Die Athletikhalle: Vorne der Kunstrasen, in der Mitte die Turnhalle, hinten die Kraft-Geräte und darüber die Galerie mit Synthetic-Ice und Ausdauer-Geräten. / Bild: zvg
Langnau: Ein wichtiger Teil des neuen Campus ist die Athletikhalle im obersten Stock. Thaddäus Schnider, der Athletikverantwortliche der SCL Tigers, erklärt die Vorzüge der neuen Halle.
1500 Quadratmeter Nutzfläche, modern und vielseitig ausgestattet und auf Spitzen- und Leistungssportler ausgelegt – die Athletikhalle ist ein Prunkstück des neuen Campus in Langnau. Thaddäus Schnider, Head of Athletik der SCL Tigers, sieht drei Punkte, die wesentliche Vorteile bringen:
• Die Tigers sind im Training nicht mehr abhängig von anderen Personen oder Events. Bis anhin fand der Grossteil des Krafttrainings in einem abgetrennten Bereich des Tigersaals statt. Dort musste das Material wegen Anlässen immer wieder weggeräumt werden.
• Alles ist unter einem Dach. Für ein Eistraining im Sommer muss man nicht mehr nach Burgdorf, für ein Schnelligkeitstraining braucht man nicht mehr die Unihockey-Halle in Zollbrück. Die Tigers sparen Zeit, aber auch Geld.
• Es kann ganzheitlicher und gezielter trainiert werden. Dank neuer Geräte und Technologien können mehr Daten erhoben werden, dadurch wird sichergestellt, dass jeder Spieler im richtigen Bereich trainiert.
Alle Bedürfnisse werden abgedeckt
Thaddäus Schnider hat seine Stelle als Athletikverantwortlicher des Clubs im März 2023 angetreten. Er ist für alle Teams zuständig – von der U9 bis zu den Profis. Von Beginn an war die Planung der neuen Athletikhalle ein wesentlicher Bestandteil seines Jobs. Dabei hätten ihm seine Beziehungen und bisherigen Erfahrungen geholfen. Schnider studierte Sportwissenschaft und arbeitete als Athletikcoach des EV Zug im OYM in Cham, dem grössten und modernsten Trainingszentrum der Schweiz. «Es galt, die bereits bestehende Planung neu aufzubereiten», erklärt er. Dafür mussten zuerst die Bedürfnisse der SCL Tigers und der Drittmieter festgehalten werden. «Athletik beinhaltet Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination», erklärt Schnider. «Daneben möchte man sportartspezifische Skills trainieren. Ausserdem braucht es Platz für Warm-up und Cool-down.» Das alles sollte unter ein Dach, und zwar so, dass von den Profis bis zu den Kleinsten alle optimal trainieren können. Und dass auch Drittmieter wie die Leichtathletinnen des SK Langnau oder Spitzenschwinger wie Michael Moser oder Fabian Stucki alles Nötige vorfinden.
Ausserdem war bereits bei Schniders Amtsantritt klar, dass die Athletikhalle dreigeteilt werden muss. Grosse Stahlträger trennen die verschiedenen Bereiche ab. Das hat statische Gründe – weil sich die Athletikhalle über dem Eisfeld im dritten Stock befindet.
Halle 1: Kunstrasen und Rampe
Im nördlichen Drittel der Athletikhalle befindet sich in einer Ecke eine Rampe sowie eine Treppe mit unterschiedlich grossen Stufen. «Das ist optimal, um Explosivität zu trainieren», erklärt Thaddäus Schnider. Unter der Rampe befindet sich Stauraum für Trainingsmaterial. Ein grosser Teil des Bodens ist mit einer schwarzen Kunstrasenfläche überzogen. Wieso braucht es diesen? «Es gibt wohl keine Frage, die ich so oft beantworten muss wie diese», sagt Schnider. «Der grosse Vorteil ist, dass man über den Kunstrasen, den sogenannten Turf, Schlitten oder andere Zusatzgewichte ziehen oder schieben kann – ohne dass er kaputt geht. Bei einem Hallenboden wäre der Verschleiss riesig.» Gleichzeitig könne man aber auf dem Kunstrasen auch Stop-and-go trainieren, genau wie auf einem normalen Hallenboden. «Der Kunstrasen lässt also ein vielseitigeres Training zu.» Weiter sei dieser Bereich auch gut geeignet, um sich aufzuwärmen oder für das Cool-down nach dem Training.
