Wie nennt man ein weibliches Erdmännchen? Erdweibchen? Erdfrauchen? Erdmännchenweibchen? Erdmännchin? Wie lautet die korrekte Bezeichnung für eine männliche Hebamme? Hebamm? Hebammer? Hebammann? Und was ist Gugelhupf eigentlich für ein eigenartiges Wort? Ich weiss es nicht. Vielleicht kennen Sie die Antworten und schütteln ob meines Unwissens den Kopf. Vielleicht denken Sie: «Was ist mit dem Heiniger los? Ist sein Internet kaputt? Oder hat er seine Bertelsmann Gesamtausgabe verlegt?» Keine Sorge. Meine Ahnungslosigkeit ist gewollt. Ich geniesse sie. Es ist wie mit einer fast leeren Pralinenschachtel. Ich könnte die verbliebenen Pralinen im Nu verputzen oder aber ich kann mich darüber freuen, dass noch ein paar übrig sind. Natürlich könnte ich ein Kompendium konsultieren. Ich könnte im World Wide Web recherchieren. Ein paar Klicks und ich wüsste Bescheid. Aber ich will nicht. Ich übe mich in Horizonterweiterungsverweigerung, frei nach den Mottos (den Motti? den Mottae?): «Ich kann auch ohne Ahnung eine Meinung haben» und «Wissen ist Macht, Nichtwissen macht nichts». Ich setzte mich selbst auf Datendiät. Ich zelebriere den freiwilligen Faktenverzicht. Das ist meine neue Passion. In einer Welt, in der Informationen jederzeit und in schier unvorstellbaren Mengen verfügbar sind, wird Ahnungslosigkeit zum exklusiven Luxusgut. Die Freude des Nichtwissens. Joy of not knowing. Oder knackig abgekürzt: JONK. Gut möglich, dass JONK ein neuer Trend wird, mit allerhand Spielarten, von kultivierter Naivität bis hin zu ausgeprägter Auskunftsaskese. Wer nicht mitmacht, wird ausgelacht: «Seht her, da ist jemand, der es wissen will! Ha! Was für ein bemitleidenswert rückständiger Bildungsbürger!» Eine solche Entwicklung birgt natürlich Gefahren. Es droht ein Effekt, wie ihn Mani Matter in seinem Lied vom Zündhölzli beschreibt. JONK könnte sich ausbreiten wie ein Lauffeuer. JONK könnte zum weltweiten Kult verkommen. Mit unschönen Auswüchsen: Statt sich vorgängig zu informieren, würden manche Leute einfach irgendetwas behaupten. – Wer braucht schon Fakten, wenn er Fantasie hat? – Und andere Leute kommen vielleicht gar nicht erst auf die Idee, diese haltlosen Behauptungen zu hinterfragen, weil sie JONKen, statt zu denken. Menschen könnten süchtig werden nach JONK, sie könnten zu desinteressierten Deppen degenerieren, oder schlimmer noch: Sie könnten zu radikalen Ignoranten mutieren?... Bleibt zu hoffen, dass sich ausser mir niemand fürs JONKen interessiert.