Mit dem Rad quer durch Amerika

Mit dem Rad quer durch Amerika
Matthieu Lossel auf einer fast unendlich langen Strasse. Er trotzte dabei nicht nur der Hitze. / Bild: zvg
Rad: Mit der Teilnahme am «Race Across America» ist für Matthieu Lossel ein Traum in Erfüllung gegangen. Der Zäziwiler durchquerte die Vereinigten Staaten in gut zehn Tagen.

5000 Kilometer Radfahren mit dem Rennvelo und dabei während maximal zwölf Tagen 50´000 Höhenmeter überwinden: Dies ist das Race Across America, kurz RAAM. 1982 fand es zum ersten Mal statt, damals noch unter dem Namen Great American Bike Race. Nach dem Start in Oceanside (Kalifornien) führt die Strecke quer über den Kontinent bis nach Atlantic City (New Jersey). Im Starterfeld unter den insgesamt 21 Männern und 2 Frauen war in diesem Jahr auch Matthieu Lossel aus Zäziwil. Für den 33-jährigen gelernten Schreiner, heute selbständiger Rohstoffhändler, war die Teilnahme am RAAM schon länger ein Traum.


Erster Start war 2020 geplant

Nach idealer Vorbereitung und mit der Qualifikation in der Tasche hatte Matthieu Lossel schon 2020 den Start am RAAM geplant. «Leider kam Corona dazwischen und ich musste alles abblasen.» Am Race Across the West 2022 (1500 Kilometer) schaffte der Zäzwiler, der in Amerika geboren wurde, dann zum zweiten Mal die Qualifikation für das Race Across America. «Die Idee zur Teilnahme an diesem Rennen hatte ich schon 2014 im Kopf», erklärt Lossel.

Nun, zehn Jahre später, ist er ein Finisher dieses anstrengenden Ausdauerevents. 10 Tage, 15 Stunden und 22 Minuten benötigte er für die rund 5000 Kilometer über fordernde Pässe und unendlich lange Geraden durch die Wüste. Der Sieger, Jimmy Rönn aus Schweden, schaffte die Strecke in 8 Tagen, 18 Stunden und 11 Minuten.


Durchhalten, Spass, Ziel erreichen

Relativ spät hatte Matthieu Lossel mit dem Vorbereitungstraining für das RAAM begonnen. «Nachdem ich im Januar mein Begleitteam beisammen hatte, begann ich mit dem Training», erklärt der Emmentaler, der als Hobby auch noch Akkordeon spielt. Als selbständiger Rohstoffhändler kann sich Lossel seine Arbeitszeit selber einteilen und er kann seinen Beruf überall auf der Welt ausüben. «Dies ist ideal, um zu trainieren. Zuletzt legte ich pro Tag rund 320 bis 350 Kilometer zurück, immer mit einem Tag Ruhepause dazwischen», blickt er auf seine Vorbereitung zurück, die er teils auch in Südfrankreich absolvierte. Bis zum Start des Race Across America am 11. Juni 2024 seien rund 6500 Trainingskilometer zusammengekommen, erklärt Lossel.

Eine grosse Zielsetzung hatte der Zäziwiler vor diesem Ausdauerevent in den USA nicht. «Für mich war wichtig, durchzuhalten, Spass zu haben und gesund das Ziel zu erreichen», sagt der 33-Jährige.


Im Ziel «guet zwäg»

Nach anfangs körperlichen Schwierigkeiten mit leichter übelkeit verlief der Start für Lossel nicht optimal. «Nach einer Pause sagte ich mir: Ab diesem Zeitpunkt lief es mir besser. Auch die Schwankungen zwischen teils hohen Tagestemperaturen von 40 Grad und oft kühlen Nächten steckte mein Körper gut weg», so Lossel.

Dank seinem zehnköpfigen Betreuerteam fehlte es Matthieu Lossel auf der Strecke an nichts. «Drei Betreuer waren immer mit mir unterwegs und versorgten mich mit Flüssignahrung und Getränken. Das restliche Team wechselte den Standort und ein Teil konnte schlafen», sagt der Ausdauerathlet. Pro Stunde benötigte Lossel rund einen halben bis dreiviertel Liter Flüssigkeit. Als grösste Herausforderung sieht er den Schlafentzug. «Es gab Nächte, in denen ich nur rund eine halbe Stunde schlafen konnte», erzählt der in Reutenen wohnhafte Zäziwiler. Doch sein Körper steckte alles gut weg und auch im Ziel in Atlantic City war Lossels Verfassung «tipptopp», wie er sagt. «Rein körperlich und in den Beinen war ich im Ziel gut zwäg.» Einzige Blessur seien seine tauben Hände gewesen. «Der Flug zurück in die Schweiz war für meinen Körper schlimmer, als die vorher zurückgelegten rund 5000 Kilometer», analysiert Matthieu Lossel abschliessend. Pläne für einen weiteren Ausdauerevent hat Lossel zum jetzigen Zeitpunkt keine. «Ich werde sicher weiterhin hobbymässig auf meinem Rennrad und auf dem Mountainbike unterwegs sein. Mal sehen, was sich in Zukunft noch ergibt.»

18.07.2024 :: Martin Burri (mbu)