Freiberger-Zucht: Private Hengste erhalten wichtigere Rolle

Freiberger-Zucht: Private Hengste erhalten wichtigere Rolle
Die Dienste privater Hengste wie Little Boy sind gefragt. Hier wird er von Besitzer Hanspeter Steffen vorgeführt. / Bild: Karin Rohrer (krr)
Sumiswald: Beim National­-gestüt in Avenches werden aus Spargründen weniger Hengste gehalten. Nun springen private Hengste in die Bresche, wie Little Boy.

Am 3. Februar fand das Einweihungsfest der Deckstation Sumiswald statt, wo Little Boy von Rudolf Steiner betreut wird. Hier präsentierte sich der dunkelbraune Little Boy von seiner schönsten Seite, stellte auch seinen guten Charakter unter Beweis in­mitten der Festivitäten. So gehörten nebst der Hengstpräsentation auch Ansprachen und eine Show von Motorsägen-Künstler Flugo zum Programm. Auch die Fohlen von Little Boy können sich sehen lassen: Fohlen-Champions, Feldtestsieger und zwei Sieger an der nationalen Hengstselektionen 2022 und 2023 in Glovelier. Little Boy hat als Hengst in Privatbesitz bereits die Freiberger-Zucht nachhaltig geprägt. «Ich erhoffe mir von diesem Hengst Freibergerpferde, die in allen Bereichen eingesetzt werden können», erklärte Besitzer Hanspeter Steffen am Einweihungsfest.


Bund organisierte die Pferdezucht

Nach 1815 begannen die Kantone und ab 1848 auch die Eidgenossenschaft mit der systematischen Unterstützung der Pferdezucht. Dem Aufbau eines staatlichen Gestüts kam dabei eine entscheidende Rolle zu. 1898 wurde das Eidgenössische Hengsten- und Fohlendepot in Avenches gegründet, das heutige Schweizer Nationalgestüt (SNG) von Agroscope. Es dient der Forschung und Entwicklung, dem Wissenstransfer sowie der Unterstützung der Pferdezucht und ergänzt die Förderungsmassnahmen für die landwirtschaftliche Pferdehaltung. «Der Erhalt der Freibergerrasse ist eine von verschiedenen Tätigkeiten des SNG. Der Bestand der Freiberger Pferden in der Schweiz zeigt sich seit 2016 als stabil bei 18´000 Pferden. Im Jahr 2022 standen den Züchtern 172 aktive Hengste zur Verfügung, es wurden 2398 Be­legungen notiert und daraus 1725 identifizierte Fohlen», erklärt Valérie Kottmann von Agroscope.


Weniger Hengste in Avenches

Valérie Kottmann wirft auch einen Blick in die Zukunft: «In den Jahren ab 2024 drohen dem Bund hohe Defizite. Um die Vorgaben der Schuldenbremse einhalten zu können, hat der Bundesrat Massnahmen zur Haushaltsbereinigung beschlossen, dies betrifft auch Agroscope und das Schweizer Nationalgestüt. Es wurde entschieden, dass die Sparvorgaben unter anderem mit einer Reduktion des Tierbestandes am Standort Avenches umgesetzt werden. Die Anzahl Hengste, die am Standort gehalten werden, soll bis 2030 von heute 60 auf 45 Tiere reduziert werden.» Auf die Deckstation Gohl im Emmental werden gemäss Agroscope für die aktuelle Decksaison vier Hengste stationiert: «Don Ovan du Clos Virat», «Edifice», «Coventry» und «Harry Potter de la Grande-Fin». Auf die Deckstation Schüpfheim werden 2024 keine Gestütshengste stationiert. Das SNG stellt den Samen von rund 150 Hengsten für die Besamung zur Verfügung und verfügt über zirka 60 Hengste für den Natursprung und die Besamung.

08.02.2024 :: Karin Rohrer (krr)