Sonja Bieri töpfert Geschirr in Pastellfarben. / Bild: Bettina Haldemann-Bürgi (bhl)
Langnau: Die Keramik erlebt ein Revival. Am Wochenende haben Mitglieder des Keramikforums Bern einen Markt veranstaltet, und im Regionalmuseum zeigen sie eine Ausstellung.
Samstagmorgen, 10 Uhr, auf dem Viehmarktplatz in Langnau: 25 Keramikerinnen und Keramiker haben sorgfältig ihren Stand hergerichtet, ihre Werke nach Farben sortiert und auf der Ausstellungsfläche so platziert, dass alle Arbeiten gut zur Geltung kommen. Die Aussteller sind alles Mitglieder des Keramik-Forums Bern, eine Vereinigung von professionellen Töpferinnen und Töpfer, welche sich der Moderne verschrieben haben. Traditionelle Hörnlimalerei sucht man bei ihnen vergebens. Unter den Mitgliedern gibt es arrivierte und junge Keramikerinnen und Keramiker. Zu letzteren gehört beispielsweise Monika Heiniger mit ihren farbenfrohen Pflanzenkübeln, die sie mit gestrichelten Ritzmustern verziert. Oder Sonja Bieri, die eine Vorliebe für Pastellfarben hat. Sarah-Maria Steiner bevorzugt dunkle Erdfarben, während Raffaele Melchionda eine lackähnliche Glasur für seine Gefässe verwendet. Noch nicht lange beim Verein ist Christine Burch. Sie gehört jedoch zu den Keramikerinnen, die es geschafft haben, von ihrem Beruf zu leben. Ihre kugelförmigen Tassen leuchten wie Ostereier im Morgenlicht.
Auswärtige und Einheimische
Auf dem Langnauer Keramikmarkt stösst man auch auf «grosse Namen»: auf Doris Hirzels Frauenfiguren etwa mit ihrem aufwändigen Haarschmuck, auf das meisterhaft gedrehte Geschirr von Martin Freiburghaus, auf das Weiss von Erika Fankhausers raffiniertem Porzellan, auf die naturnahen Arbeiten von Christiane Straub oder auf die Badenixen von Lavabo Lavabelle. Freude bereiten auch drei «einheimische» Keramikgrössen: Regina Luginbühl aus Langnau mit ihrem speziellen Blumenmuster, Bernhard Stämpfli, Gohl, mit seiner Blau-Weiss-Kollektion und der Spassvogel Eduard Kohler aus Schüpbach mit seinem Steinzeuggeschirr. Was ist es, was einen beim Gang über den Markt so glücklich macht? Sind es die schönen Keramiken, in denen viele Arbeitsstunden stecken? Oder sind es die Menschen dahinter, die mit ihrem Handwerk Mut, Talent und Ausdauer beweisen? Im Verbund kommen die verschiedenen Handschriften der Töpferinnen und Töpfer gut zur Geltung. Jeder Stand besitzt eine ganz eigene Aura.
Gegenbewegung zum Digitalen
Während die Keramik lange als brotlos und veraltet galt, erlebt sie in den letzten Jahren eine Art Wiedergeburt. Spürt man das auch im Kanton Bern? Ja, lautet der Tenor. «Im Zeitalter der Digitalisierung verspüren die Menschen vermehrt den Wunsch, Geschirr zu kaufen, von dem sie wissen, wer es gemacht hat», erklärt eine der Keramikerinnen. Und eine andere erzählt vom grossen Interesse in der Stadt an Töpferkursen. Doris Hirzel, Präsidentin des Keramik-Forums Bern, zeigt sich erfreut über die Qualität des Keramikmarkts. Noch mehr freut sie sich jedoch über die Ausstellung im Museum, wo in jedem Raum eine Keramikerin, ein Keramiker mit je einer Arbeit präsent ist. In der Weissküferei tropft Milch (Porzellan) in ein Gefäss, in der Bauernschlafstube dient ein Taufzettel als Vorlage für einen Kachelboden, und im Wald sind ein paar Ufos gelandet. «So etwas haben wir noch nie gemacht», sagt die Präsidentin abschliessend, «und es war sehr inspirierend.»