Grasen für die Tiere: Seit drei Jahren kümmert sich Eric Kohler um die Tiere beim Heimatmuseum. / Bild: zvg
Trubschachen: Seit drei Jahren kümmert sich der 15-jährige Eric Kohler um die Esel, Ziegen und Enten beim Heimatmuseum. Weil bald seine Lehre beginnt, sucht die Stiftung einen Nachfolger.
Eric Kohler (15) kurvt mit seinem Bike über die Bsetzi vor dem Heimatmuseum Trubschachen, lehnt das Gefährt an die Speichertreppe und geht hinüber zum Stall. Ein gewohnter Gang. Seit bald drei Jahren macht er ihn jeden Tag zweimal, morgens und abends, wenn ihn nicht ein Schulausflug, das Konflager oder Familienferien daran hindern. Er betreut die Hasenlehn-Tiere, an denen sich seit über 40 Jahren die Kinder des Dorfes, wie auch auswärtige Besucherinnen und Besucher, erfreuen. «Im Moment sind es noch zwei Esel mit Jahrgang 1995, zwei Ziegen und vier Enten. Bis vor kurzem waren auch noch Hühner und Kaninchen da», erklärt Eric Kohler. Als die Stiftung Hasenlehn vor drei Jahren einen neuen Betreuer für die Tiere suchte, meldete sich Eric Kohler, damals noch ein Siebtklässler. «Ich bin gerne bei Tieren, und ich wusste schon damals, dass ich nach der Schule eine Lehre als Landwirt machen will. Das gab den Ausschlag. So habe ich bereits jetzt meinen kleinen Bauernhof.»
Mit Freude und Ausdauer
Zweimal täglich füttern, misten, im Sommer Gras mähen mit der Sense, an verschiedenen Plätzchen im Dorf heuen, den Mist auf die gemähten Flächen ausbringen, Futter und Stroh holen, Klauen schneiden – bleibt da noch freie Zeit für anderes? Der 15-Jährige lächelt. Er scheint nichts zu entbehren. Hie und da bekommt er ein Lob von Leuten aus dem Quartier oder gibt Passanten Auskunft. Auf die Frage, ob ihm gewisse Dinge zuwider seien, kommt ihm auch nach langem Nachdenken kaum etwas in den Sinn: «Öppe Chlaune!» Wenn er Rat braucht, geht er zum Grossvater oder zum Götti, als Stellvertreter springt hie und da der Vater ein.
Was muss jemand mitbringen, wenn er oder sie seinen Job im Sommer übernehmen möchte? «Neben der Freude an den Tieren eine grosse Portion Ausdauer. Man ist halt schon angebunden.» Eric Kohler beginnt im Sommer seine dreijährige Lehre als Landwirt, zuerst in Lützelflüh, danach in Schüpfheim und Signau. Die «Vorlehre» bei den Tieren des Heimatmuseums Hasenlehn hat er mit Bravour bestanden.
Die Geschichte der Museum-Tiere
Für Jüngere und Zugezogene gehören sie einfach dazu, die Tiere beim Heimatmuseum Hasenlehn. Doch wie kam es überhaupt dazu? Der leider früh verstorbene Lehrer Ruedi Berger (1939?–?1980), der seinem Vater, einem der Mitbegründer der Stiftung Hasenlehn, bei der Einrichtung des Heimatmuseums wesentlich geholfen hatte, war in seiner Freizeit ein begeisterter Tierhalter. Schafe, Esel, Ziegen und Enten weideten schon zu seinen Lebzeiten auf dem Areal der Stiftung Hasenlehn.
Es war für die Hinterbliebenen ein Trost, dass der damalige Stiftungspräsident, der Tierarzt Theo Schürch, versprach, die Tiere dürften bleiben und er übernehme kostenlos die allfällige veterinäre Betreuung. Es fand sich dann auch ein älteres Ehepaar, das eben den Bauernbetrieb ihrem Sohn übergeben hatte und in eine der Mietwohnungen der Stiftung eingezogen war. Die beiden freuten sich, mit der täglichen Betreuung der Tiere ihr gewohntes Leben auf Sparflamme weiterführen zu dürfen. Auch später waren Mieter im Haus oder
in der Umgebung, denen Landwirtschaft nicht fremd war und die in der Arbeit mit den Tieren Erfüllung fanden. Zwischendurch kümmerte sich einige Jahre der kürzlich verstorbene Ueli Schürch um die Tiere. Täglich machte er zweimal den Gang von der Alterssiedlung ins Hasenlehn.
Als sich vor drei Jahren Eric Kohler auf die frei gewordene Stelle meldete, war das für den Stiftungsrat eine freudige Überraschung. Was nun, wenn man keinen Nachfolger findet? Michael Roth, bei der Stiftung für die Liegenschaften zuständig, sagt, dass es immer schwieriger werde, Leute für eine solche Aufgabe zu begeistern. «Eric war ein Glücksfall und wir danken ihm für sein Engagement. Meldet sich bis im Sommer niemand, werden wir die Tiere an einen guten Platz verschenken. Wir haben bereits vorsondiert.» Die Stiftung hat auch schon Ideen, was auf dem Platz entstehen könnte.