Peter W. Imhof inmitten seiner noch eingeräumten Regale in der Büchermühle. / Bild: Zora Stifel (zsl)
Zollbrück: Nach gut elf Jahren musste die Büchermühle in Neumühle ihren Betrieb einstellen. Der Besitzer Peter W. Imhof sucht nach neuen Plätzen für die halbe Million Bücher.
Peter W. Imhof braucht eine Zukunftslösung für seine über 500´000 Bücher, CDs, DVDs und Schallplatten. Dies wurde schnell klar, nach-dem er Ende Mai 2024 die Kündigung des Gebäudes der alten Mühle, dem Standort seines Antiquariats, mitgeteilt bekam. Sein Wunsch wäre es gewesen, in wenigen Jahren einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für die Büchermühle zu finden, sagt der 75-Jährige. «Für mich kommt es nicht mehr in Frage, das Ganze an einem anderen Standort aufzubauen.»
Verschiedene Schicksale
Für einen Bruchteil seiner Sammlung hat Imhof jedoch schon unterschiedliche Lösungen gefunden. Es gebe Stammkundinnen und Stammkunden, denen er bestimmte Bücher schenken wolle, ausserdem habe er mit mehreren Schulen, Bibliotheken und anderen Antiquariaten ausgehandelt, dass Teile der antiquarischen Bücher dorthin geliefert werden können. Im Weiteren könne viel Papier, wie zum Beispiel alte Notenbücher, zum Basteln verwendet werden. Leider muss Peter W. Imhof auch erzählen, dass ein Grossteil der Bücher im Altpapier landen werde. Im Herbst habe er schon 15 Tonnen unverkäufliche Bücher aussortiert und entsorgt. Ein Blick in die immer noch fast vollen Regale zeigt, wie viele Bücher sich bei Imhof in dieser Zeit angesammelt haben. Als ihn ein Lehrer gefragt habe, ob er mit seiner Schulklasse dabei helfen könne, meinte Imhof, dass er dies nicht wolle, da «Kinder lernen sollen, Bücher zu lesen und nicht zu vernichten». «Ich hatte die unterschiedlichsten Leute als Kunden», erzählt Imhof, «ein Stammkunde aus Fribourg hat jeden Monat eine Bananenkiste vol-ler Bücher geholt.» Für Imhof waren die Freundschaften mit den Menschen das Schönste an seiner nebenamtlichen Tätigkeit – beide Seiten seien traurig, dass dieser Austausch in der alten Mühle nun nicht mehr stattfinden könne. Sogar in den kalten Wintermonaten, als auch innen im Gebäude eine Mütze und Handschuhe getragen werden mussten, habe es gemütliche Plaudereien gegeben – am liebsten in der Nähe des Gasheizofens neben Imhofs Büro, dem einzigen erwärmten Bereich.
Nach der Schliessung des Geschäfts am 1. Dezember habe er nun bis Ende Juni 2025 Zeit, das Antiquariat zu räumen. Im Dezember können Kunden auf telefonische Anmeldung der Büchermühle noch einen Besuch abstatten. Was löst dieses Ende nun für ein Gefühl in ihm aus? Auf diese Frage kommt nicht wirklich eine Antwort, eher ein leichtes Zucken mit den Schultern, es sei jetzt halt so.
Grosse Leidenschaft
Das Lesen hat Imhof schon immer geliebt. Als nach einem traumatischen Erlebnis in der 9. Klasse, dem Brand des Hauses seiner Familie, alle seine Lieblingsbücher verbrannt waren, habe er diese wieder zusammengesucht. Nachdem er viele Jahre auf Gemeindeverwaltungen arbeitete und nebenbei ein Antiquariat führte, kam er im Sommer 2013 durch einen glücklichen Zufall zur leerstehenden Mühle in Zollbrück. «Ich wusste sofort, wenn ich diese Möglichkeit nicht annehme, ist es vorbei», erzählt er lachend, «so etwas wird einem im Leben nur einmal angeboten.»
Imhof startete mit einer Sammlung von 90´000 Büchern, die sich im Laufe der Jahre zu mehr als einer halben Million weiterentwickelte. In dieser Zeit hat er in dem fünfstöckigen Gebäude ein klares System eingerichtet. Beispielsweise befanden sich die Taschenbücher im Erdgeschoss, welche für zwei Franken verkauft wurden, und auf dem ersten Stock waren Bücher von Schweizer Autorinnen und Autoren sowie Spezialsammlungen in die Regale eingeordnet. Dort konnten auch die Mundart-Bücher gefunden werden, die sich zu Imhofs Lieblingen entwickelt haben. Die ganzen Regale und Möbel habe er von Bekannten bekommen oder selbst geschreinert. Diese zu füllen, sei kein Problem gewesen. «Ich habe eigentlich alles angenommen», erzählt Peter W. Imhof, «sonst war die Gefahr zu gross, dass das Falsche fortgeworfen wurde.» Unter anderem hat er sechsmal mehrere tausend Bücher an ein Filmset für Kulissen geliefert, das Hauptgeschäft sei aber schon das Antiquariat gewesen. «Wer eine konkrete Vorstellung für ein Buch hatte, habe ich immer in eine Buchhandlung geschickt», mein Peter W. Imhof. «Bei mir in der Büchermühle war das Ziel, in der ganze Auswahl an Büchern herumzustöbern und dabei auf Neues und Unerwartetes zu stossen.» Dies wird in der Büchermühle ab Januar nicht mehr möglich sein.