Vieles wurde investiert, um die Biodiversität der Gartenanlagen zu fördern. / Bild: zvg
Lützelflüh: Vor gut zwei Jahren wurde das Gemeinschaftsprojekt Waldhaus ins Leben gerufen. Nun wurden die Bewohnenden für die Biodiversität in ihrer Gartenanlage ausgezeichnet.
«Als ich vorgeschlagen habe, die vielen Dornenbüsche zu entfernen und mit anderen Pflanzen zu ersetzen, wurde mir gesagt, dass diese der beste Schutz für Vögel vor Katzen und anderen Feinden seien», erzählt Michael Bucher während eines Rundgangs durch den Garten. Er ist Bewohner des Kulturzentrums Waldhaus in Lützelflüh. Um die Biodiversität der gesamten Grünfläche zu fördern, haben die Bewohnerinnen und Bewohner viel Arbeit und Zeit investiert. Beispielsweise wurden viele Betonplatten entfernt und junge Bäume im kleinen Waldstück gepflanzt, um dieses diverser zu gestalten. Auch wurden beim Biotop verschiedene Schlupflöcher für Frösche, Blindschleichen und andere Tiere gebaut. Solches Wissen und vieles mehr habe ihm unter anderem sein Mitbewohner Bastiaan Frich beigebracht, der bei der Stiftung Natur & Wirtschaft arbeitet und sich aus Überzeugung für mehr Vielfalt in der Natur einsetzt, sagt Bucher. Aufgrund dessen Empfehlung kam es zur Bewerbung und schlussendlich zum Zertifikat der Stiftung für die naturnahe Arealgestaltung des Gemeinschaftsprojekts Waldhaus (siehe Kasten). Es sei schön, diese Auszeichnung erhalten zu haben, meint Michael Bucher. Viel wichtiger sei aber zu wissen, dass die Anlage ein Wohlfühlort für die Menschen sei und ein Lebensort für viele Pflanzen- und Tierarten.
Familie und Unternehmen in einem
Das Kulturzentrum Waldhaus wird momentan durch 14 Erwachsene und 12 Kinder belebt. Vorher war die Liegenschaft 30 Jahre lang ein Seminarzentrum. Die grosse Wohngemeinschaft entstand durch die Verbindung verschiedener Familien und alleinstehender Personen. Heute wird das Hauptgebäude, welches das frühere Restaurant war, von den Bewohnerinnen und Bewohnern als Zuhause gebraucht. Im grossen Saalgebäude werden öffentliche Veranstaltungen durchgeführt und die Räume für Seminare oder Anlässe vermietet und genutzt. Ausserdem gehören zu der Anlage zwei weitere kleine Häuschen, ein Therapieraum, der sogenannte «Dom», ein grosser Holzkuppelbau, und eine Natursauna.
Wie Michael Bucher erklärt, treffen sich die Erwachsenen jede Woche zu Sitzungen, um emotionale Anliegen, Veränderungen an der Anlage, die verschiedenen Aufgaben oder auch das Budget zu besprechen. «Zusammen sind wir eben nicht nur eine Familie, sondern auch ein Unternehmen.»
Experimentielle Wohnform
Generell funktioniere das Zusammenleben gut, solange Rücksicht aufeinander genommen und einander mit Sorgfalt begegnet werde, sagt Michael Bucher. Natürlich könne eine grosse Gemeinschaft manchmal von Nachteil sein, wenn beispielsweise die Absprache eines neuen Projekts länger dauere. Jedoch werde dies später dann wieder zum Vorteil, wenn bei der Umsetzung viele Hände anpackten. Trotzdem sei es wichtig, eine klare Rollenteilung und unterschiedliche Ämtlis zu haben, die monatlich gewechselt werden. Nur so könne die experimentielle Wohnform zum Erfolg führen. «Natürlich sind auch Spannungen normal in unserer Wohnsituation», gibt Michael Bucher zu. «Jedoch probieren wir diese negative Energie immer in etwas Positives umzuwandeln. Zum Beispiel gehe ich Holz hacken, wenn ich wütend bin», fügt er schmunzelnd hinzu. Es werde viel Zeit und Herzblut in das Gemeinschaftsprojekt gesteckt und es sei für alle die oberste Priorität, ein lebhaftes Zuhause für die Kinder sowie auch für die Erwachsenen zu schaffen. Der naturfreundliche Garten ist ein Teil davon.