Simon Röthlisberger signierte an der Vernissage sein Buch. / Bild: Sylvia Ammann (sal)
Biembach: Auf dem Hof Egggraben wurde das Buch über die Geschichte dieses speziellen Ortes vorgestellt. Simon Röthlisberger feierte den Abschluss seiner aufwendigen Arbeit.
Die Luftaufnahme zeigt einen Bauernhof, umgeben von steilem Land und Wald. 2009 kauften Beatrice und Simon Röthlisberger dieses Gut und verwandelten es in ein kleines Paradies. Als gelernter Zimmermann konnte der neue Besitzer fast alles selber bauen. Als er auf dem Land Münzen, Scherben und verrostete Werkzeuge fand, war sein Interesse geweckt. Acht Winter lang suchte er mit zahlreichen spezialisierten Helfern Material über die Geschichte des Egggrabens zusammen. Entstanden ist das Buch «Egggraben – Eine Insel im Emmental». Mehrere Kapitel widmet Simon Röthlisberger den Spuren und Funden in Haus, Land und Wald.
Wie Anker sein Bild entwickelte
An der Vernissage hielt der Lektor Ruedi Schneiter eine Rede: Der Name Egggraben sei im 15. Jahrhundert bereits aufgetaucht. Im Buch komme er 141 mal vor. Er zeigte alte Fotos und natürlich das neueste. Er verriet, dass das Erdbeeri-Mareili aus Gotthelfs Novelle hier gelebt habe. Spannend erzählte Schneiter, wie der Seeländer Maler Albert Anker das Gemälde vom Erdbeeri-Mareili entwickelte: vom ersten Bild mit einem Bauernmädchen vor ländlichem Hintergrund mit Tannen, der durchaus zum Egggraben passt, über die Veränderung des Gesichts und der Landschaft, bis zum bekannten Bild mit dem Bielersee im Hintergrund. Nicht nur Anker, sondern auch Emil Zbinden und der ehemalige Biembacher Lehrer Christian Siegenthaler zeichneten den Egggraben.
Ein Gemeinschaftswerk
Die Zuhörerschar bestand aus Familienmitgliedern, Nachbarn und Mitarbeitern. Ihnen allen dankte Simon Röthlisberger und überreichte ihnen ein Buch. Vom Vorbesitzer Fritz Schüpbach, der hier geboren wurde und fast sein Leben lang hier gewohnt hat, bekam er einige Informationen zum Gut. Nachbar Res Hofer stellte Unterlagen aus seinem Archiv im Stammhof Grossegg zur Verfügung. Darunter befand sich auch ein alter Kaufbrief von 1619, der mit Hilfe von Christoph de Roche, pensionierter Lehrer, entziffert werden konnte. Lokalhistoriker Hans Minder durchforstete Archive und zog aus Grundbucheinträgen und Karten Rückschlüsse auf den Egggraben. Er schrieb das Kapitel über die Landwirtschaftsgeschichte des Emmentals. Auch Heinrich-Christoph Affolter, Erforscher der Bauernhauskultur, unterstützte Simon Röthlisberger. Sein ehemaliger Schulkollege und Freund Jonas Glanzmann half mit seinem geschichtlichen Wissen zur Emmentaler Landschaft. Andreas Heege, Archäologe und Keramikspezialist, identifizierte die gefundenen Scherben.
Fehde wegen Quelle
Sein Forschungsdrang sei bereits als Kind beim Briefmarkensammeln entwickelt worden, meinte Simon Röthlisberger. Heute bereite es ihm Freude, alte Gegenstände und Dokumente wieder etwas lebendig werden zu lassen. Wenn er etwa liest, dass zwischen Grossegg und Egggraben eine jahrelange Fehde wegen der Nutzung einer Quelle bestand, kann er sich vorstellen, was die Menschen damals beschäftigte.
Beim anschliessenden Apéro erzählte der ehemalige Bauer Fritz Schüpbach, dass die Zufahrtsstrasse erst 1995 asphaltiert worden sei. Dafür musste Wald gerodet werden. Vorher sei es nur ein Karrweg gewesen. Die Betonstrasse hier hoch habe jedoch bereits bestanden.