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Retro statt Elektro

Darf ich mal Dampf ablassen? Nicht Dampf aus einer E-Zigarette mit Erdbeergeschmack. Ich meine eher so Dampf ablassen im Stil einer laut knarrenden und pfeifenden Lokomotive. Seit Jahren rauche ich nicht mehr, aber wenn ich diese E-Dinger sehe, dann möchte ich mich am liebsten mit einer Marlboro-Zigi daneben stellen und laut «Back to the roots» bellen.

Noch dampfiger werde ich, wenn diese Elektro-Autos an mir vorbeisurren wie eine Art Schleichroboter. 

Sie geistern durch die Strassen und anstelle eines Auspuffs kommt eine «Ich bin im Fall eine ökologisches
E-Ding»-Atmosphäre nachgeschwebt. Tatsächlich schaue ich immer zweimal nach, ob die Räder wirklich am Boden ankommen, oder ob sie eher durch die Lüfte gleiten. Irgendwie habe ich jedes Mal das Gefühl, dass diese Autos und deren Besitzer und Besitzerinnen mich auch besitzen wollen. Sie können nicht einfach natürlich neben mir vorbeirollen. Sie kommen mit diesem Steckdosen-Symbol am Füdli in dieser «Friday for Future»-Profilierung und protzen in meiner eventuell leicht verzerrten Wahrnehmung im Surr-Stimmchen an mir vorbei. Sie singen mir das Lied einer Zukunft, die ich höchst gruselig finde. Stellt euch doch bitte mal eine Autobahn vor, nur noch mit Elektroautos! Ist das nicht gespenstisch? Nicht im Stil eines niedlichen Hippiegspängstli, sondern eher so diese kalte, surrende Roboter-Kälte, an der kein Herz sich mehr aufwärmen kann.

Dagegen sitze ich in meinem «neuen» Auto. Einem Volvo V40 mit Kassettenrekorder und CD-Laufwerk und über mir schwebt eine bittere Wolke: «Altes böses Benzin-Auto». Erstes Einlöse-Datum: 2001! Mein normaler Menschenverstand dringt langsam zu mir durch und erklärt mir, dass dieses Auto nicht so böse und umweltverschmutzend ist wie sein Ruf. 

Bevor mich die empörte E-Welle erreicht hat, die mir klar machen möchte, dass der einzige Weg, den Gletscher zu retten in diesem Geisterauto steckt, da rockt es plötzlich die glasklare Auspuff-Wahrheit durch mich durch: «Eure ehemaligen noch komplett intakten Autos fahren auch noch auf diesem bedrohten Planeten rum! Einfach nicht in der Schweiz, gell, sondern irgendwo in Afrika.
Problem verschoben, Ruf gerettet, Stecker steckt und Image glänzt!

Wie ihr merkt, komme ich in absolut motorisierte, knarrende Fahrt, wenn ich über dieses Elektro-Thema spreche, es elektro-schockt mich jedes Mal und es bleibt nur noch zu hoffen, dass ab und zu einer die Retro-Perspektive einnimmt und einen Schraubenzieher in die Hand.

Gute Fahrt und voller Dampf voraus in eine nachhaltige Zukunft!

11.07.2024 :: Fabienne Diessel-Krähenbühl