Vince darf die ausgewählte Fichte abschneiden und Papa sorgt dafür, dass die Säge nicht klemmt. / Bild: Erhard Hofer (hol)
Trub: Mit der Säge in der Hand im Wald den eigenen Weihnachtsbaum aussuchen und umsägen. Die IG-Truberwald machte es am vergangenen Samstag möglich, ganz legal und gratis.
Es ist winterlich kalt an diesem Vormittag auf dem Viehschauplatz in Fankhaus und passend zur Aktion Weihnachtsbaum begann es in der Nacht zu schneien. Nach dem letztjährigen Erfolg hat die Interessengruppe Truberwald auch dieses Jahr dazu eingeladen, in Begleitung eines Waldbesitzers den eigenen Weihnachtsbaum selber auszuwählen und sozusagen als Weihnachtsgeschenk mitzunehmen. «Mit dieser Aktion wollen wir der interessierten Bevölkerung den hiesigen Wald mit dem vielfältigen Nutzen etwas näherbringen und damit aufzeigen, dass Wald nicht einfach nur eine Ansammlung von Bäumen und Sträuchern ist», erklärt mir Andreas Schweizer, Förster und Mitglied der IG-Truberwald.
Natürlich gewachsene Fichten
Auf dem Platz herrscht unterdessen bereits reges Treiben in einer vorweihnächtlichen Stimmung mit Glühwein und Apfelpunsch in dampfenden Kesseln, Grillwürsten und wärmenden Finnenfakeln. «Für den heutigen Tag haben wir über 20 Anmeldungen erhalten und mindestens so viele Interessierte erwarten wir erfahrungsgemäss spontan und unangemeldet», vermutet Andreas Schweizer. Die Frühaufsteher kehren nun bereits mit ihren ausgesuchten und eigenhändig geschnittenen Weihnachtsbäumen aus dem Wald zurück. «Es handelt sich ausschliesslich um natürlich gewachsene Fichten aus Böschungen entlang der Strassen und Wegen, an denen man die Bäume in nächster Zeit sowieso entfernen müsste. Natürlich wurden diese Standorte für die Aktion vorgängig zusammen mit den Waldbesitzern besprochen», betont der Förster. Angemeldet haben sich auch Claudia Buser und Fredi Stalder mit ihren drei Kindern Jill, Amy und Vince. Diese Familie darf ich zusammen mit Andreas Schweizer bei ihrer Suche nach ihrem Wunschbaum begleiten. Was treibt eine Familie aus Signau dazu, im Trub einen Weihnachtsbaum zu holen? «Es ist ein einmaliges Erlebnis, mit den Kindern im verschneiten Wald den eigenen Weihnachtsbaum zu schneiden und dabei auch noch einen Anteil zu einem gesunden Wald beizutragen», erklärt Claudia Buser und fügt an: «Mein Mann Fredi arbeitet bei der Truberholz AG. Dadurch waren wir schon letzte Weihnachten dabei.» An der steilen Strassenböschung einer Zufahrtsstrasse in die Emmentaler-Hügellandschaft beginnt die Suche nach dem Weihnachtsbaum für die Familie. Die Kinder können nicht widerstehen, schon mal ein kleines Tännchen für das Kinderzimmer abzusägen.
Ein Zwillingsbaum soll es sein
Nach einigen Klettereinlagen und kritischen Begutachtungen der verschneiten Tännchen – was nicht immer ohne Schneeduschen vonstatten geht – werden auch die Eltern fündig. Es ist kein Baum nach den üblichen Normen, sondern ein Zwillingsbaum mit zwei getrennten Stämmchen. «Dieser Baum muss es sein. So einen Weihnachtsbaum hatten wir noch nie», ist sich die ganze Familie einig. Der Baum werde nun mit selbst gebasteltem Weihnachtsschmuck geschmückt und ab dem dritten Advent bis nach Neujahr in ihrer heimeligen Stube in Signau leuchten.