Zum letzten Mal im Einsatz: der Kirchenchor Biglen. / Bild: Bettina Haldemann-Bürgi (bhl)
Biglen: Der Kirchenchor lud zu seinem letzten Konzert ein und brachte unter der Leitung von Martin Studer «Ein deutsches Requiem» von Johannes Brahms zur Aufführung.
Der Chor blickt auf eine ruhmvolle Vergangenheit zurück. Jahr für Jahr fanden in der Kirche Biglen Adventskonzerte statt, die Kultstatus genossen. Unter der Leitung von Hedwig Gfeller, die fast 40 Jahre den Chor leitete, gelangten Werke wie Händels Messias, Bachs Johannespassion und Weihnachtsoratorium zur Aufführung. Als die Dirigentin 2012 aufhörte, hinterliess sie eine grosse Lücke. Mit viel Engagement versuchte Martin Studer, Dirigent im In- und Ausland, die Tradition weiterzuführen. Er brachte zu jeder Aufführung sein eigenes Profi-Ensemble, Mitglieder des Neuen Zürcher Orchesters, mit. Doch es gelang nicht, den Mitgliederschwund aufzuhalten, und auch das Publikumsinteresse nahm ab. Deshalb beschloss der Kirchenchor, sich nach 106 Jahren aufzulösen.
Souveräner Chor
Zu Beginn des Abschiedskonzerts spielte Daniel Allenbach, Mitglied beim Neuen Zürcher Orchester, das Hornkonzert Nr. 3 von Mozart. Ein gelungener Auftakt zu Brahms Requiem. Eindrücklich stellt der Komponist darin die Vergänglichkeit («denn alles Fleisch, es ist wie Gras») und die Ewigkeitshoffnung («Tod, wo ist dein Stachel?») dar. Johannes Brahms wollte mit seiner Musik den Hinterbliebenen Trost spenden. In Biglen gelangte das berühmte Werk in einer Kammerversion zur Aufführung. Der Chor, der fast ununterbrochen im Einsatz stand, meisterte die Herkules-Aufgabe souverän. Dank etlichen Zuzügern, vor allem in den Männerstimmen, erfreute der Chor mit einem ausgeglichenen Gesang und einer guten Diktion. Man bewunderte, wie konzentriert und sorgfältig sie unter der Leitung von Martin Studer sangen, und wie ausgezeichnet sie die gross angelegten Fugen bewältigten. Zwei hochkarätige Solisten, Kathrin Hottiger, Sopran, und Patrick Oetterli, Bass, steuerten der Aufführung viele Glanzpunkte bei. Ihre Auftritte, oft im Wechsel mit dem Chor, gehörten zu den berührendsten Momenten. Ebenfalls für Freude und Begeisterung sorgte ein Kammerorchester aus Musikerinnen der Region und Mitgliedern des Neuen Zürcher Orchesters. Sie spielten hervorragend zusammen, steuerten viele Soli bei und sorgten bei dramatischen Stellen für Spannung.
Abschied und Aufbruch
Das Abschlusskonzert des Kirchenchors Biglen stand nicht nur im Zeichen des Abschieds, sondern auch des Aufbruchs. Nach dem Aus des Chors will die Präsidentin Doris Engel und andere Mitstreitende sich Gedanken machen, wie das Singen in anderer Form weiter gepflegt werden könnte. Fest steht bereits, dass nächstes Jahr unter der Leitung von Martin Studer ein offenes Adventssingen stattfinden wird.