Die fünf Nonnen bei den Freilichtspielen Moosegg überzeugen mit Spielfreude. / Bild: Simon Schwab
Moosegg: Die Tannenzapfen wippen vor Vergnügen auf den Bäumen, denn sie sind zurück – die Nonnen des Musicals «Nonnsens 2». Das Publikum kam an der Premiere mit Lachen kaum nach.
«Hier am Hoger? Am Arsch von der Welt soll ein Talentscout hinkommen?», zweifelt Schwester Amnesia (Rolf Sommer). Sogleich veranstaltet sie mit den Premiere-Gästen Lotto (Die Zahlen sind dem Programmheft beigelegt), bei dem als Preis das Gemälde «Venedig bei Nacht» winkt. Dass schlussendlich alle gewonnen haben, sorgt schon am Anfang für gute Laune und das rabenschwarze Bild interessiert niemanden mehr. Oberin Maria Regina (Martina Lory) und ihre Mitschwestern beschliessen, den Erfolg ihrer Wohltätigkeitsshow mit einer zweiten Vorstellung zu feiern. Die tragische Vorgeschichte wird noch einmal erzählt. Damals kam das Gesundheitsamt den Nonnen auf die Schliche: Sie hatten ihre verblichenen Mitschwestern bis zur Beerdigung in der Kühltruhe gelagert. Der Gesundheitsinspektor hat die Jagd nicht aufgegeben und die Protestanten behaupten, Amnesia sei nicht katholisch, sondern evangelisch. Um die Schwestern abzulenken, haben sie das Gerücht verbreitet, ein Talentsucher befände sich unter den Zuschauern. In ihrem Eifer, einander zu übertreffen, geben die Nonnen auf der Bühne Vollgas.
Unbändige Spielfreude
«Nonnsens 2» heisst die erste diesjährige Produktion der Freilichtspiele Moosegg. Das Musical bietet beeindruckende Duette, herrlichen Klamauk mit Lokal-Kolorit, Alain Schnegg ruft dauernd an oder die fünf Glaubensschwestern fragen singend: «Wer braucht Männer? Wir wollen den heiligen Stuhl!» Nach zu viel Hochprozentigem beten sie «Kater unser, der du bist im Himmel» oder schmettern inbrünstig mit Leo-Tanga auf dem Kopf. Linda Gloor Trachsler als Schwester Hubert, Anina Rosa als Schwester Leo und Stefanie Verkerk, die nicht nur spielt, sondern auch choreografierte, machen die Fünferbande komplett. Jede einzelne von den Schleiertragenden ist ein Bühnenprofi mit Stimmen, die bis in die letzte Reihe betören. Doch das Können der Agierenden wird von etwas übertroffen: Regisseur Martin Schurr hat mit der Inszenierung eine Show produziert, bei der die unbändige Spielfreude der Darstellenden zu einem Theaterspass werden lässt, der einem alle trüben Gedanken aus dem Hirn bläst. Sympathieträger und Vogel-Abschiesser ist zweifellos Rolf Sommer in seiner Rolle als Schwester Amnesia. Urkomisch mit Gestik, Spiel und einer leicht kratzigen Stimme fliegen ihm sofort die Herzen des Publikums zu. So, wie die «Schwestern» zum Schluss kräftemässig sicherlich aus der Puste sind, so ist es das Publikum emotional. Der Applaus am Premierenabend fiel zwar relativ kurz aus, doch das lag an den frischen Temperaturen auf dem Hoger. Im Warmen haben die Gäste sicherlich weitergelacht.