Der neugestaltete Friedhof ist ein Ort der Begegnung

Der neugestaltete Friedhof ist ein Ort der Begegnung
Auf dem Friedhof von Hasle gibt es nun mehr Natur und aus Holz gebaute, rautenförmige Urnennischen. / Bild: Gertrud Lehmann (glh)
Hasle: Mit einem stillen Fest weihte Hasle seinen neugestalteten Friedhof ein. Dort wird nun den veränderten Ansprüchen an die letzte Ruhestätte entsprochen.

Was vor vier Jahren mit der Befragung der Bevölkerung begann, kann sich heute mit Befriedigung sehen lassen. Die Neugestaltung hat aus dem tristen Ort der Trauer und des Abschieds eine freundliche Stätte der Begegnung und Erinnerung gemacht.


Der Tod gehört zum Leben

«Der Tod sollte kein Tabu sein, er gehört zum Leben», sagte Pfarrer Da-niel Ritter zu den Besuchenden, die sich am Samstagnachmittag auf dem Friedhof einfanden. Darum störe es ihn auch nicht, wenn während einer Abdankung vom angrenzenden Sport­platz Kinderlärm und Lachen herübertöne. Das Schulhaus sei ein Ort des Lernens für das Leben, der Friedhof ein Ort des Erkennens, dass unser Leben flüchtig sei. Zum Trost bleibe uns die Hoffnung und der Glaube. Er freue sich, dass dem Bedürfnis der Dorfbewohner nach mehr Naturnähe und individuellen Ruhestätten entsprochen wurde. Zugleich sei ein schöner Ort der Begegnung und nicht nur der Trauer entstanden. Auch der zuständige Gemeinderat Simon Röthlisberger zeigte sich zufrieden mit dem Umbau. Seit 1846 bestatte man hier die Einwohner von Hasle, weil der Friedhof bei der Kirche im Tal überschwemmt wurde. Eigentlich sollte auch die Kirche auf den Hügel zügeln, aber dann baute man auf dem Areal doch lieber ein Schulhaus und liess die Kirche, wo sie war. Der Anbau an das Aufbahrungsgebäude sei traditionsgemäss aus einheimischem, von Dorfbewohnern gespendetem Holz errichtet worden. Seine Wände beinhalten 148 rautenförmige Urnennischen, deren Abdeckung individuell gestaltet und verziert werden darf. Er nennt das Gebäude «Wurzelwerk», weil es ein Erinnerungsort für Dorfbewohner, die hier verwurzelt waren, sei. In einer der Nischen ist die Zeitkapsel untergebracht, deren Inhalt zum Thema «Hasle in 50 Jahren» von Schülern gestaltet wurde. Wenn man sie in 50 Jahren aufmache, werde die Überraschung sicher gross sein.


Zweimal sterben in Hasle

Geschichtsforscher Andreas Mathys hat sich mit der Vergangenheit des Friedhofs befasst. Dass die Kirche im Tal stehe, sei angesichts der häufigen Überschwemmungen eigentlich unerklärbar. Womöglich habe man damit gerechnet, dass ihr Geist das Wasser bannen werde. Doch da der Friedhof, dem Brauch entsprechend, auf dem Kirchacker angelegt wurde, kam es zur Katastrophe. Das steigende Grundwasser, der Biembach und die Emme holten die Leichen aus ihren Gräbern – man mag es sich nicht vorstellen. In der Region spottete man, in Hasle müsse man zweimal sterben: Einmal normal und ein zweites Mal durch Ertrinken. Sogar ein Spottlied zu diesem Thema kursierte. Friedhofgärtner Stefan Morgenthaler führte das Publikum durch die parkähnliche Anlage. Anschliessend an das Aufbahrungsgebäude liegt der «Waldfriedhof», eine mit Sträuchern und Bäumen bepflanzte Naturwiese. Hier würden anonyme Ruhestätten angeboten, der Name stände nur an der Wand des danebenstehenden Gebäudes. Das Gemeinschaftsgrab ist unter einer stattlichen Konifere. An einer Mauer stehen die Namen. Hier werde die Asche der Verstorbenen durch ein unterirdisches Röhrensystem der Erde zugeführt. Natürlich seien weiterhin Urnengräber mit Grabstein möglich, sagt er, wie auch Erdbestattungen, die aber höchstens noch fünf Prozent ausmachten. Aus diesem Grunde verfüge man hier über reichlich Platz, und könne sogar noch einen Landstreifen an die benachbarte Sportanlage abtreten.


16´000 Blumenzwiebeln

Er habe bei der Bepflanzung darauf geachtet, dass es im Sommer und im Winter etwas Schönes zu sehen gäbe. Im Frühjahr aber würden die 16´000 Blumenzwiebeln, die er vergraben habe, ein wahres Blumenmeer erblühen lassen. Dazu kommen noch die heute gepflanzten 200 Blumen. Und als Mittelpunkt der von Lilian Zürcher gestaltete, plätschernde Granitstein-Brunnen sowie die zahlreichen Ruhebänke ergeben einen wunder-vollen Ort, nicht nur für die Toten.

19.09.2024 :: Gertrud Lehmann (glh)