Solche Bilder waren in der letzten Saison in Sörenberg öfter zu sehen. / Bild: Martin Burri (mbu)
Sörenberg: Nachdem sich wieder ein Defizit abzeichnet, ziehen die Bergbahnen die Notbremse. Sie schliessen drei Skilifte, passen das Gastrokonzept an und kehren zu fixen Preisen zurück.
«Die Bergbahnen Sörenberg AG bewegt sich auf dünnem Eis», sagt Verwaltungsratspräsident Theo Schnider. Das Betriebsergebnis der letzten Saison sehe etwa gleich schlecht aus wie im Vorjahr. Damals resultierte ein Verlust von 740´000 Franken und die Verantwortlichen hofften auf einen guten Winter. Doch es kam bekanntlich anders: Immer wieder regnete es und die hohen Temperaturen erschwerten oder verunmöglichten das Beschneien. Der Betrieb war nur eingeschränkt möglich. Steigende Energiepreise verschärfen die finanzielle Situation ebenso wie höhere Zinsen. Nicht zuletzt belastet auch das 22-Millionen-Projekt «Rothorn Retrofit» die Finanzen. «Jetzt müssen wir handeln», betont Schnider. In Gesprächen mit dem Kanton und den Banken werde momentan erörtert, ob und wie eine Unterstützung möglich sei. Die Bergbahnen ihrerseits müssten aufzeigen, wie sie in Zukunft auch schlechte Winter überstehen könnten. «Wir müssen dabei mutig sein und notgedrungen Abstriche machen. Zu hoffen, dass sich alles von selbst zum Positiven wendet, wäre der reinste Wahnsinn, absolut unverantwortlich.»
Drei Skilifte weniger
So hat der Verwaltungsrat entschieden, den Skibetrieb auf die Gebiete Dorf, Schwand und Brienzer Rothorn zu konzentrieren. Dort sollen die Schneesicherheit durch intensivere Beschneiung sowie die Pistenqualität erhöht werden. Die drei Skilifte eingangs Sörenberg, im Gebiet Rischli/Ochsenweid, werden dagegen nicht mehr in Betrieb genommen. Dies hat mehrere Gründe, wie Theo Schnider erläutert: Diese tiefer gelegenen Skilifte müssten häufig beschneit werden. Dies sei aber besonders aufwändig, da aufgrund des Moorschutzgebietes Beschneiungsanlagen nicht fest installiert werden dürften. Er rechnet insgesamt mit einem Sparpotenzial von 0,5 bis 1 Million Franken pro Winter.
Zu Entlassungen werde es wegen der Neuausrichtung nicht kommen, verspricht Theo Schnider. Wohl aber würden nicht alle Abgänge ersetzt.
Wieder fixe Preise
Das Skigebiet Sörenberg verliert also an Breite – auch geografisch. Künftig werden alle Gäste ihren Skitag im Dorf, im Schwand oder bei der Rothornbahn beginnen. Weil dort zu wenig Parkplätze zur Verfügung stehen, sollen die Autos weiterhin auch in der Ochsenweid und im Rischli abgestellt werden. «Wir prüfen nun, wie wir den Transport sicherstellen können», sagt Schnider. Und noch eine weitere Änderung kommt auf die Skifahrerinnen und Skifahrer zu. Neu gelten wieder fixe Preise – zwei Jahre nach Einführung des dynamischen Systems. «Der Gast hat dieses schlecht akzeptiert», gibt Theo Schnider zu. «Wer früh eine Tageskarte kauft, fordert trotz günstigerem Preis eine gewisse Schneegarantie. Und die können wir nicht bieten.» Wie hoch die Preise in der neuen Saison angesetzt werden, sei noch nicht definiert. Neu könnten Kinder bis acht und nicht nur bis sechs Jahre gratis Skifahren. Weiter gebe es eine U20-Karte «zu einem lukrativen Preis», stellt Schnider in Aussicht.
Die Weichen gestellt
Doch der Verwaltungsrat will nicht nur den Sparhebel ansetzen. Das Hauptziel sei es, den Sommer zu stärken, betont der Präsident. Derzeit würden immer noch 80 Prozent des Umsatzes im Winter erzielt. Ist man mit dieser Umstellung nicht etwas spät dran? Nein, findet Schnider. Bereits vor zehn Jahren habe man die Weichen gestellt, als man sich vom Rothorn-Ost-Projekt verabschiedet habe – «ein klassisches Winterprodukt». Mit dem nun realisierten «Rothorn Retrofit» dagegen stärke man den Sommertourismus und ermögliche neue Angebote. Zudem seien sie nun ein attraktiverer Partner für die Brienzer Rothornbahn auf Berner Seite. Erste Ideen für eine intensivere Zusammenarbeit seien bereits vorhanden, verrät Schnider. Weiter seien 2013 das Mooraculum und vor drei Jahren der grosse Moorrundweg auf der Rossweid eröffnet worden. Alles Sommerangebote. «Ein solch einschneidender Umbau eines Betriebs braucht Zeit und ist nicht auf Knopfdruck möglich.»