Michel Zemp in seinem 400 PS starken Norma Helftec-Honda. / Bild: Martin Burri (mbu)
Motorsport: Michel Zemp tauschte seinen Tourenwagen im Jahr 2019 mit einem Rennsportwagen. Nach dessen Umbau startet der Escholzmatter heuer erstmals mit einem Turbomotor.
Es gibt viele Parallelen zwischen dem Michel Zemp (37-jährig) und Marcel Steiner aus Oberdiessbach (49-jährig) – beide bestreiten erfolgreich Autorennen, sind gelernte Automechaniker, sind Söhne eines Garagiers und beide stammen aus der Region. Doch besonders eine Gemeinsamkeit war für beide prägend: Zemp wie Steiner schnupperten bereits in ihren Wiegen am Rennbenzin. Steiners Vater Heinz bestritt mit grossem Erfolg Bergrennen und Marcel war schon
in jungen Jahren an den Rennen vor Ort (die «Wochen-Zeitung» berichtete). Tony Zemp, Michels Vater, war Hobbymotorsportler, der vor allem im Kart um die Rennstrecken jagte, aber oft auch als Zuschauer an Motorsportevents reiste. «Zu diesen Motorsportanlässen nahm mein Vater mich bereits als fünfjähriger Knirps mit», blickt Michel Zemp zurück. «So wuchs mein Interesse am Motorsport.» Aktuell wird Zemp von seinem Vater Tony als Teamchef und Mechaniker sowie von seinem jüngeren Bruder Sandro an die Rennen begleitet – Sandro Zemp bestreitet zwischendurch Rennen um den Renault Clio-Cup. Die Zemps führen in Escholzmatt die ZABA-Fahrzeuge GmbH, angegliedert ist hier auch das Familienunternehmen Zemp-Racing Motorsport.
Starttipps vom Meister
2019 suchte Michel Zemp eine neue Herausforderung verkaufte seinen erfolgreichen Cupra TCR und erwarb einen 2-Liter Norma M20 FC Rennsportwagen. «Wir haben dieses Fahrzeug während der Coronapause umgebaut. Der 2.0-Liter Honda-Motor ersetzten wir mit einem 1,17-Liter-Turboaggregat aus der Hildisrieder Firma Helftec. Und hier entdeckt man eine weitere Parallele zwischen Steiner aus Oberdiessbach und Zemp aus Escholzmatt: Steiners LobArt wird wie Zemps Norma ebenfalls mit Helftec-Power angetrieben. Dieser Kategorienwechsel zwingt Michel Zemp, Neues zu lernen. «Für mich war klar, in diesem neuen Fahrzeug muss sich meine Fahrweise, aber auch das Bremsverhalten ändern. Die Aerodynamik des Norma gibt mehr Abtrieb und lässt schnellere Kurvenfahrten sowie späteres Bremsen zu. An dies alles muss ich mich herantasten»,analysiert der Escholzmatter. Deshalb ist Zemp froh, dass ihm der routinierte und mehrfache Schweizermeister Marcel Steiner in den Anfängen einige Tipps gab. Weil sich die beiden nicht in der gleichen Rennkategorie duellieren – Steiners LobArt ist mit grösserem Hubraum rund 200 PS stärker – stehen die beiden auch nicht in direkter Konkurrenz.
Schnelle Zeiten zum Saisonstart
Michel Zemps Zielsetzung für die Saison 2024 lautet in erste Linie: Lernen und Daten sammeln. «Wie schon erwähnt betrat ich mit dem Fahrzeugwechsel totales Neuland», erklärt Zemp. Der gelernte Automechaniker scheint rasch zu lernen, denn in den bisherigen Rennläufen schaffte er bereits beachtlich schnelle Zeiten. So steuerte er seinen Wagen im ersten Lauf zur Schweizermeisterschaft am Hemberg auf den 2. Gesamtrang und dies gleich noch mit neuem Klassenrekord. Besonders freut sich Michel Zemp auch in diesem Jahr auf das Gurnigel-Rennen am 7. und 8. September: «Dieses Heimrennen ist immer speziell und motivierend mit vielen Zuschauern, die man oft auch kennt.»
Den ersten Gurnigelstart erlebte Michel Zemp im Jahr 2008. Als damals 21-jähriger Rennfahrer jagte er einen Renault Clio um die Kurven hinauf zum Gurnigelbad. Seine Rennfahrerkarriere lanciert hat Michel Zemp am 1999 im Kartsport. Höhepunkt hier war ein dritte Gesamtrang in der Schweizermeisterschaft. Nach dem Renault Clio Classic Cup, in dem Zemp 2009 Vizeschweizermeister wurde, pilotierte er dann in immer stärkere Rennwagen. Zwischen 2011 und 2014 holte er sich mit diversen Marken, wie Renault, Mercedes oder Seat zahlreiche Klassensiege. Seine Rennfahrerkarriere gipfelt nun im 400 PS starken Norma Helftec-Honda, mit dem der Entlebucher in der Klasse Sportwagen E2 SC bis 2000ccm startet und hier bereits mächtig Gas gibt. Die Vorzeichen stehen gut, dass Michel Zemp in seiner neuen Rennklasse innert Kürze regelmässig ganz an der Spitze mitmischen wird.