Das Elite Openair ist in alter Frische zurück

Das Elite Openair ist in alter Frische zurück
Am ersten Abend begeisterte Pablo Infernal mit energetischem Rock die Festivalbesucherinnen und -besucher. / Bild: zvg
Langnau: Das Beinahe-Aus und kostenpflichtige Eintritte konnten der Euphorie für das Elite Openair nichts anhaben. Das zeigte die diesjährige Ausgabe, bei der fast alles stimmte.

Warum der gesamte WC-Wagen links hinter der Bühne derart heftig schaukelt, ist ein Rätsel. Aber er tut es. Stellvertretend für den gesamten Viehmarktplatz, der an diesem für 2024 ausnehmend milden Sommerabend ebenfalls beben würde, wenn er denn könnte. Der zweite Abend des Elite Openair ist im Gang und das Gelände ist wie schon bei den Donnerstagskonzerten menschenvoll. Gleichzeitig bleibt der Platz stets luftig genug, um über Distanzen von der Bar bis zum Bühnenrand oder vom einen zum anderen Foodstand in Augenkontakt bleiben zu können. Das Festival ist genau so, wie OK-Präsident Peter Werren es mag: stimmungsvoll, belebt, aber «nicht zu kommerzig».

Dass das Elite Openair dieses Jahr erstmals blickdicht umzäunt und demnach nicht mehr frei zugänglich ist, sieht von aussen erst befremdlich aus. Einmal drin, kommt aber sofort ein Gefühl auf, als wäre man mitten im Dorf durch einen Geheimgang auf eine wunderschöne Insel gelangt. Wo Menschen allen Alters schwatzen, tanzen, anstossen und das Draussen draussen lassen. Das ist das Schöne an kleinen Festivals wie diesem: Die Grundstimmung ist da, sobald die Menschen aufeinandertreffen. Und die Livemusik, die ist der Bonus.


Trotz Regen kein Stimmungstief

Männerlastig ist das Lineup, diese Tatsache ist in der heutigen Zeit irritierend. Peter Werren ist sich dessen bewusst, und er erklärt, dass «die Frauen, die wir wollten, alle abgesagt haben». Im nächsten Jahr soll die Balance wieder hergestellt werden. Das Wichtigste für einen guten Konzertabend ist aber letztlich ohnehin die Kraft der Musik, und die ist über
die Elite-Tage bis weit über den Viehmarkt hinaus vernehmbar. Nach den gitarrenstarken Hydrahog und den gleichermassen energetischen Pablo Infernal zum Auftakt, holt die Coverband The Suspenders das Publikum am Freitag für eine ausgiebige Nos­talgietour ab. Dasselbe, allerdings weniger berechnend, tut das Funk-Trio The Next Movement im Anschluss. Oder wusste die Band etwa, dass Funk in Langnau vor Jahrzehnten wahre Glanzzeiten erlebt hat, und dass sich Leute liebend gerne zurückreissen lassen?

Wie sehr es sich lohnen würde, die Berner Band Hi Jo zu sehen, egal aus wie grossen Kübeln es giesse und wie viele Zelte einem um die Ohren fliegen würden, hatte sich schon seit Wochen herumgesprochen. Entsprechend erlebt das Elite Openair auch am verregneten Samstagabend kein Stimmungstief – im Gegenteil.

Man will sich nicht vorstellen, was wäre, wenn das Elite Openair 2023 zum letzten Mal stattgefunden hätte. Und danach sah es aus, als das ehemalige OK-Team auseinanderbrach. Als «Kopf des Ganzen», aber mehr noch als eingefleischter Langnauer, wollte Peter Werren das Festival aber keinesfalls sterben lassen. Es gelang ihm, ein neues Team zusammenzustellen und einem etwas müde gewordenen Projekt neues Leben einzuhauchen. Der Elan des neuen Teams und die Tatsache, dass das Elite Openair weiterhin Teil der Langnauer Kulturszene bleiben könne, geben ihm eine Gänsehaut, sagt er. Umgekehrt lässt sich die Dankbarkeit der Festivalfans nicht nur, aber auch in Zahlen messen. Denn obwohl das Elite Openair dieses Jahr zum ersten Mal Eintritt kostete, blieben sie ihm treu.

11.07.2024 :: Miriam Margani-Lenz (mml)