Halle 2: Spielsportarten
Der mittlere Bereich bietet eine normale Turnhalle, die für Sportspiele geeignet ist. So hat es auch Basketballkörbe und verschiedenste Linien – auch ein reguläres Unihockey-Kleinfeld passt rein. «Gerade in der Saisonvorbereitung spielen wir im Training regelmässig Unihockey», sagt Thaddäus Schnider. Neben den Eishockey-Teams sei die Halle aber auch für andere Sportteams oder Firmen von Nutzen, die sich einmieten und zum Beispiel über Mittag ein Training anbieten möchten. Entlang der ganzen Athletikhalle, also über alle drei Bereiche hinweg, befinden sich drei 35 Meter lange Sprintbahnen. Diese verfügen über einen speziellen Belag, damit man auch mit Nagelschuhen darauf rennen kann. Interessant ist das besonders für den Sportklub Langnau, der dadurch vorab im Winter bessere Trainingsmöglichkeiten erhält.
Halle 3: Krafttraining
Im südlichen Teil der Halle befinden sich sämtliche Geräte für das Krafttraining. «Bei der Anschaffung haben wir darauf geachtet, dass wir das Geld nachhaltig investieren», erklärt Schnider. Bedeutet: «Keine Luxusvarianten, aber qualitativ gute und moderne Geräte, die man über die nächsten Jahre nutzen kann und auch in zehn Jahren noch von Nutzen sind.» Für Schnider gibt es zahlreiche Highlights. Einen Mehrwert bilden besonders Geräte, welche die Geschwindigkeiten oder den Krafteinsatz messen. So wisse er genau, welcher Spieler mit wie viel Gewicht trainieren müsse, oder wo ein Spieler Schwächen oder Dysbalancen aufweise.
Synthetic-Ice und Cardio
Direkt über den Trainingsgeräten, auf einer Galerie, befindet sich ein Synthetic-Ice-Feld – mit einer Grösse von fast 200 Quadratmetern. Es ist schweizweit das grösste seiner Art. Das «Oceanice» besteht zu einem Teil aus rezykliertem Plastikmüll aus dem Meer. Um darauf zu trainieren, ersetzen die Spieler die normalen Kufen ihrer Schlittschuhe durch solche mit ganz kleinen, geschliffenen Rollen, sogenannte Shark Blades. «Dadurch ist das Skaten auf dem Synthetic-Ice enorm realistisch», erkärt Schnider. «Das zusätzliche Feld bietet grosse Chancen», ist sich der Coach sicher. «Vorwiegend wird die Eisfläche wohl für Schusstraining genutzt werden. Man kann darauf aber auch 2 gegen 2 auf Torhüter spielen.» Ein weiterer grosser Vorteil: Die Unterhaltskosten sind extrem tief. «Durch den Abrieb entsteht eine kleine Staubschicht, die man wie bei einem normalen Hallenboden einfach wegwischen kann», erklärt Schnider. Unmittelbar neben dem Synthetic-Ice findet sich noch ausreichend Platz für Ausdauer-Geräte, wie etwa Indoor-Bikes.
Effizienz
«Die SCL Tigers bieten von der U9 bis in die National League jedem Team betreutes Athletiktraining. Das ist schweizweit einmalig», erklärt Schnider. Ein weiterer Vorteil der Athletikhalle sei die Grosszügigkeit: «Es kann ohne Probleme ein Team trainieren, und ein zweites Team sich daneben schon warmmachen.» Auch wenn die Teams der Tigers im Normalfall Priorität haben, können sich Dritte einmieten und von der Infrastruktur profitieren. «Das geht bisher gut aneinander vorbei», berichtet er. Bisher haben sich Eiskunstläuferinnen aus Thun, einige Spitzenschwinger aus der Region sowie der SK Langnau gemeldet und zum Teil bereits trainiert. «Das Ganze ist auf Leistungssportler ausgelegt, steht aber dem Breitensport genauso offen.» Lokale Eishockeyteams oder Firmen dürfen sich genauso einmieten wie Profisportler. Es würden individuelle Abmachungen getroffen. Ein weiterer Vorteil: «Die externen Athleten können mit ihrem eigenen Trainer herkommen. Hier haben sie alles unter einem Dach und können optimal trainieren.»