Eine Tauschbörse für Saatgut

Eine Tauschbörse für Saatgut
Säen, ernten und teilen - das ist das Ziel der Saatgutbibliothek. / Bild: Bernadette Waser-Unternährer (wbe)
Schüpfheim: Saatgutbiblio­theken gibt es in städtischen Regionen schon länger. Ein Entlebucher hat sie nun aufs Land gebracht, in die Regionalbibliothek Schüpfheim.

Die Saatgut-Bibliothek besteht eigentlich nur aus einem Holzkasten in einer Schublade der Regionalbibliothek Schüpfheim. «Wir, meine Kollegin und ich, fanden, das sei eine coole Sache, nachdem wir angefragt wurden. Wir stellen aber nur den Platz zur Verfügung», sagt die Bibliothekarin Doris Sprecher, während sie die Schublade öffnet.

Im Gestell neben der Schublade werden Gartenzeitschriften zur Ausleihe angeboten. Auch Bücher zu diesen Themen sind erhältlich. Die Saatgutbibliothek habe aber nicht zu einer grösseren Nachfrage nach diesen Werken geführt. Viele Leute interessierten sich mehr für den Kasten mit den Samen. Darin gibt es neben professionell gestalteten Tüten mit Bildern und Pflegeanleitung, farbenfrohen Beuteln auch einfach beschrifte-te, weisse Couverts. Auch leere Tüten zum Abfüllen fehlen nicht. Eine Anleitung ist ebenfalls vorhanden.  Das Saatgut muss zuerst getrocknet und luftdicht verschlossen als Schutz vor Schädlingsbefall eine Woche in den Gefrierschrank. Vielfältig ist auch das Angebot. Neben saisonalem Gemüse wie Peperoni, Tomaten und Stangenbohnen gibt es auch Blumen sowie Heil- und Wildkräuter zu entdecken. Tagetes, Kamille, Klatschmohn, Blattsenf und Dinkel-Weizen stellen nur eine kleine Auswahl dar.


Nicht nur für den städtischen Raum

Saatgutbibliotheken gibt es schon länger. Entstanden sind sie in städtischen Regionen wie Luzern und Bern. Auch Thomas Schmid, der vor einem Jahr aus der Stadt Bern nach Schüpfheim gezogen ist, lernte sie dort kennen. Urbane, städtische Gebiete seien bei diesen Themen sensibler, meint er und ergänzt: «Ich sehe aber nicht ein, warum es dieses Angebot nur im städtischen Raum geben soll.» Und so hat nun der gebürtige Entlebucher eine Saatgutbibliothek in der Regionalbibliothek in Schüpfheim initiiert.


Freude am gemeinsamen Gärtnern

«Wir sind diesen Frühling eher etwas spät gestartet mit einem Grundstock aus eigenem Saatgut», erzählt Tho-mas Schmid. Die Saatgutbibliothek ist ein niederschwelliges Angebot und soll nicht nur ein Forum für Fachleute sein. Botanisches Wissen ist keine Voraussetzung. Die Tüten müssen nur mit dem Pflanzennamen und dem Erntedatum beschriftet werden. Die lateinische Bezeichnung wird nicht verlangt. «Die Leute sollen Neues ausprobieren. Unser Ziel ist es, die Freude am gemeinsamen Gärtnern und am Teilen der Vielfalt zu fördern», sagt Schmid. Erfolge teilen, Samen ernten und sie wieder zurückbringen, lautet die Devise. Wenn ein Teil der Samen nach der Ernte wieder in die Bibliothek zurückgebracht wird, ist das Ziel des Projekts erreicht.

03.10.2024 :: Bernadette Waser-Unternährer (wbe)