SCL Tigers starten mit dem Campus in ein neues Zeitalter

SCL Tigers starten mit dem Campus in ein neues Zeitalter
Auch architektonisch ist der Campus beim Eisstadion in Langnau ein Hingucker. / Bild: zvg
Langnau: Der Campus ist mehr als ein Eisfeld mit Athletikhalle, Brasserie, zusätzlicher Tribüne und Parkhaus. «Wir erhoffen uns einen Wow-Effekt, der nach­haltig wirkt», sagt Peter Jakob.

Peter Jakob kann getrost als der Vater des Campus bezeichnet werden, der am Samstag offiziell eingeweiht wird. Er war es, der die Vision, neben dem bestehenden Eisstadion eine moderne Trainingsstätte zu errichten, beharrlich verfolgte – und gemeinsam mit seiner Frau, Pia, über die Ilfishalle Sport & Event AG den grössten Teil auch gleich finanzierte. Dabei war der Weg von der Vision zum fertigen 22-Millionen-Projekt ein steiniger.


«Das ist eine super Geschichte»

«Ja, es hätte einige Gelegenheiten gegeben, den Bettel hinzuschmeissen», meint Peter Jakob rückblickend. «Aber zu sehen, was jetzt da steht, das ist eine super Geschichte.» Jakob, der auch als Verwaltungsratspräsident der SCL Tigers AG amtet, verfolgte das Projekt nicht nur aus der Ferne, sondern war bei jeder Bausitzung dabei. «Es waren, glaub ich, fünfzig grössere Sitzungen. Und daneben noch zig Treffen.» So wie auch an diesem Nachmittag: «Hast du rasch Zeit, um in einer Garderobe etwas anzuschauen», fragt ein Mitarbeiter. Jakob nimmt sich Zeit. Er weiss, wo welcher Lichtschalter montiert ist, kennt die Vorzüge der Bodenbeläge und berichtet immer wieder über die gute Zusammenarbeit mit den Baufirmen. «Sie sind stolz, ein Teil des Campus zu sein.» In den Tagen vor der offiziellen Eröffnung war er oft mit Gästen im Campus unterwegs und erhielt positive Rückmeldungen. «Die SCL Tigers werden attraktiver. Etwa für junge, hungrige Spieler, die hier den Sprung in die höchste Liga schaffen wollen. Und ganz wichtig: Unsere Junioren werden von den besseren Trainingsbedingungen profitieren.»


«Alles ist professioneller»

Bei dem Gespräch sitzt auch Dieter Aeschimann am Tisch. Er ist seit Mai als CEO der SCL Tigers AG tätig – eine Aufgabe, die er bereits in den Jahren 2001 bis 2003 innehatte. Ist das Sportunternehmen von damals mit dem jetzigen vergleichbar? «Klar, es geht immer noch um Eishockey – aber sonst ist fast alles anders, vor allem professioneller.» Aeschimann verdeutlicht den Wandel anhand eines Beispiels: «Vor 20 Jahren waren wir auf der Geschäftsstelle vier Leute – heute umfasst alleine die Marketingabteilung so viele Mitarbeitende.» Auch Aeschimann ist überzeugt, dass dank des Campus die Trainings verbessert werden und sich dies langfristig sportlich auszahlen wird. 

Wird die SCL Tigers AG auch wirtschaftlich vom Campus profitieren können? «Ja, wir müssen nicht mehr extern Eis­zeiten mieten, sondern können im Gegenteil das zweite Eisfeld anderen Clubs vermieten.» Ein Vorteil sei hier besonders, dass das ganze Jahr über auf Eis trainiert werden könne. In der grossen Athletikhalle im Dachgeschoss werden Trainings auch von Dritten stattfinden. Beispielsweise kann dort der Sportklub Langnau Sprints trainieren.

«Im Gastrobereich können wir dank der Brasserie etwas Neues bieten», erklärt Aeschimann. Die Gastronomie sei für die SCL Tigers AG ein immer wichtigeres Standbein. Bereits mit dem Tigers-Saal und der Jakob-Galerie habe das Unternehmen einen Sprung nach vorne machen können.


Wäre ein Sporthotel tragbar?

Bestens ergänzt würde der Campus mit einem Sporthotel, wo Teams, die in Langnau ein Trainingslager durchführen, übernachten könnten. Wie weit ist diese Vision? Eine Studie werde aufzeigen, ob hier ein Sporthotel selbsttragend betrieben werden könne, sagt Peter Jakob. «Sind die Zahlen negativ, werde ich dieses Dossier sauber ablegen. Sind sie positiv, gilt es, private Investoren für dieses Projekt zu finden.»


