Tanzend gemeinsam das Leben feiern

Tanzend gemeinsam das Leben feiern
«Vertanzt» – der Name ist bei diesem Festival Programm. / Bild: Beatrice Keck (keb)
Röthenbach: Am Festival «Vertanzt» besuchten vom 18. bis 22. Juli pro Tag rund 600 Personen die unterschiedlichsten Workshops zum Thema «Tänze rund ums Mittelmeer».

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wegen der allgegenwärtigen Benützung  der sozialen Medien scheint das manchmal beinahe vergessen zu gehen. Ganz anders bei «Vertanzt», dem Festival zum Mittanzen. Im Mittelpunkt steht hier die Begegnung zwischen Mensch und Mensch. Jonathan Gardy, Kommunikationsverantwortlicher und Vize-Präsident des Vereins Vertanzt, zitiert dazu den Religionsphilosophen Martin Buber: «Alles wirkliche Leben ist Begegnung.» Das Festival verfolge das Ziel, dank des gemeinsamen Mittanzens Begegnungen zu ermöglichen. Begegnungen zwischen jung und alt, reich und arm, Tanzerfahrenen oder Leuten mit zwei linken Füssen. Das Festival sei ein Ort des Zusammenkommens vieler unterschiedlicher Leute, sagt Gardy. Ein Ort zum Entdecken, Lernen, sich Austauschen und einfach Spass und Freude haben.


Tänze aus dem Baskenland

In drei grossen Zelten mit stabilem Holzboden fanden die Workshops statt. Da konnten die Besucherinnen und Besucher beispielsweise erste Erfahrungen mit Baskischen Tänzen machen. Die Tanzlehrerin, Izaskun Iturri, war mit einem jungen Geiger extra für «Vertanzt» aus der Nähe von Pamplona im Baskenland angereist. In gebrochenem Englisch und mit ansteckender Begeisterung lehrte die versierte Tanzlehrerin die Teilneh­merinnen und Teilnehmer die ersten Schritte des Baskischen Volkstanzes. Der Geiger begleitete sie und die Mittanzenden. Die Lehrerin ging recht schnell voran mit ihren Erklärungen. Im Zelt war es bei wunderschönem Wetter am Nachmittag trotz entfernter Seitenplachen mehr und mehr heiss. Trotzdem waren die Gesichter der Tanzenden ganz bei der Sache; konzentriert, dann wieder lachend versuchten sie die Tanzschritte mitzumachen. Die Füsse polterten im rassigen Tempo der spanischen Melodie. Durch das rhythmische Bewegen der rund 70 Personen begann der Holzboden im Zelt zu schwingen und zu quietschen. Da sah man hübsche Sommerkleider neben Shorts oder Pluderhosen. Ein grauhaariger, ge­übter älterer Herr tanzte neben einer jungen, etwas unbeholfenen Frau. Auch Leute aus Röthenbach tanzten beim Festival mit. Vom Kleinkind bis zur über 80-Jährigen war jede Altersgruppe vertreten.

Der Baskische Tanz gelte als kompliziert, deshalb habe sie an diesem Workshop teilgenommen, erklärte eine Teilnehmerin. Sie komme aus dem Rheintal und liebe es, Unbekanntes auszuprobieren und Neues kennenzulernen. Man bleibe jung, wenn man das «Hirni» bewege, meinte ein Mann im mittleren Alter. Tanzen tue einfach der Seele gut,
ergänzte er. Ein anderer Mann war gar aus Hamburg ans Festival in Röthenbach angereist. «Vertanzt» sei ihm von einer Freundin empfohlen worden. Die Atmosphäre hier sei sehr freundlich. Er erlebe pure Lebensfreude und das Tanzen mache ihn glücklich.


Ein bereicherndes Erlebnis

Ein italienischer Akkordeonist ist bereits mehrmals als Musiker hierher gereist. Es sei bereichernd, in dieser wunderschönen Umgebung spielen zu dürfen, erklärte er. Über 100 Musiker und Tanzlehrerinnen boten ein breites Angebot an. Auch meditative Tänze wie beispielsweise der Derwisch-Tanz standen auf dem Programm. Und bei gewissen Workshops könne man auch singen, berichtete ein Teilnehmer strahlend.

«Vertanzt» ist ein überschaubares, friedliches Tanzfest, ganz in der Tra­dition der aus Frankreich stammenden Bal Folks. Es habe noch nie Zwischenfälle gegeben, berichtete Jonathan Gardy vom Verein. Es werde auch kaum Alkohol verkauft. Die Menschen erfreuten sich an der in angenehmer Lautstärke gespielten Musik und bräuchten keine Drogen. Speziell wichtig sei es dem Verein, dass das Festival zwar international, gleichzeitig aber auch lokal stark verankert sei.

25.07.2024 :: Beatrice Keck (keb)