Zügeltermin – für Mensch und Haus

Zügeltermin – für Mensch und Haus
Ein kniffliger Moment: Mit dem Spezialtransport die Bahnunterführung in Langnau durchqueren. / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Gohl: Mirjam Morgenthaler und Ralph Güllmann wohnen neu auf dem Campingplatz Gohl. Beide haben ihr Zuhause gleich mitgenommen. Das bietet besondere Herausforderungen.

Ralph Güllmann ist frisch pensionierter Elektromonteur und wohnte bisher in  Pfäffikon (ZH). Nun beginnt für ihn ein neues Zeitalter. Über die Zeitschrift «Tierwelt» habe er sein Traumhaus gefunden, erzählt er. Es ist 11,70 Meter lang, 3,40 Meter breit und bietet rund 40 Quadratmeter Wohnfläche. In sein neues Domizil sind drei Zimmer, zwei Toiletten mit Duschen sowie eine Wohnküche integriert.

Doch ein Camping-Wohnhaus allein bringt noch nicht das ersehnte Glück. «Nun galt es, einen geeigneten Stellplatz zu finden», führt Güllmann aus. Nach längerem Suchen habe er im Camping Gohl genau das Richtige gefunden. Mit einem Niederflurwagen wurde das Haus auf der Strasse als Spezialtransport zum Camping Gohl geführt. Es benötigte das ganze Geschick des Fahrers Stefan Gerber, um das Objekt zentimetergenau in das Areal zu navigieren, wo es mit einem Kran an den definitiven Standort gehievt und an Strom, Wasser sowie Abwasser angeschlossen wird. «Nun werde ich das Haus neu möblieren. Ab August bin ich dann ein echter Emmental-Bewohner», sagt Ralph Güllmann.


Lehrlinge haben gewirkt

Mirjam Morgenthaler ist pensionierte Geschäftsführerin von Alzheimer Bern. Sie habe schon immer von einem Tiny-Haus geträumt, ein Haus zwischen einem Einfamilienhaus und einem Dasein im verdichteten Wohnen. «Als ich auf der stillgelegten Bahnstrecke mit der Emmentalbahn in Weier vorbeifuhr, habe ich das einsame Häuschen neben dem Bahnhof stehen gesehen», erzählt sie. Es habe sie sofort begeistert: «Das markante Dach hat mich beeindruckt, ich habe das Gefühl, es wirke wie ein Schutzengel.» Schliesslich kaufte sie das früher unter Denkmalschutz stehende Haus von einer Bauernfamilie.

Die Vermutung liegt nahe, das Gebäude sei ein Bahnwärter- oder Barrierenhaus. Doch es diente als Gartenhaus. Die Bauernfamilie hat das Bijou 1948 anfertigen lassen und der Tochter geschenkt. Später musste es einem Neubau weichen und stand seit vier Jahren auf dem Areal der Käser Holzbau AG. Also nahm Mirjam Morgenthaler Kontakt auf mit Nick Kä-ser, dem zukünftigen Geschäftsführer der Holzbaufirma. «Mit meinen im dritten und vierten Lehrjahr stehenden Lernenden haben wir dem Haus wieder neuen Glanz verliehen», sagt Nick Käser. Während zweier Monate wurde das Dach mit Ziegeln gedeckt, die Fassade erneuert und der Innenraum getäfert. Ein Bett, eine Küche sowie ein Tisch wurden im rund fünf Quadratmeter grossen Raum eingebaut. Die Zimmermann-Lehrlinge Finn Ritter und Marco Burkhalter schauen stolz auf ihre Arbeit zurück.


Achtung Unterführung!

Kürzlich ging das Häuschen nun mit einem Spezialtransport auf die Reise nach Gohl. Eine spezielle Herausforderung bot die Durchquerung der Bahnunterführung in Langnau. Am Ende der Transportkette wurde das Tiny-Haus mit einem Lastwagenkran auf die vorgesehene Campingzelle gehievt. «Ich freue mich, künftig gedankenversunkene Stunden in der Natur zu verbringen», sagt die Stadtbernerin.

Theo Bracher, Leiter des Campings Gohl, ist glücklich, zwei neue Bewohnende auf seinem Areal willkommen zu heissen.

25.07.2024 :: Pedro Neuenschwander (pnz)