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«E gschänkte Tag»

«Hüt isch e gschänkte Tag!», sagte Fredy heute Morgen zu mir. «Genau, heute ist der 29. Februar!», kam mir in den
Sinn. «Aber für wen ist der Tag geschenkt, für dich oder für deinen Chef? Du hast ja nicht frei, heute!» – «Das ist ja egal, heute ist ein Tag, den es nur alle vier Jahre gibt, das ist ein Geschenk!» – «Dafür wartest du einen Tag länger auf den Zahltag», warf ich ein. «Im Januar habe ich drei Tage länger gewartet, das macht nichts», gab Fredy zurück. «Aber was genau wird dir heute geschenkt?», wollte ich wissen. «Du machst ja das, was du an jedem anderen Tag auch machst!» – «Hm, was soll ich sagen?», antwortete er. «Es ist einfach ein besonderes Gefühl, ich denke: Heute ist ein Tag, den es eigentlich gar nicht gibt. Und das stellt mich einfach auf.» So etwas hatte ich mir noch gar nie überlegt. Kommt nicht an jedem Morgen ein neuer Tag, egal, welches Datum er hat? Und kommt es nicht eher darauf an, ob es ein guter oder ein mühsamer Tag wird? Wird man nicht sowieso jeden Tag einen Tag älter – auch wenn man am 29. Februar Geburtstag haben sollte? Und müsste man nicht eigentlich jeden Tag als ein Geschenk anschauen? Als ob Fredy meine Gedanken erraten hätte, sagte er: «Weisst du, nicht jeder Tag ist gleich. Den Montag hasse ich. Aber weil ich weiss, dass ich mich schon auf Freitag freuen kann, ertrage ich ihn. Wenn jeder Tag wie der andere wäre, könnte ich mich gar nie freuen!» 

Und ich dachte für mich: Vielleicht feiern wir deshalb Feste, dass wir uns darauf freuen und so den Alltag besser ertragen können. Und an solchen Tagen, die nicht so selbstverständlich sind wie alle anderen, spüren wir, dass unsere Zeit ein Geschenk ist. Wir haben sie bekommen, nicht selber gemacht. Und das macht glücklich und dankbar. Genau ein solcher Mensch war Fredy heute Morgen. Und Sie?

29.02.2024 :: Samuel Burger