Jahren auf internationalem Niveau Erfahrungen sammeln.
Sich selbst zu sein, abschalten und Zeit für sich haben zu können, auch das fasziniert Nicole Day an diesem Sport. Wöchentlich trainiere sie bis zu viermal – jeweils zwei bis zweieinhalb Stunden – auf den Rollschuhen. Zudem gehe sie regelmässig ins Athletiktraining. «Auch ich freue mich auf den Wettkampf in Thun», sagt sie. «Und klar, ich möchte in meiner Kategorie gewinnen.»