Bis das fertige Instrument in der Werkstatt steht, vergehen rund 80 Arbeitsstunden. / Bild: Sandra Joder (sjw)
Bald ist Jodlerfest (3/4): In seiner Alphornmacherei in Eggiwil fertigt Walter Bachmann aus Haselfichtenholz Alphörner an. Und selbstverständlich spielt er auch am Jodlerfest mit.
Just 3 Meter und 36 Zentimeter misst ein Alphorn, wenn es in der gängigen Tonlage fis erklingen soll. Der Eggiwiler Walter Bachmann ist ein Meister seines Fachs, sowohl beim Spielen als auch in der Herstellung des Instruments.
Bachmanns Grossvater hat im Jahr 1925 auf dem Chnubel mit dem Alphornbau begonnen. In den rund 100 Jahren seither hat sich die Einrichtung in der Werkstatt nicht gross verändert: Auf einer alten Bandsäge, einer Drechselbank und vor allem in sehr, sehr viel Handarbeit entsteht in rund 80 Stunden ein neues Instrument. Sein hervorragendes Musikgehör und seine Leidenschaft für das Handwerk zeichnen Walter Bachmann aus. Gemeinsam mit Vater Hansruedi Bachmann und Roland Schenk fertigen sie pro Jahr rund 25 Instrumente an.
Ein sperriges Instrument
Ursprünglich wurden Alphörner aus einer am Hang krumm gewachsenen Fichte hergestellt. Der Stamm wurde längs halbiert und ausgehöhlt. Das lange Instrument aus einem Stück konnte schlecht transportiert werden. Deshalb besteht das Standard-Alphorn heute meist aus drei Teilen. Bevor sich Walter Bachmann für ein Holz entscheidet, müsse er es in die Finger nehmen, sagt er. Wenn er den Hobel führe, höre er bereits, wie sich der Klang entwickelt. Als erstes verleimt er die auf der Bandsäge zugeschnittenen Rohlinge aus Haselfichte und stellt den Becher her. Dieser Becher macht die Ausstrahlung des Instruments aus. Walter Bachmann achtet auf die Jahrringe. Unten im Becher bringen sie den Ton in Schwung und tragen ihn über den Becherrand hinaus. Der Becherrand selbst wird aus Nussbaumholz gedrechselt. Passt die Klangfarbe noch nicht ganz, so hobelt Walter Bachmann nach. Dabei kommt es auf jeden Millimeter an. Bis zu zehn Kilometer weit kann ein Alphorn zu hören sein. Die Vorgänger des Alphorns waren denn auch Signalhörner, die ihren Schall über weite Distanzen erklingen lassen konnten.
Die ersten Töne
Sobald das konische Instrument zusammengesteckt werden kann, spielt Walter Bachmann die ersten Töne. Er spüre dabei die Ansprache und den Klang des Instruments. Wenn die Intonation noch nicht stimmt, hobelt Walter Bachmann nach bis das Horn schliesslich im weichen «Bachmann-Sound» ertönt. Einen regelrechten Boom löste Pepe Lienhard mit dem Alphornvirtuosen Mostafa Kafa´i Azimi aus. Mit dem Titel «Swiss Lady» nahmen sie im Jahr 1977 am Grand Prix Eurovision teil und begeisterte die Massen. Rund drei Jahre habe damals ein Kunde auf sein neues Instrument gewartet, erinnert sich Walter Bachmann. An diesem Vormittag riecht es in der Werkstatt nach Lack. Das eben mit Rattan umwickelte Instrument erhält nun von Hansruedi Bachmann eine schützende Lackschicht. Ganz am Schluss wird es für rund eine Stunde mit Leinöl gefüllt, damit das Holz auch von innen gut geschützt ist. In einer Ecke steht ein Notenständer mit Walter Bachmanns Alphorn-Stück fürs Jodlerfest. «Ich brauche etwas Druck, bis ich mich ans Üben mache», sagt Walter Bachmann. Vier Wochen vor dem Fest hat er das Stück «Vom Chloschter Gubel obenabe» ausgewählt. Bevor er es vorspielen könne, müsse er noch üben, sagt Walter Bachmann. Er nimmt sein Instrument in die Hand und spielt aus dem Kopf eine wunderbar warme Melodie.