Hinter jedem Türchen steckt eine prominente Stimme

Hinter jedem Türchen steckt eine prominente Stimme
Grosshöchstetten: 24 Prominete lesen «Mäxus Abentür» vor. Diesen hörbaren Adventskalender hat die Bibliothek lanciert. Jeden Tag steht ein neues Kapitel online zum Zuhören bereit.

Adventskalender sind bei vielen fester Bestandteil der Weihnachtszeit. Auch Nicole Lehmann, Leiterin der Bibliothek Grosshöchstetten, mag sie. So sehr, dass sie immer mal wieder ihre Freundinnen mit einem beschenkt. «Es ist doch schade, dass man als Erwachsene kaum noch Adventskalender bekommt», sagt sie und lacht. Und so hat sie auch für die Bibliothek dieses Jahr eine ganz besondere Version lanciert – für Kinder und für Erwachsene: 24 Prominente aus der Schweiz nahmen auf ihre Initiative hin die Mundart-Geschichte «Mäxus Abentür» auf. Tag für Tag wird ein Kapitel auf der Bibliotheks-Website zum Zuhören veröffentlicht. Nicht nur die Fortsetzungsgeschichte garantiert also eine tägliche Ration Spannung, sondern auch die Frage, wer denn wohl heute ins Mikrofon spricht.


24 bekannte Namen

Bereits 2020 veröffentlichte die Bibliothek Grosshöchstetten einen Höradventskalender. «Es war Corona und wir wollten die Leute im Wohnzimmer erreichen», blickt Nicole Lehmann zurück. Auch damals lasen verschiedene Personen Kapitel einer Geschichte. Hauptsächlich seien es Menschen aus dem Dorf gewesen, erzählt Lehmann, etwa die Gemeindepräsidentin, die Nachbarin oder der Pfarrer. In den letzten zwei Jahren gab es in der Bibliothek keinen Adventskalender. Doch: «Die Leute fragten immer wieder nach.» Und so hat sich Lehmann an die erneute Planung gemacht. «Plötzlich kam mir die Idee, dass ich auch noch zwei, drei Prominente anfragen könnte», erzählt sie. Während des Organisierens wurden es mehr und mehr. «Es fiel mir immer wieder jemand ein, den ich auch noch gerne dabei haben wollte und die meisten sagten zu!» Schliesslich standen auf der Liste 24 bekannte Namen, die bereit waren, ein Kapitel von «Mäxus Abentür» einzusprechen. An einem Tag wird etwa die SRF-Moderatorin Mona Vetsch vorlesen, an einem anderen Tag der Soul-Sänger Seven. Aber auch bekannte Persönlichkeiten aus der Region, zum Beispiel Eishockeyspieler Tinu Gerber oder Leichtathletin Noemi Bachmeier Zbären, leihen «Mäxu» ihre Stimme. «Die komplette Liste der Sprecherinnen und Sprecher bleibt aber eine Überraschung», sagt Nicole Lehmann.


Nuancen des Berndeutschen

Alle Sprecherinnen und Sprecher beteiligten sich kostenlos am Projekt. Auch deswegen wollte Lehmann den Aufwand möglichst klein halten und machte ihnen kaum Vorgaben. So haben einige den Text simpel mit dem Handy aufgenommen, andere professionell im Tonstudio. Geholfen habe sicher, dass die meisten «Mäxus Abentür» bereits kannten, sagt Lehmann. Die Geschichte über einen vorwitzigen Rennmäuserich, der sich auf eine abenteuerliche Reise begibt, stammt aus der Feder der Berner Oberländerin Irene Graf. Die Geschichte geniesst nach 15 Jahren fast schon Kultstatus. Auffällig verpackt in einer roten Plastiktasche mit 24 datierten Couverts ist sie aus keiner Buchhandlung wegzudenken und wohl in den vergangenen Jahren in unzähligen Wohn- und Kinderzimmern erzählt worden. Auch Nicole Lehmann ist ein Fan von «Mäxu». «Es gibt nicht mehr viele neue berndeutsche Geschichten», sagt die Bücherliebhaberin. Sie möge die Nuancen des Berndeutschen sehr. Gehen ist da nicht nur «loufe», sondern auch «schliche» oder «täsele». Soll man den Kindern denn nicht lieber selbst vorlesen, statt nur den Playknopf zum hörbaren Advents­kalender zu drücken? «Nein», findet Lehmann, «zuhören ist eine wichtige Kompetenz für Kinder.» Ob sie den Eltern oder dem Hörspiel zuhören, sei schlussendlich zweitrangig. Das Ziel sei, Lust auf Geschichten zu wecken. Dass «Mäxu» von Prominenten gelesen würde, sei dann wohl vor allem für die Eltern interessant. Die beste Voraussetzung also, dass der hörbare Adventskalender aus Grosshöchstetten ein Ritual für die ganze Familie werden könnte.

Bibliotheksleiterin geht nach zwölf Jahren

Der hörbare Adventskalender ist das letzte Projekt von Nicole Lehmann in der Bibliothek Grosshöchstetten. Nach zwölf Jahren hat sie ihre Stelle als Bibliotheksleiterin gekündigt und macht sich als Lektorin selbstständig. Nicole Lehmann setzte sich immer für eine Bibliothek ein, die über den gewöhnlichen Betrieb hinausgeht. «Auch in Bibliotheken müssen wir querdenken, über den Gartenzaun hinausschauen und immer wieder Neues ausprobieren», sagt sie. Lehmann tat dies beispielsweise, indem sie 2020 den Betrieb als erste Dorfbibliothek im Kanton Bern in eine Open Library verwandelte. Seither ist die Bibliothek Grosshöchstetten auch ausserhalb der Öffnungszeiten zugänglich. Ist kein Personal da, können die Kundinnen und Kunden die Bibliothek mit einem Badge betreten und Bücher per Self-Check-Out ausleihen.

30.11.2023 :: Regine Gerber (reg)