Der Jodlerklub Bumbach singt den «Gruäbeälpler», Dirigentin Claudia Bigler achtet auf jede Stimme. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Bald ist Jodlerfest (2/4): Der Jodlerklub Bumbach steht seit drei Monaten unter einer neuen Leitung. Wenig Zeit also, um für das Jodlerfest in Langnau ein Lied einzuüben.
Die Einleitung des «Gruäbeälpler» hat es in sich. Besonders gefordert sind die fünf Vorjutzer. Deshalb beginne die Probe für die fünf Männer bereits eine halbe Stunde früher als für den restlichen Klub, erklärt die Dirigentin Claudia Bigler. Sie hat die Leitung des Jodlerklubs Bumbach erst im Februar übernommen. Warum gerade jenen aus Bumbach? Sie sei hier aufgewachsen, kenne jeden der Jodler und sei auch sonst mit dem Tal verbunden. Selber jodelt Claudia Bigler im Frauenjodelchor Bumbach.
«Dä passt üs»
«Sollen wir trotz der kurzen Zeit für die Vorbereitung am bernisch-kantonalen Jodlerfest teilnehmen?» Diese Frage haben sich die 20 Mannen des Jodlerklubs gestellt und mit Ja beantwortet. Vor allem, weil das Fest im Emmental stattfinde, begründet Präsident Simon Gerber. Als Vortragslied haben die Bumbacher den Naturjutz «Dr Gruäbeälpler» von Fredy Wallimann gewählt, weil der Jodlerklub bereits mit dem vorherigen Dirigenten begonnen hat, den Naturjutz einzustudieren. «U wüu dä üs guet passt», wie Simon Gerber anfügt.
Der Präsident ist einer der fünf Vorjutzer, die nun bereitstehen für ihre Probe. Noten haben die fünf Männer keine in der Hand. Ihre Dirigentin hat sich das Lied eingeprägt, und wenn es Unklarheiten gibt, spielt sie die Passage auf dem Keyboard vor. Dafür hat sie dort die Partitur bereitgelegt.
Nach den Aufwärmübungen – die zuweilen an den Gesang von Walen mahnen – gehts los.
Es geht um Details
Für den Laien tönt der zweistimmige Jutz schon jetzt sehr gut. Aber bald ist klar: Hier gehts um Details. «Dä tönt nid rein», unterbricht die Dirigentin. Und einer der Jutzer erkennt: «Gäu, da bini z höch?» Claudia Bigler geht zum Keyboard und spielt das «Chehrli». Gespannt lauschen die fünf Männer. «Ja, da muessi e chly töifer», erkennt der Jutzer und jodelt die Passage gleich selber für sich. Sein Kollege, der dieselbe Stimme jutzt, nickt zustimmend. Der Naturjutz würde auch mit den «falschen» Tönen absolut stimmig klingen. Am Jodlerfest werden aber die drei Juroren die Partitur vor sich haben und kleinste Abweichungen bemerken. Daher muss der Jodlerklub Bumbach bei seinem Vortrag genau nach Noten jodeln.
Von Neuem üben die fünf Vorjut-zer und die Dirigentin die Einleitung. Und wieder besprechen sie Details. «Söui dä ender no meh?», fragt einer. «Ja, dä chasch vou näh. Aber nid drücke», rät die Leiterin und jodelt vor, wie sie es sich vorstellt. Das Üben zeigt Wirkung; die fünf Männer werden immer sicherer. Claudia Bigler hat den Kopf gesenkt, hört genau hin. Als die Vorjutzer mit ihren Jodel geendet haben, blickt sie auf und strahlt. «Genau eso.»
Körper und Geist
Dann gesellen sich die restlichen Mitglieder hinzu. 20 Männer stellen sich nun im Saal des Restaurants Alpenrose auf, wo der Jodlerklub Bumbach jeweils mittwochs übt. Im lockeren Halbkreis leitet die Dirigentin nun das Aufwärmen für den Gesamtchor. Fussgelenke lockern, mit der Hüfte kreisen. Der Körper muss locker sein fürs Jodeln. Aber auch der Geist. Die Dirigentin lässt «ihre» Jodler in militärischer Manier von 1 bis 3 durchnummerieren. Dann stimmt sie einen Kanon an, bei dem jeder konzentriert auf seine Stimme achten muss. Nach einem etwas holprigen Start klappts.
«Das het mer izt gfaue»
Nun nimmt sich der gesamte Jodlerklub dem «Gruäbeälpler» an. Claudia Bigler dirigiert gar nicht gross, sondern hört sich im Halbrund um, wie es klingt. «D Schlusstön müesst dir mer häbe, däichet dra», gibt die Dirigentin die Rückmeldung. «U dä vorem Höchschte chly meh betone.»
Wieder stimmen die Jutzer an, die vier Begleitstimmen setzen ein. Claudia Bigler hört hin und vergleicht den Jodel mit den Noten, die sie nun in den Händen hält. Alle Bumbacher Jodler sind konzentriert bei der Sache. Mit Erfolg. «Das het mer itz gfaue», meint die Leiterin anerkennend.
Zeit für eine Pause. Kurz absitzen, einen Schluck trinken. Präsident Simon Gerber verteilt die Festführer und die Festabzeichen, welche sich die Bumbacher für das Fest in Langnau an den Mutz stecken werden. «Wenn symer nöime dranne?», fragt einer aus der Runde. «Am Samschtig am föifi im Chirchgmeinhuus», weiss die Dirigentin. Bis zum Vortrag am 15. Juni sind nur noch wenige Proben. Es gilt für die Bumbacher Jodler, die Zeit zu nutzen, um vom Jodlerfest hoffentlich mit einem «sehr gut» nach Hause zurückzukehren.