Gehen Sie
nächsten Sonntag, am
Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag, zum Gottesdienst in die Kirche? Falls Sie diese Frage nicht mit einem
eindeutigen «aber sicher doch!» beziehungsweise «auf gar keinen Fall!» beantworten, so entgegnen Sie
möglicherweise: «Ich kann auch zu Hause beten.» Das freut mich für Sie. Viele tun sich nämlich schwer mit dem
Gebet. Die einen haben in einer entscheidenden Lebensphase gebetet und wurden von Gott enttäuscht. Die anderen
verbinden «Gebet» mit schwerverständlichen theologisch-liturgischen Formulierungen oder empfinden es
grundsätzlich als langweilig.
Falls es einen
Guinnessbuch-Eintrag für das längste Gebet der Welt geben würde, hiesse der Sieger vermutlich Mose. Dieser
verbrachte seinerzeit 40 Tage und 40 Nächte auf dem Berg Sinai in der Gegenwart Gottes. Diese Zeit hinterliess
buchstäblich Spuren: «Als Mose … den Berg Sinai hinabstieg, wusste er nicht, dass sein Gesicht einen strahlenden
Glanz bekommen hatte, während der Herr mit ihm sprach.» (2. Mose 34, 29)
Das längste
Gebet der Welt bestand nicht in einem Monolog. Die meiste Zeit verweilte Mose im stillen Hören auf Gott. Dabei
empfing er die beiden Steintafeln mit den zehn Geboten. Sicher bat er Gott um Hilfe für seine grosse Aufgabe,
das Volk Israel durch die Wüste zu führen. Vermutlich beklagte er das mangelnde Vertrauen der Leute, ihre
Unzufriedenheit und das ständige Murren. Dann wiederum dankte er und lobte seinen Schöpfer mit lauter Stimme für
dessen Wunder. Meistens aber war er Empfangender. Gott redete und Mose hörte zu. Dabei begann sein Antlitz zu
leuchten.
Liebe Leserin,
lieber Leser, vielleicht verbringen Sie nächsten Sonntag eine Zeit ohne störende Einflüsse von aussen ganz bewusst
in der Gegenwart Gottes.
Sei es zu Hause, in der freien Natur oder in der Kirche. Möge Gottes Glanz und Strahlen Ihr Gesicht zum Leuchten
bringen.