Wo Kleider und Schuhe eine zweite Chance bekommen

Wo Kleider und Schuhe eine zweite Chance bekommen
Silvia Stadelmann (links) und Brigitte Zehnder nehmen Kleidungsstücke in Empfang und kontrollieren die Qualität. / Bild: Ruedi Emmenegger (ers)
Schüpfheim: Monatlich einmal öffnet die Integrationsgruppe den Kleiderraum. Die einen bringen gut erhaltene Ware, die anderen können sich bedienen. Nun wird der Platz knapp.

Lange vor Türöffnung stehen ein Dutzend Personen am Eingang zum Sigristenhaus an der Lödergass 8 in Schüpfheim. Pünktlich um 9.00 Uhr startet die zweistündige Kleider-Verschenkaktion im Untergeschoss. Brigitte Zehnder und Silvia Stadelmann begrüssen die meisten Frauen und Jugendlichen nicht zum ersten Mal. Sie nehmen heute im Auftrag der Integrationsgruppe saubere und gut erhaltene Kleider und Schuhe entgegen, legen sie in die Regale oder hängen sie an die Stangen.


Stöbern, anprobieren, einpacken

Unterdessen beginnt auf den spärlich bemessenen Quadratmetern des Luftschutzkellers und der halben Waschküche ein emsiges, aber ruhiges und diszipliniertes Suchen und Stöbern. Bald sind es 25 bis 30 Interessierte,
die geeignete Stücke anprobieren und in grossen Taschen verstauen: Blusen, Röcke, Jeans, Hemden, Pyjamas, Schuhe, Sportbekleidung, Kindersachen, aber auch Gürtel und Taschen. Die Wintermode in grossen Kisten muss noch etwas warten. Falls sich die neuen Besitzerinnen für etwas entschieden haben, das sich zu Hause als unpassend herausstellt, bringen sie es nächstes Mal wieder zurück oder geben es an Bekannte weiter. Es kann auch mal vorkommen, dass ein verschmutzter oder schadhafter Artikel abgegeben wird. Der muss entweder retourniert oder entsorgt werden.

Vor acht Jahren hat Maja Waser, damalige Präsidentin der Integrationsgruppe Schüpfheim, damit angefangen, im privaten Rahmen Kleider und Schuhe für Migrantinnen und Migranten zu sammeln. Als der Platz in ihrem Haus dank steigender Nachfrage nicht mehr ausreichte, stellte die Kirchgemeinde den Raum im Sigristenhaus zur Verfügung.


Das Angebot weiterentwickeln

Derzeit ist eine Gruppe von acht freiwillig und unentgeltlich arbeitenden Personen an der Organisation beteiligt. An je einem Samstag pro Monat (ausser Juli und Dezember) betreuen zwei von ihnen den Kleider-Verschenkraum. Ihre Gäste sind zum grössten Teil Migrantinnen mit kleinem Budget, aktuell viele Frauen aus der Ukraine. Aber auch Einheimische kommen immer öfter vorbei. Es besteht der Wunsch, dass die lokale und regionale Bevölkerung das Angebot ebenfalls ausgiebig nutzt. Doch die Raumverhältnisse sind prekär. «Wenn sich der Kleiderraum wunschgemäss weiterentwickeln soll, braucht es einen grosszügigeren Standort», sagen die Verantwortlichen. Die Integrationsgruppe ist darum auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten.

18.07.2024 :: Ruedi Emmenegger (ers)