104-Jährige: «Me het nie usglehrt»

104-Jährige: «Me het nie usglehrt»
Hanni Jutzi-Widmer darf auf ein langes Leben zurückblicken. / Bild: Margrit Kipfer (kmb)
Ranflüh: Hanni Jutzi-Widmer konnte am 17. Juli ihren 104. Geburtstag feiern. Die Jubilarin lebt im Dändlikerhaus und erinnert sich an Zeiten, da man noch reparierte statt entsorgte.

Aufgewachsen ist Hanni Jutzi-Widmer mit ihren Geschwistern auf dem elterlichen Bauernhof in der Nähe von Nyon, wo sie die französische Schule besucht hat. In ihrer Jugendzeit hat sie auf dem landwirtschaft­lichen Betrieb ihrer Eltern mitgeholfen. «Ich wollte gerne etwas lernen, aber es kam anders», sagt sie. Obschon sie keine Berufslehre machen konnte, lernte sie über ein Jahrhundert lang. «Me het nie usglehrt», meint sie verschmitzt.

Nach der Heirat 1950 wohnte sie mit ihrer Familie in Bern. In den 1980er-Jahren zogen sie dann nach Rüderswil. Zu ihren eigenen Kindern betreute Hanni Jutzi-Widmer noch Pflegekinder und umsorgte sie mit Liebe. In der Haushaltung gab es viel zu tun. «Damals hat man Sachen noch geflickt», gibt sie zu bedenken. Man habe nicht sofort alles weggeworfen, was irgendwo einen Defekt oder Mangel aufwies. Ein Loch oder einen Riss in einem Kleidungstück wusste man gekonnt zu reparieren. «Aber das brauchte auch seine Zeit», meint sie.


Ans Meer und über Pässe

Die Familie gönnte sich zeitweilen Ferien am Meer. «Wir haben jeweils gezeltet», erinnert sich die Jubilarin. Schön waren für sie auch die Ausflüge mit ihrem Mann. «Mit dem Auto sind wir über praktisch alle Pässe in der Schweiz gefahren.»

Heute macht sie noch kurze Ausfahrten. Ein Mitbewohner fuhr sie bis anhin jeweils mit dem Rollstuhl einige Runden übers Gelände. Auch sonst läuft im Dändlikerhaus mit Aktivierung und Turnen recht viel. Mit Stolz berichtet die Jubilarin, sie hätten gemeinsam Schwabenbrötli gebacken. Obschon Hanni Jutzi-Widmer auf den Rollstuhl angewiesen ist und das Gehör wie das Augenlicht nachgelassen haben, würde man ihr nie ein Alter von mehr als einem Jahrhundert geben. Sie hebt die gute Betreuung im Dändlikerhaus hervor. Und die Freude auf den Besuch ihres zwei­jährigen Urgrosskindes bringt ein Strahlen in ihre Augen.

25.07.2024 :: Margrit Kipfer (kmb)