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Gümmeler, Autofahrer, und andere Trottel

«Tuuuut»?... «Scho wieder sones A********!» Was? Habe ich richtig gehört? Dann lachte ich. Ich war letzte Woche mit meinem Rennvelo auf einer Geraden unterwegs, bevor es auf der Passstrasse bergab ging. Wohlverstanden: allein, ganz am rechten Strassenrand, weit und breit kein Gegenverkehr. Der Fahrer des überholenden Autos musste wohl einfach etwas loswerden, irgendetwas hat sich scheinbar aufgestaut. Nach der ersten Kurve hatte ich ihn wieder aufgeholt und mir kurz überlegt, wie er reagieren würde, wenn ich ihn jetzt wieder lächelnd überholen und ihm einen schönen Tag wünschen würde. Ich vermute: Entweder hätte er sich das nächste Mauseloch gesucht oder er hätte komplett am Rad gedreht. Wir werden es nie erfahren.


Was mir dabei einmal mehr aufgefallen ist: Irgendwie sind doch immer alle anderen die Trottel. Ich kenn es ja – im Auto frage ich mich, wieso die Fussgänger nicht noch zwei Sekunden warten können, auf dem Velo sollte sowieso niemand im Weg sein und als Fussgängerin hätte ich doch alle Rechte, wieso halten die anderen jetzt nicht oder wieso läuft der vor mir so langsam, was hat die hinter mir für einen Stress? Als Töfffahrerin sind die Autos in den Kurven zu langsam und mit dem Skateboard gehe ich sowieso nur noch in den Park. Mit dem klitzekleinen Unterschied, dass ich die jeweiligen Trottel nicht anhupe, anschreie oder ihnen auffahre.


Nun, irgendwie ist doch das Ganze Metapher genug, wie es oftmals auch sonst im Leben abläuft. Es gibt sicherlich genug Menschen, die aus Egoismus oder Gleichgültigkeit handeln. Die Gümmeler, die extra immer nebeneinander fahren, die Autofahrer, die auffahren oder den Blinkhebel noch nicht gefunden haben oder die Fussgänger mit dem angeklebten Smartphone und den Scheuklappen. Und nein, das sind übrigens nicht nur «die Jungen»! Aber meistens trifft man jemanden oder hört etwas, und schon wird bewertet, ohne den Hintergrund zu kennen. Aus irgendeinem Grund möchte man immer das, was man nicht hat oder fragt sich, wieso der andere das nicht macht, obwohl es für ihn doch das Beste wäre. Daraufhin wird spekuliert, dann kommt der Frust. Und wenn man Glück hat, erfährt man im Nachhinein, dass doch nicht alles Gold ist, was glänzt, dass die andere Person einen sehr guten Grund hat, zu pressieren oder dass die blöde Rennvelofahrerin doch einfach in Ruhe ihr Konditionstraining in der Natur machen und sicherlich niemanden aufhalten will.

06.06.2024 :: Sina Siegenthaler