Breite Lobby für eine lebendige Emme

Breite Lobby für eine lebendige Emme
Beim Ausschuss kommen die Fäden der IG Lebendige Emme zusammen: Laura Bruppacher, Elena Paganoni und Claudio Rodriguez. / Bild: zvg
Emmental: 13 Naturschutz- und Fischereiorganisationen schliessen sich zur IG Lebendige Emme zusammen. Ihr Ziel: Bei wichtigen Projekten mit einer gemeinsamen Stimme mitreden.

Entlang der Emme stünden in den nächsten Jahren zahlreiche Projekte an, «die das Erscheinungsbild und die ökologische Qualität des Flusses auf lange Zeit mitbestimmen», schreibt die Interessengemeinschaft (IG) Lebendige Emme in einer Mitteilung. Und listet gleich einige Beispiele auf: Revitalisierungen, Sanierungen der Wasserkraftwerke und Massnahmen für Naherholung und Naturschutz. Zudem erarbeitet der Kanton Bern aktuell einen Gewässerrichtplan für die Emme, mit dem Hochwasserschutz- und Revitalisierungsprojekte angestossen werden. Bei all diesen Projekten möchten sich die lokalen Naturschutz- und Fischereiorganisationen «mit einer gemeinsamen Stimme einbringen».

Gemeinsam könne man «der Emme ein Stück ihrer ursprünglichen Dy­namik zurückgeben und die Artenvielfalt entlang des Gewässers deutlich erhöhen», sagt Elena Paganoni, Projektleiterin bei Aqua Viva. Die Gewässerschutzorganisation hat die Idee lanciert, dass sich Organisationen mit ähnlichen Anliegen zur IG Lebendige Emme zusammentun.


«Lebensraum zurückgeben»

Mittlerweile ist die Idee umgesetzt. Folgende 13 Organisationen bilden die IG: Pro Natura Oberemmental/Unteremmental, Birdlife Bern, WWF Bern und Solothurn, die Birdlife-Sektionen Langnau, Burgdorf und Umgebung, Bätterkinden, Wiler und Bucheggberg, dazu der Bernisch Kantonale Fischerei-Verband, die Fischerei-Pachtvereinigung Emmental, Perlenkette Emme und Aqua Viva.

«Um die Emme wieder zu einem für Menschen, Tiere und Pflanzen attraktiven Lebensraum zu gestalten, wird die IG unter anderem mit den lokalen und kantonalen Behörden sowie den Anwohnenden zusammenarbeiten», heisst es in der Mitteilung.Die Vision der IG beinhaltet beispielsweise die Vernetzung der Emme mit ihren Seitengewässern, ihre Durchgängigkeit für Fische sowie ausreichend Raum für den Fluss, um Hochwasserschäden zu minimieren und Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schaffen. «Wo immer möglich soll sich die Emme so wieder zu einem dynamischen, vielverzweigten Voralpenfluss entwickeln, der je nach Gefälle mal verzweigt, mal schlängelnd fliesst und eine starke Auendynamik aufweist», so die Verantwortlichen.


«Enges Korsett»

Vor mehr als 100 Jahren wurde begonnen, die Emme zu begradigen, zu kanalisieren und einzudämmen, um Siedlungs- und Landwirtschaftsflächen zu schaffen und den Hochwasserschutz zu gewährleisten. Dabei seien zahlreiche Tiere wie Fische, Vögel und Reptilien verschwunden oder hätten ihren Lebensraum verloren, erklärt die IG Lebendige Emme. Die Hochwasser von 2005, 2008, 2014 und zuletzt 2023 hätten zudem gezeigt, dass die Emme wieder mehr Raum benötigt. «Durch das enge Korsett hat sich die Emme in den über 100 Jahren immer tiefer eingefressen. Somit ist auch der Grundwasserspiegel gesunken.»

Projekte wie die Revitalisierungen bei Biberist oder im Emmenschachen bei Bätterkinden und Utzenstorf zeigten, wie Mensch und Natur von Gewässerprojekten profitieren können. Deshalb setzt sich die IG dafür ein, dass «weitere Abschnitte der Emme, die in einem kritischen Zustand sind, aufgewertet werden».

Eine schweizweite Zusammenarbeit

Die Interessengemeinschaft Lebendige Emme ist Teil des Projekts «IG Lebendiger Fluss» von Aqua Viva und der Somaha-Stiftung. Die beiden Organisationen möchten mit dem Projekt schweizweit «Flüsse und ihre Einzugsgebiete wieder in einen naturnahen Zustand versetzen». Hierzu bieten sie engagierten Organisationen und Einzelpersonen vor Ort die Möglichkeit, sich unter einem gemeinsamen Dach zusammen-zuschliessen. «So können die Menschen vor Ort gehört, lokales Wissen bei der Entscheidungs-findung berücksichtigt und Projekte im Sinne der Gewässerökologie umgesetzt werden.»

25.07.2024 :: egs