Von der Vision bis zum Bau des Campus

Bis die Bauarbeiten für die Trainingsstätte Campus beginnen konnten, gaalt es für Peter Jakob und seine Planer, zig Fragen zu klären und Probleme zu lösen.


  • 2012: Bereits bei der Sanierung und Erweiterung des Ilfisstadions, das im Herbst 2012 den Betrieb aufgenommen hat, erklärte Peter Jakob, Verwaltungsratspräsident der SCL Tigers AG, dass es sein Ziel sei, ein zweites Eisfeld zu realisieren.
  • 2015: Die ersten Entwürfe sehen ein zweites Eisfeld an der Ostseite des Eisstadions vor. Die Frage ist, wie sich der Bau mit der dortigen Markthalle kombinieren liesse.
  • 2016: Nun ist klar: Die bestehende Markthalle soll durch einen Neubau ersetzt werden. Das Gebäude soll auf Stützen stehen, so dass im Erdgeschoss Autos abgestellt oder der Raum als Markthalle genutzt werden kann. Im ersten Stock soll sich das Eisfeld befinden und im Dachgeschoss eine grosse Sporthalle.
  • 2016: Der Verband Markthalle Langnau will dem zweiten Eisfeld grundsätzlich nicht im Wege stehen, obwohl er an der Stelle über ein Baurecht verfügt, das bis ins Jahr 2055 gültig ist. Schliesslich spricht sich der Verband aber wegen der engen Platzverhältnisse gegen eine kombinierte Nutzung aus, wie es die ersten Pläne (siehe oben) vorsahen. Die Markthalle solle an einen neuen Standort verlegt werden. Aber wo?
  • 2017: Geeignete Areale für eine Markthalle sind rar. Plötzlich steht die Reithalle Hübeli in Schüpbach zum Verkauf. Tigers-Verwaltungsrat Ernst Kühni und sein Bruder, Ulrich, erwerben die Liegenschaft. Sie verkaufen die Reithalle später an die Betreiber der Markthalle, nachdem klar ist, dass sich die Reit- in eine neue Markthalle umbauen lässt und eine neue, lastwagentaugliche Zufahrt zum Areal gebaut werden kann.
  • 2017: Im Dezember debattiert das Langnauer Gemeindeparlament darüber, wie viel die Gemeinde dem Verband Markthalle Langnau zahlen soll, damit dieser auf das bestehende Baurecht verzichtet – und Geld für den Umbau der Reithalle in Schüpbach hat. Das Parlament gewährt 1,1 Millionen – mehr als der Gemeinderat beantragt hatte.
  • 2018: Auch beim zweiten Eisfeld gehts voran: Die Baubewilligung liegt nun vor. Das Projekt kann wie geplant realisiert werden. 
  • 2019: Am 2. August 2019 findet in der neuen Markthalle in Schüpbach die erste Auktion statt. Der Andrang ist gross, nicht nur wegen der 130 angebotenen Kühe, sondern auch wegen der neuen Halle.
  • 2019: Sorgen bereitet Peter Jakob die Finanzierung. Der Bau wird um 19 Millionen Franken kosten, Bund und Kanton steuern «nur» rund 2,9 Millionen bei, die Gemeinde zahlt für den Neubau nichts. Banken wollen keine Darlehen gewähren und andere private Investoren halten sich zurück.
  • 2021: Die Bauarbeiten sollen im Sommer 2022 starten. Bauherrin ist die nicht gewinnorientierte Ilfishalle Sport & Event AG, der auch das Tigersaal-Gebäude gehört. Sie ist heute eine Tochtergesellschaft der Jakob AG, Trubschachen.
  • 2022: Wenige Monate vor dem geplanten Baustart muss Jakob das Vorhaben stoppen: Während der Corona-Krise gehen die Preise für Baumaterial durch die Decke.
  • 2023: Im März fährt der grosse Bagger auf. Die Bauarbeiten starten mit dem Abbruch der Markthalle.
  • 2024: Die Bauarbeiten rücken planmässig und unfallfrei voran. Bereits der Rohbau ist mit seiner runden Form ein Hingucker. Neu ist, dass auch auf dem Dach des bestehenden Stadions Solarpanels montiert werden. 60 Prozent der benötigten Energie werden selber produziert.
  • 2024: Am 7. September wird der Campus nach 14-monatiger Bauzeit offiziell eröffnet. Die Baukosten betragen laut Peter Jakob rund 22 Millionen Franken.

05.09.2024 :: Bruno Zürcher (zue)