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Sankt-Florian-Prinzip

In der katholischen Kirche gibt es den Brauch des Wettersegens. Vom Festtag des Evangelisten Markus (25. April) bis zum Fest Kreuzerhöhung (14. September) wird insbesondere in ländlichen Gegenden in Gottesdiensten der Wettersegen gespendet. Er ist ein Gebet um Schutz vor «Blitz, Hagel und jedem Unheil», wie es in einem der dabei verwendeten Segensgebete heisst.

Ich erinnere mich an die provokative Frage eines Theologieprofessors zu Beginn meines Studiums, ob wir wirklich glauben würden, dass der Wettersegen helfe, ob Gott die Wolken entsprechend verschieben würde. Es wäre tatsächlich ein fragwürdiges Beten, wenn der Wettersegen mit dem Wunsch nach einem Verschieben der Wolken verbunden wäre, so dass sich ein Unwetter statt über uns einfach über die Nachbarn ergiessen würde. Das wäre ein Beten nach dem Sankt-Florian-Prinzip: Hauptsache es trifft nicht uns! Der heilige Florian gilt als Schutzpatron für die Abwendung von Feuer. In einigen Ländern ist er der Patron der Feuerwehren (bei uns ist dies die heilige Agatha). Auf dieses Patronat geht ein bekannter Spruch zurück, der das Sankt-Florian-Prinzip schön in Worte fasst: «Heiliger Sankt Florian, verschon´ mein Haus, zünd´ and´re an!» Die Gebetssprache kann in diesem Zusammenhang leicht missverständlich sein, etwa in der Vorlage «Halte Gewitter und Hagel, Überschwemmung und Dürre, Frost und alles, was uns schaden mag, von uns fern.» Also Hauptsache fern von uns, als ob es uns nichts ausmachen würde, wenn es andere trifft. «Bewahre uns vor Gewitter…» scheint mir da unverdächtiger zu sein.

Angesichts der unberechenbaren Naturgefahren wenden sich viele Menschen an Gott. Wir müssen bei Gefahr selbst das Menschenmögliche tun und eine gesunde Vorsicht walten lassen. Darüber hinaus dürfen wir nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift sehr wohl auf Gottes Schutz und Hilfe hoffen, aber nicht nur für uns, auch für alle anderen.

04.07.2024 :: Urs Corradini